10. September 2013

Maya zerstückelten ihre Feinde Maya zerstückelten ihre Feinde

Forscher der Universität Bonn entdecken im mexikanischen Uxul ein 1.400 Jahre altes Massengrab

In der früheren Maya-Stadt Uxul (Mexiko) haben Altamerikanisten der Universität Bonn in einer künstlichen Höhle ein Massengrab entdeckt. Spuren an den Knochen deuten darauf hin, dass die Menschen vor rund 1.400 Jahren enthauptet und zerstückelt wurden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich bei den Opfern entweder um Kriegsgefangene oder aber um Adlige aus Uxul selbst handelt.

Aufsehen erregender Fund:
Aufsehen erregender Fund: - Wissenschaftler der Universität Bonn entdeckten in einer künstlichen Höhle der früheren Maya-Stadt Uxul in Mexiko die Reste zerstückelter Körper. Auf dem Bild sind mehrere Schädel, Unterkiefer und Rippen zum Zeitpunkt der Ausgrabung zu sehen. © Foto: Nicolaus Seefeld/Uni Bonn
Alle Bilder in Originalgröße herunterladen Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.

Seit fünf Jahren graben Archäologen der Abteilung für Altamerikanistik der Universität Bonn mit Finanzierung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in der früheren Maya-Stadt Uxul in Campeche (Mexiko), um das Entstehen und den Zerfall von Regionalstaaten im Maya-Tiefland zu erforschen. Den Wissenschaftlern unter Leitung von Prof. Dr. Nikolai Grube und Dr. Kai Delvendahl von der Uni Bonn sowie Dr. Antonio Benavides von der mexikanischen Altertumsbehörde gelang nun ein aufsehenerregender Fund: In einer rund 32 Quadratmeter großen künstlichen Höhle, die vormals als Wasserspeicher genutzt wurde, legten sie die Skelette von 24 Menschen frei.

„Abgesehen von der großen Anzahl der bestatteten Individuen fiel bereits während der Ausgrabung auf, dass sich die Skelette nicht mehr in ihrem ursprünglichen anatomischen Verbund befanden“, sagt der Archäologe Nicolaus Seefeld, der für seine Doktorarbeit das ausgeklügelte Wasserversorgungssystem von Uxul untersucht und das Massengrab entdeckte. Sämtliche Schädel lagen ohne eine Verbindung zum Rest der Körper im Höhleninnenraum verstreut, selbst der Großteil der Unterkiefer war von den Köpfen getrennt worden. Dagegen fiel bei der genaueren Untersuchung auf, dass die Glieder von Beinen und Händen teils vollständig erhalten waren. „Diese Beobachtung schloss die Möglichkeit aus, dass es sich bei diesem Massengrab um eine sogenannte Sekundärbestattung handelte, bei der die Knochen von Verstorbenen an einem neuen Ort niedergelegt werden“, sagt Nicolaus Seefeld.

Indizien für gewaltsamen Tod und Zerstückelung

Nach den Schlussfolgerungen der Wissenschaftler deutet das räumliche Muster der Knochen darauf hin, dass die Leichen der 24 Menschen enthauptet und zerstückelt wurden. Bei einem Großteil konnten Anzeichen für einen gewaltsamen Tod nachgewiesen werden. „So sind die beobachteten Beilspuren an den Nackenwirbeln ein deutlicher Hinweis auf Enthauptungen“, berichtet Seefeld. An einem weiteren Schädel zeigt der Stirnbereich einen unverheilten Schädelbruch, der vermutlich durch einen Keulenschlag verursacht wurde. Außerdem sind an zahlreichen Schädeln Schnittspuren von scharfen Gegenständen zu erkennen, die von Steinbeilen stammen könnten.

Aufgrund einer Lehmbedeckung sind die Knochen so gut erhalten geblieben, dass bei 15 der insgesamt 24 Individuen Alter und Geschlecht bestimmt werden konnten. Es handelte sich um dreizehn Männer und zwei Frauen, die zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 18 und 42 Jahre alt waren. Analysen von Zähnen und Knochen ergaben, dass einige der Verstorbenen zu Lebzeiten an Unterernährung litten und infolge von Karies einige Zähne verloren hatten.

Einige der Toten verfügten über Zahneinlagen aus Jade. Die Wissenschaftler werten das als Zeichen für einen hohen sozialen Status. Die Archäologen der Universität Bonn wissen jedoch noch nicht, ob es sich um Kriegsgefangene aus einer anderen Maya-Stadt handelte, die in Uxul geopfert wurden, oder aber um Adlige aus Uxul selbst. Erst mit Hilfe der Isotopenanalyse wird sich klären lassen, ob die Toten Angehörige der lokalen Bevölkerung waren oder ob sie in einer anderen Region des Tieflands aufwuchsen. „Die Entdeckung des Massengrabs beweist jedoch, dass die in der Maya-Kunst häufig dargestellte Zerstückelung von Kriegsgefangenen und Gegnern tatsächlich praktiziert wurde“, sagt Prof. Dr. Nikolai Grube.

Kontakt:

Prof. Dr. Nikolai Grube
Abteilung für Altamerikanistik und Ethnologie
der Universität Bonn
Tel. 0228/744412
ngrube@uni-bonn.de

Nicolaus Seefeld M.A.
Abteilung für Altamerikanistik und Ethnologie
der Universität Bonn
Tel. 0228/734600
nseefeld@uni-bonn.de

Zeichen herausragender sozialer Stellung:
Zeichen herausragender sozialer Stellung: - Wissenschaftler der Universität Bonn entdeckten an einigen Schädeln aus dem Massengrab in der früheren Maya-Stadt Uxul (Mexiko) Einlagen aus Jade an den Schneidezähnen. Sie waren ein beliebter Körperschmuck bei den vorspanischen Maya, der aufgrund der Seltenheit des Rohstoffs sozial hochgestellten Personen vorbehalten war. Mit Steinwerkzeugen wurden kleine Aushöhlungen in den Zahn gebohrt und mit einem Stück Jade passgenau ausgefüllt. © Foto: Nicolaus Seefeld/Uni Bonn
Wird geladen