Eine überwältigende Mehrheit von 86 Prozent befürwortet klimafreundliche soziale Normen und 89 Prozent fordert verstärkte politische Maßnahmen. In Ländern, die durch die globale Erwärmung besonders betroffen sind, ist die Bereitschaft, den Klimawandel zu bekämpfen, überdurchschnittlich hoch. In Ländern mit einem hohen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist die Bereitschaft hingegen niedriger als in anderen Ländern.
Ermutigendes Ergebnis
„Die Ergebnisse sind enorm ermutigend“, sagt Armin Falk, Verhaltensökonom und Professor für Volkswirtschaftslehre, der die Studie gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen an den Universitäten Bonn und Kopenhagen sowie von SAFE durchgeführt hat. „Das Weltklima ist ein globales öffentliches Gut und dessen Schutz erfordert die gemeinsame Anstrengung der Weltbevölkerung. Wir stellen fest, dass sich eine breite Mehrheit der Weltbevölkerung für den Klimaschutz ausspricht.“
„Wir dokumentieren zudem in fast allen Ländern eine weit verbreitete Zustimmung zu klimabefürwortenden sozialen Normen“, ergänzt SAFE-Ökonom Peter Andre. Demnach meinen 86 Prozent der Befragten, dass die Menschen in ihrem Land versuchen sollten, die globale Erwärmung zu bekämpfen. „Außerdem existiert eine fast universelle globale Forderung danach, dass nationale Regierungen mehr dafür tun sollten, den Klimawandel zu bekämpfen“, sagt Peter Andre weiter.
Bereitschaft zum Handeln wird systematisch unterschätzt
Trotz dieser ermutigenden Statistiken stellen die Forschenden jedoch auch fest, dass in jedem einzelnen Land die Bereitschaft der Mitbürgerinnen und -bürger, den Klimawandel zu bekämpfen, unterschätzt wird. Laut der Studie wird der tatsächliche Anteil der Mitbürgerinnen und -bürger, der bereit ist, ein Prozent ihres Einkommens für den Klimaschutz aufzuwenden (69 Prozent), global um 26 Prozentpunkte unterschätzt. „Die systematische Fehleinschätzung der Bereitschaft anderer, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, kann ein Hindernis für den erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel darstellen. Menschen, die die öffentliche Unterstützung für den Klimaschutz unterschätzen, sind oftmals weniger dazu bereit, selbst aktiv zu werden“, sagt Armin Falk.
Die Ergebnisse der Studie legen damit auch eine potenziell wirksame Strategie nahe, die Bereitschaft noch weiter zu erhöhen. „Anstatt die Bedenken einer lautstarken Minderheit aufzugreifen, die jede Form von Klimaschutzmaßnahmen ablehnt, müssen wir wirksam kommunizieren, dass die große Mehrheit der Weltbevölkerung bereit ist, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen und von der Politik erwartet, dass sie handelt“, schreiben die Forschenden. „Der aktuell verbreitete Pessimismus entmutigt und lähmt. Unser Befund legt nahe, dass sich durch mehr Optimismus in Sachen Klimaschutz eine positive Dynamik entfalten lässt“, ergänzt Peter Andre.
Zur Methodik
Die Befragung wurde im Rahmen der Gallup World Poll 2021/2022 durchgeführt. Auf die für den Global Climate Change Survey einbezogenen Länder entfallen 96 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, 96 Prozent des weltweiten BIP und 92 Prozent der Weltbevölkerung. Um die Repräsentativität innerhalb der Länder zu gewährleisten, wurde die Stichprobe für jedes Land nach dem Zufallsprinzip aus der Wohnbevölkerung im Alter von 15 Jahren und älter ausgewählt. Die Interviews wurden telefonisch (in Ländern mit hohem Einkommen) oder persönlich (in Ländern mit niedrigem Einkommen) durchgeführt. Die meisten Länderstichproben umfassen etwa 1.000 Befragte, die Gesamtstichprobe umfasst insgesamt 129.902 Personen. Um die Vergleichbarkeit über Länder und Kulturen hinweg zu gewährleisten, wurde die Umfrage professionell in die jeweiligen Landessprachen übersetzt und umfangreich getestet.