Betrachtet man die Einstellung zur Internationalität Bonns im Bezug auf das Stadtlogo „Stadt-City-Ville-Bonn“, so zeigt sich, dass dieses in der Bevölkerung verankerte Selbstverständnis durch die Stadtverwaltung der Bundesstadt aufgegriffen und vermarktet wird. „Das Bonner Stadtlogo ist mehr als nur eine Marke“, sagt Professor Dr. Manfred Nutz, der das Praktikum geleitet hat. „Es verkörpert gleichzeitig das Selbstbild der Stadt bzw. ihrer Einwohner in der Öffentlichkeit.“ Im Vergleich treffe dies auf das Kölner Stadtlogo nur bedingt zu: „Zwar ist der Kölner Dom – das unangetastete Hauptidentifikationsmerkmal der Stadt Köln – symbolisch im Stadtlogo eingebunden, doch lässt sich der Kölner Dom nicht mit einer Einstellung, einer Attitüde oder einem Selbstverständnis der Bürger verbinden,“ sagt Professor Nutz.
Die Identifikation mit der Stadt als solcher zeigt sich in Köln und Bonn gleich stark ausgeprägt. Dem Satz „Ich identifiziere mich mit Köln“ stimmten in Köln 43,1 % der Befragten uneingeschränkt zu. In Bezug auf Bonn fällt die Identifikation mit 42,7% lediglich geringfügig niedriger aus. Und mit welchen Köpfen wird Bonn bzw. Köln verbunden? Der spontan genannte berühmte Bonner lautet erwartungsgemäß Ludwig van Beethoven, die Kölner nannten mehrheitlich Willy Millowitsch. Betrachtet man die gegebenen Antworten differenziert nach dem Alter der Befragten, so stieg insbesondere in Köln prozentual die Vielseitigkeit der Antworten. Menschen zwischen 18 und 30 neigten dort deutlich eher dazu, auch Personen aus dem aktuellen Tagesgeschehen (wie z.B. Stephan Raab und Lukas Podolski) mit der Stadt in Verbindung zu setzen.
„Hinter der allgemeinen Fassade eines Stadtimages stecken komplexe stadtgeschichtliche und städtebauliche Prozesse der jeweiligen Orte, die von einem sehr unterschiedlichen biographischen Hintergrund der Bewohner interpretiert werden“, erklärt Geograph Nutz. Deshalb mussten sich die Geographiestudenten in seinem Lehrangebot zunächst mit theoretischen Aspekten der Imagebildung von Städten, der persönlichen Bindung an Orte und dem Phänomen der Heimat in der Großstadt widmen. Erst danach ging es in die Bonner Innenstadt, nach Poppeldorf und Endenich und die Museumsmeile in Bonn sowie die Kölner City und nach Köln-Sülz zu den Befragungen.
Die Details bestätigen Vorurteile und bringen zugleich Überraschungen zu Tage. So bezeichnen die Bonner ihre Stadt erwartungsgemäß nicht gerade als „Einkaufsstadt“, im Gegensatz zu den Kölnern. Jedoch wird trotz der erheblichen Unterschiede in Größe und Angebot des Einzelhandels Bonn als ebenso attraktive Einkaufscity bewertet: Bonn bekam die Note 2-3 (2,5), Köln erhielt eine 2- (2,3). Außerdem zeigt die Umfrage, dass Köln ebenso wie Bonn von den Einwohnern gleichermaßen als Studentenstadt gesehen wird. Auch bei der Einschätzung des kulturellen Angebots waren sich Kölner und Bonner weitestgehend einig. Beide Städte wurden bezüglich Hochkulturveranstaltungen von den jeweiligen Einwohnern mit 2+ bewertet.
Trotz des Größenunterschiedes wird Köln ebenso wie Bonn als sehr persönliche Stadt bezeichnet. Auch in den Bereichen Modernität, Toleranz, Traditionalität und Preisniveau unterscheiden sich die beiden Städte lediglich geringfügig. Allerdings fällt auf, dass sich die Bonner im Vergleich etwas toleranter einschätzen. Dies Ergebnis überrascht, wo doch das Image vom toleranten Köln im Sinne des laxen „rheinischen Katholizismus“ und dem Motto „Jeder Jeck ist anders“ sehr verbreitet ist. Nicht überraschend ist wiederum, dass die Bonner ihre Stadt als weniger hektisch, gepflegter, familienfreundlicher und sicherer empfinden als die Kölner ihr Zuhause. Die geäußerte Empfindung mag zum Teil mit der Größe der Stadt zusammenhängen, aber auch städtebauliche und verkehrstechnische Gründe haben.
Kontakt:
Prof. Dr. Manfred Nutz
Geographisches Institut der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-7509
E-Mail: nutz@uni-bonn.de