ADHS, zu deren Hauptsymptomen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gehören, ist eine der häufigsten psychiatrischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Unbehandelt kann sie die schulische und berufliche Leistungsfähigkeit sowie zwischenmenschliche Beziehungen beeinträchtigen. Anders wie früher angenommen, wächst sie sich nicht unbedingt mit dem Erwachsenenalter aus. Vielmehr bleibt ADHS bei fast jedem Zweiten bis ins Erwachsenenalter bestehen und kann auch dann Probleme bis großes Leid bei den Betroffenen und ihrem Umfeld verursachen.
„ADHS, ist wie alle neuropsychiatrischen Störungen, aktuell noch eine klinische Diagnose, die durch Erfahrung und Expertise im ausführlichen Gespräch mit dem Patienten gestellt wird“, erklärt Prof. Dr. Alexandra Philipsen, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. „Zwar sind Biomarker für die ADHS-Diagnose in den letzten Jahren zunehmend im Fokus der Forschung. Allerdings wurde bislang noch kein messbarer biologischer Parameter entdeckt, der eine ausreichende Zuverlässigkeit beim einzelnen Patienten aufweist.“ Somit bleibe es, laut der Spezialistin für ADHS im Erwachsenenalter, also weiterhin nötig, anhand der Symptomatik im Patientengespräch diagnostische Kriterien sorgfältig zu prüfen und gleichzeitig zu kontrollieren, ob die Symptome nicht besser durch eine andere Störung erklärt werden könnten und auch körperliche Ursachen ausgeschlossen wurden.
ADHS-Diagnose mit hoher Zuverlässigkeit und Sicherheit möglich
„Denn keine der Hauptsymptome ist allein für ADHS charakteristisch. Vielmehr können Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität beispielsweise auch bei Schizophrenie oder Depression sowie bei körperlichen oder neurologischen Erkrankungen auftreten und dabei eine ADHS imitieren“, sagt Dr. Alexandra Lam, Ärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. Aber auch Menschen ohne psychiatrische oder körperliche Erkrankungen können irgendwann einmal von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität oder Impulsivität betroffen sein, ohne dass sich hieraus eine Krankheit ableiten lässt. „Sofern sich hieraus aber Probleme oder gar ein Leidensdruck ergeben, kann eine umfassende und sorgfältig durchgeführte ADHS-Diagnostik sinnvoll sein“, sagt Lam, die ebenfalls sehr viel Erfahrung in der Behandlung von ADHS Patienten im Erwachsenalter hat.
Kritiker der Diagnose ADHS und vor allem der medikamentösen Behandlung haben aber Sorge, dass es sich hier lediglich um eine Modeerscheinung handle, der sogar mit Betäubungsmitteln begegnet werde. Mit diesen und anderen Vorurteilen sehen sich auch viele Betroffene tagtäglich konfrontiert. Daher möchten Prof. Philipsen und Dr. Lam im Rahmen des Patientenkolloquiums über die ADHS-Diagnostik sowie den aktuellen Stand in der Behandlung und in der Forschung informieren. Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen an die beiden Referentinnen des Universitätsklinikums Bonn zu stellen.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Alexandra Philipsen
Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15723
E-Mail: Alexandra.Philipsen@ukbonn.de
Dr. Alexandra Lam
Ärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15723
E-Mail: Alexandra.Lam@ukbonn.de