18. Juli 2024

Biene ist nicht gleich Biene – Workshop zur Gestaltung von Nisthilfen anlässlich des Weltbienentags 2024 Workshop zur Gestaltung von Nisthilfen anlässlich des Weltbienentags 2024

Im Aktionsmonat Mighty May haben 20 interessierte Bienenfreund*innen am Workshop zur Gestaltung von Nisthilfen für Wildbienen teilgenommen und zahlreiche neue Nistplätze aus leeren Konservendosen und Schilfrohren gebastelt, die danach in den eigenen Gärten platziert werden können. Der lehrreiche und spannende Workshop wurde durchgeführt von J.-Prof. Antonia Mayr, die im Bonner Institut für Organismische Biologie über die Auswirkungen von Klimawandel und Landnutzung auf Wildbienen forscht

Antonia Mayr beim Workshop zur Gestaltung von Nisthilfen
Antonia Mayr beim Workshop zur Gestaltung von Nisthilfen © Hannah Lutterbeck
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Wildbienen sind die wildlebenden Verwandten der domestizierten Honigbiene. Sie sind essentiell für die Bestäubung zahlreicher Pflanzenarten. In Deutschland gibt es etwa 600 Windbienenarten, von denen einige ihre Nistplätze in kleinen Löchern – z.B. in Steinen, Holz oder hohle Pflanzenstängel – anlegen. Für die Wildbienen wird der Lebensraum jedoch zunehmend knapp: Ob in der Stadt oder auf dem Land – es gibt immer weniger Nist- und Nahrungsmöglichkeiten. Etwa die Hälfte aller Arten gelten als gefährdet oder als unmittelbar vor dem Aussterben bedroht. Wildbienen stehen daher unter dem besonderen Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes.

Um Wildbienen und anderen Insekten in der heutigen (Stadt-)Landschaft mehr Nistmöglichkeiten zu bieten und die Insektenbeobachtung auch vor der eigenen Haustür zu ermöglichen, können einfach und schnell Nisthilfen selbst gebastelt werden. Die im Handel verfügbaren Nisthilfen sind oft mangelhaft, enthalten für Wildbienen unbrauchbare Materialien und können eine ökologische Falle darstellen, wenn Parasiten, Bakterien oder Viren in die Brutzellen gelangen oder werden von den Bienen aufgrund von Schäden gegebenenfalls nicht genutzt. Als Standort wird von den Bienen ein sonniger Platz bevorzugt. Um die Nisthilfe vor Vögeln zu schützen, kann sie durch ein feinmaschiges Drahtnetz abgeschirmt werden.

In jedem Schilfröhrchen legt eine weibliche Wildbiene mehrere Kammern hintereinander für ihren Nachwuchs an. Jede der Kammern stattet sie mit einem Ei und einem Nahrungsvorrat bestehend aus Nektar und Pollen für den Nachwuchs aus. Die einzelnen Kammern verschließt sie – je nach Wildbienenart – mit Sand, Lehm, Pflanzenmaterialien, Speichel oder auch mit Baumharz. Die im folgenden Jahr schlüpfenden Bienen müssen sich dann nacheinander aus den Kammern befreien.

Der Aktionsradius der Wildbienen beträgt bei sehr kleinen Arten häufig kaum 200 Meter um das Nest. Daher ist es sinnvoll, den Bienen in direkter Nähe zur Nisthilfe Blühressourcen zu bieten. Viele Wildbienenarten haben sich auf Pollen einer bestimmten Pflanze zur Versorgung ihrer Nachkommen spezialisiert, sie sind also oligolektisch. Es sollte deshalb darauf geachtet werden, dass möglichst viele unterschiedliche heimische Arten angeboten werden, um für jeden Geschmack etwas dabei zu haben. Mehr Informationen zum Nahrungsangebot für Wildbienen sind für Balkon und Terasse hier und für Blumenwiesen im Garten hier zu finden.

In den Nisthilfen siedeln sich übrigens nicht ausschließlich Wildbienen an – sie bieten auch Heimat für andere Insekten, die genauso schützenswert sind.

Die komplette Anleitung gibt es hier.

Hinweis: Als Alternative zur Nisthilfe mit Schilf können auch Tonblöcke und Stücke aus Baumstämmen entsprechend mit Löchern als Nistplätze versehen werden. Hierbei sollte beachtet werden, dass Hartholz mit glatten Bohrungen mit einem Durchmesser zwischen 2 und 9 Millimetern quer zur Wuchsrichtung (d.h. seitlich) versehen wird. Am besten eignet sich Holz, das bereits ein paar Jahre gelagert wurde und gut getrocknet ist.

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