Auszeichnungen für Wissenschaftler*innen der Universität Bonn
Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ist seit 200 Jahren Heimat exzellenter Wissenschaftler*innen. Eingebettet in den UN-Standort Bonn und eine dynamische Wissenschaftsregion, ist sie eine der forschungsstärksten Universitäten Deutschlands mit internationaler Strahlkraft. Zahlreiche hochrangige Auszeichnungen für unsere Wissenschaftler*innen sind Ausweis dieser herausragenden Stellung.
ERC-Grants
Zahlreiche Wissenschaftler*innen der Universität Bonn waren beim European Research Council erfolgreich.
Leibniz-Preise
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland.
Reinhart Koselleck-Projekte
Eine Auszeichnung der DFG für herausragende Wissenschaftler*innen für innovative und risikoreiche Projekte
Nobelpreise
Mit Prof. Dr. Wolfgang Paul (1989) und Prof. Dr. Reinhard Selten (1994) wurden zwei Wissenschaftler der Uni Bonn mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Fields-Medaillen
Prof. Dr. Peter Scholze (2018) und Prof. Dr. Gerd Faltings (1986, ehemals Universität Bonn) haben als einzige Deutsche die Fields-Medaille erhalten.
Nachwuchsgruppen und Preise
Zahlreiche Nachwuchswissenschaftler*innen der Universität Bonn wurden mit Emmy-Noether-Nachwuchsgruppen, Heinz-Maier-Leibnitz-Preisen und im Heisenberg-Programm ausgezeichnet.
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
Das Emmy Noether-Programm eröffnet herausragend qualifizierten Nachwuchswissenschaftler*innen und Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit, sich durch die eigenverantwortliche Leitung einer Nachwuchsgruppe über einen Zeitraum von sechs Jahren für eine Hochschulprofessur zu qualifizieren.
Die Uni Bonn unterstützt Nachwuchsgruppenleitende zusätzlich mit einem Sachmittelzuschuss von bis zu 100.000 Euro. Details zum Anreizsystem finden Sie auf Confluence (intern) oder sprechen Sie uns an.
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen der Universität Bonn
Nachwuchsgruppenleiter
Dr. Alexis Prévost
Institut für Angewandte Mathematik
Endenicher Allee 60
53115 Bonn
Zusammenfassung
Nachwuchsgruppenleiterin
Dr. Caroline Hambloch
Institut für Orient- und Asienwissenschaften (IOA)
Abt. Japanologie und Koreanistik
Brühler Str. 7
53119 Bonn
Zusammenfassung
Handel für Entwicklung‘ ist eine wichtige Maßnahme zur Armutsbekämpfung und Einkommensförderung im globalen Süden. Kleinbäuer*innen und Arbeitnehmer*innen sind jedoch in vielen Fällen mit einer "adverse incorporation" in globale Wertschöpfungsketten (WSKs) konfrontiert, die bestehende Ungleichheiten und Armut verschärft. Obwohl Arbeitsdynamiken in globalen WSKs zunehmend anerkannt werden, bleibt die unternehmenszentrierte Analyse dominant. Sie versäumt es, die umfassenderen Dynamiken zu analysieren, die zur untergeordneten Einbeziehung von Kleinbäuer*innen und Arbeiter*innen in landwirtschaftliche WSKs im globalen Süden führen. Um diese Lücken zu schließen, untersucht das Projekt die Wechselwirkungen zwischen der Kontrolle von Unternehmen über Kleinbäuer*innen und Arbeiter*innen und deren Handlungsfähigkeit in verschiedenen Kontexten und auf verschiedenen Ebenen sowie die Bedingungen, unter denen sie die untergeordnete Beteiligung an landwirtschaftlichen WSKs herausfordern können. Das Projekt nimmt eine emanzipatorische Sichtweise von Kleinbäuer*innen und Arbeiter*innen ein und konzentriert sich auf Handlungen, die ungleiche Machtverhältnisse in WSKs herausfordern. Die konzeptionelle Innovation des Projekts liegt in der Zusammenführung der Perspektiven des Arbeitsregimes und der Arbeitskontrolle, der Labor Agency und der agrarpolitischen Ökonomie. Die Analyse des Arbeitsregimes zeigt, wie neue Formen der Arbeitskontrolle als Ergebnis der Restrukturierung des Agrar- und Ernährungssystems entstehen. Die Analyse von Labor Agency zeigt auf, wie sich Kleinbäuer*innen und Arbeiter*innen in prekären Arbeitsverhältnissen zurechtfinden, ihnen Widerstand leisten und sie möglicherweise verändern. Die agrarpolitische Ökonomie hilft uns, unser Verständnis der sozialen Produktions- und Austauschbeziehungen sowie der Heterogenität der Akteure zu vertiefen. Diese Perspektiven vertiefen unser Verständnis, wie diese Akteure auf verschiedenen Ebenen miteinander verflochten sind und welche Auswirkungen dies auf die Bedingungen, Ergebnisse und Handlungsfähigkeit von Kleinbäuer*innen und Arbeiter*innen hat. Das Projekt kombiniert ein exploratives sequentielles Mixed-Methods-Forschungsdesign mit einem vergleichenden Fallstudiendesign. Es verwendet empirische Methoden aus der Agrarökonomie (Umfragen), der agrarpolitischen Ökonomie (Interviews, Fokusgruppen, teilnehmende Beobachtung) und der globalen WSK-Forschung (Interviews, Unternehmens- und Sektoranalysen). Als Fallstudien wurden die Philippinen (Bananen, Ölpalmen), Kolumbien (Kaffee, Ölpalmen) und Malawi (Tabak, Tee) ausgewählt. Die Fallstudien werden zeigen, wie verschiedene Formen der Wertschöpfung und -erfassung zu unterschiedlichen Formen der Kontrolle und Handlungsfähigkeit von Kleinbäuer*innen und Arbeiter*innen führen. Schließlich werden sie Einblicke in Mechanismen des Empowerments und Wege der Solidarität geben, um die Bedingungen in landwirtschaftlichen WSKs für marginalisierte Menschen zu verbessern.
Website
Nachwuchsgruppenleiter
Dr. Brandt Gaches
Argelander-Institut für Astronomie
Auf dem Hügel 71
53121 Bonn
Zusammenfassung
Nachwuchsgruppenleiter
Dr. Markus Prim
Physikalisches Institut
Nussallee 12
53115 Bonn
Zusammenfassung
Die in den letzten 10 Jahren bei b-Hadron-Zerfällen beobachteten Anomalien haben großes Interesse geweckt, da sie das Standardmodell der Teilchenphysik auf den Prüfstand stellen und auf neue physikalische Phänomene hinweisen. Zwei prominente Beispiele für Wechselwirkungen mit geladenen Strömen sind die Diskrepanz zwischen den beiden Methoden zur Bestimmung des CKM-Matrixelements Vcb und ein Überschuss im Verhältnis R(D(*)), einem Test für die Lepton-Flavor Universalität (LFU). Bei beiden Messungen spielen Zerfälle in sog. D** Mesonen eine entscheidende Rolle, entweder als Teil des zu verstehenden Untergrunds oder des zu vermessenden Signals. Mit dem vorgeschlagenen Forschungsprogramm wird die Emmy-Noether-Gruppe in der Lage sein, die genauesten Bestimmungen von R(D(*)) und Vcb durchzuführen, indem sie nicht nur die bald größte von Belle II aufgezeichnete B-Fabrik-Datenprobe nutzt, sondern auch die systematischen Effekte in Angriff nimmt, die eine erhebliche Verzerrung in diesen Messungen verursachen können. Die dominierende systematische Unsicherheit wird durch B→D**lν Prozesse verursacht. Diese sind relativ unerforscht, und es bleiben bis heute offene Fragen zur Natur des D**-Spektrums und zu den Verzweigungsverhältnissen der B→D**lν Zerfälle. Mit diesem Antrag wird der B→D**lν Zerfall von zwei Seiten untersucht: Es werden spektroskopische Messungen der D**-Resonanzen durchgeführt, ergänzend zu den bestehenden LHCb-Messungen. Darüber hinaus werden Messungen des differentiellen Verzweigungsverhältnisses des B→D**lν Zerfalls durchgeführt, um die Formfaktoren der schmalen und breiten D** Zustände zu extrahieren die das hadronische Übergangselement beschreiben. Der Einfluss der häufig verwendeten Näherung geringer Breite für die Formfaktoren dieser Zustände könnte wird untersucht, da diese ungeeignet sein könnte. Ausgestattet mit einem deutlich verbesserten Verständnis von B→D**lν werden drei thematische Messungen durchgeführt: die LFU R(D(*)), exklusives Vcb in einer kombinierten B→Dlν und B→D*lν Messung und inklusives Vcb in einer B→Xclν Momente Messung. Der Schwerpunkt liegt auf der Ermittlung von bisher vernachlässigten Korrelationen innerhalb und zwischen verschiedenen Messungen, um eine konsistente Interpretation der experimentellen Daten zu ermöglichen. Die Emmy-Noether-Gruppe verbindet spektroskopische und semileptonische Messungen mit angeregten D Mesonen, indem sie ein umfassendes Messprogramm aufbaut, das die beiden Themen miteinander verbindet. Dies ist notwendig, um ein besseres Verständnis der Natur der D**-Zustände und des B→D**lν, Prozesses zu entwickeln. Mit den vorgeschlagenen Messungen und der engen Zusammenarbeit mit Theoretikern auf den jeweiligen Gebieten wird die Gruppe die größte Quelle potenzieller Verzerrungen für die semileptonische Präzisionsphysik beseitigen, die sich um die b→clν Wechselwirkungen mit geladenen Strömen entwickelt, und die gegenwärtigen Spannungen in LFU und Vcb bestätigen oder auflösen.
Nachwuchsgruppenleiter
Jun.-Prof. Dr. Tim Rollenske
Institut für molekulare Medizin und experimentelle Immunologie
Biomedical Center II (BMZ-II)
Venusberg Campus 1
53127 Bonn
Zusammenfassung
Ab der Geburt wird der Darm von kommensalen Mikroorganismen besiedelt, die mit der Zeit eine relativ stabile individuelle mikrobielle Gemeinschaft bilden, die sich auf nahezu jeden Aspekt unserer Gesundheit auswirkt. Bei mikrobieller Besiedlung werden intestinale Antikörperantworten ausgelöst, die von Immunoglobulinen des Typs A, den am häufigsten anzutreffenden Antikörperisotyp der Schleimhäute, dominiert werden. Schützende Antikörperantworten sind gegen pathogene Mikroorganismen zumeist gut verstanden, wie jedoch Antikörper auf den Schleimhäuten den Wirt-Mikroben-Mutualismus fördern und die Homöostase zwischen dem Wirt und unserer Mikrobiota aufrecht halten, ist kaum bekannt. Mithilfe der Kombination von gnotobiotischen Techniken, der B Zell Rezeptor Repertoire Analyse, der Herstellung und Testung von monoklonalen Antikörpern und weiteren immunologischen und mikrobiologischen Methoden ist es das Ziel von IgA-select, drei fundamentale Forschungsfragen der IgA-Biologie zu beantworten: i) ob das intestinale Immunsystem bevorzugt funktionelle bakterien-kreuzreaktive IgA-Antikörper erzeugt, ii) wie luminales sekretorisches (S)IgA die intestinale Immunantwort modulieren kann und iii) ob der selektive Druck, der von antigen-spezifischem IgA-Antikörper auf die Bakterien ausgeübt wird, langfristig zu Immunevasion der Mikrobiota führt. Um diese Forschungsfragen auf molekularer und mechanistischer Ebene adäquat zu beantworten, nutzen wir unterschiedliche reduktionistische Ansätze. Diese basieren auf neu-entworfenen Mausmodellen mit reduzierten bakterien-reaktiven Antikörperspezifitäten und der Möglichkeit unter Hygienebedingungen mit definierter reduzierter mikrobieller Diversität zu arbeiten. Darüber hinaus nutzen wir in unseren Modellen Bakterien, die sowohl häufig Teil des menschlichen Mikrobioms als auch opportunistische Pathogene sind. Die monoklonalen Antikörper, die innerhalb des Projekts hergestellt und charakterisiert werden, haben deswegen auch immer das Potential für die Vorbeugung oder Behandlung bei Infektionen mit diesen Bakterien beim Menschen eingesetzt zu werden. Ein Verständnis darüber wie SIgA die Physiologie und die Stabilität der Mikrobiota beeinflusst, lässt uns nicht nur einen fundamentalen Aspekt unserer Gesundheit verstehen, sondern könnte auch zur Möglichkeit beitragen, die Darmflora gesundheitsfördernd zu manipulieren. Zusätzlich könnte das Verständnis darüber wie SIgA das Wirtsimmunsystem beeinflusst, mukosale Impfstrategien verbessern oder erst ermöglichen – ein erstrebenswertes Ziel für alle Impfstoffe gegen pathogene Mikroorganismen, die primär die Schleimhäute infizieren.
Nachwuchsgruppenleiterin
Prof. Dr. Barbara Verfürth
Institut für Numerische Simulation
Friedrich-Hirzebruch-Allee 7
53115 Bonn
Zusammenfassung
Metamaterialien sind moderne, künstlich hergestellte Materialien, die sich durch neue, überraschende physikalische Eigenschaften auszeichnen. Deshalb spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle und Manipulation von Wellen, z.B. in Laseranwendungen. Metamaterialien bestehen aus feinen Strukturen mit mehreren Materialkomponenten. Die typische Länge dieser feinen Strukturen ist deutlich kleiner als die Länge des gesamten Materials. Weitere praxisrelevante Bausteine sind nichtlineare Materialgesetze und Zeitmodulation. Zuletzt ist die Robustheit der Materialeigenschaften bezüglich Fabrikationsfehlern höchst relevant. Aus mathematischer Sicht führen diese Anwendungen auf partielle Differentialgleichungen mit einer Koexistenz von vielen zeitlichen und räumlichen Skalen, Nichtlinearitäten und zufälligen Störungen. Numerische Simulationen bergen enormes Potential für das Materialdesign, da sie zeitintensive und teure Experimente ersetzen. Numerische Standardmethoden müssen aber alle feinen Materialstrukturen auflösen, was selbst mit modernsten Computern zu einem unpraktikablen Rechenaufwand führt. Dagegen liefern numerische Mehrskalenmethoden (NMM) eine makroskopische Darstellung der Lösung mittels geeignetem lokalen sog. Upscaling. Die Integration von Nichtlinearitäten, zufälligen Störungen und mehrskaligen Dynamiken erfordert jedoch aus mehreren Gründen neue numerische Paradigmen. Erstens basieren NMM oft auf linearen Argumenten, die für nichtlineare Probleme nicht gelten. Die meisten Ansätze betrachten daher eine komplizierte Kopplung nichtlinearer Probleme auf feinen und makroskopischen Skalen. Zweitens erfordern Monte-Carlo-Methoden viele Mehrskalensimulationen mit neuem aufwändigem Upscaling für jede zufällige Realisierung. Aktuelle Ansätze benötigen zumindest für die numerische Analyse zusätzlich stochastische Homogenisierungsresultate. Drittens behandeln NMM für dynamische Probleme meist ausschließlich mehrere räumliche oder mehrere zeitliche Skalen. In diesem Projekt entwickeln und analysieren wir neue NMM für nichtlineare, zufällig gestörte und dynamische Probleme. Die Hauptziele sind mit fundamentalen mathematischen und algorithmischen Herausforderungen verknüpft, die eine revolutionäre Verschmelzung von NMM, Modellreduktion, Unsicherheitsquantifizierung und Zeitintegration erfordern. Wir (a) entwickeln adaptive linearisierte und nichtlineare Approximationsräume für nichtlineare Mehrskalenprobleme, (b) vereinen Mehrskalenmethoden und Monte-Carlo-Ansätze für zufällig gestörte Probleme und (c) verbinden räumliche und zeitliche Mehrskalenmethoden für mehrskalige Dynamiken. Während unsere allgemeinen Ansätze auf eine Vielzahl von Problemen anwendbar sind, liegt ein besonderer Fokus auf Wellenphänomenen. Ferner untermauern wir alle Methoden mit Fehlerabschätzungen, was jenseits des experimentell validierten Regimes essentiell ist. Letztlich wird dieses Projekt völlig neue NMM für realistische (Metamaterial-)Anwendungen erschließen.
Nachwuchsgruppenleiter
Dr. Hanno Kruse
Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie
Lennéstraße 25
53113 Bonn
Zusammenfassung
Wie beeinflussen schulische Sortierprozesse die sozialen Netzwerke, Identitäten und akademischen Selbstkonzepte von Schülerinnen und Schülern? Ziel des geplanten Forschungsvorhabens ist die Beantwortung dieser Frage – mit besonderem Fokus auf die Rolle von Schulleitungen, Lehrkräften und ihren Entscheidungen über Schulzulassungen und Klasseneinteilungen. Schulen sind zentrale Kontexte für die Bildung von Freundschaften und anderen sozialen Beziehungen unter Schülerinnen und Schülern, ihre Identitätsentwicklung und ihre akademischen Selbstkonzepte. Diese Peerprozesse können Unterschiede entlang von Ethnie, Geschlecht oder sozialem Hintergrund verstärken oder verringern und damit langfristig auch den Zusammenhalt von Gesellschaften prägen. Die soziologische Forschung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass soziale Grenzziehungen in den Netzwerken, Identitäten und akademischen Selbstkonzepten von Schülerinnen und Schülern stark von der Zusammensetzung schulischer Kontexte abhängt. Wissenschaftlich fehlt es jedoch an Daten und Forschungsdesigns, mit denen sich die Auswirkungen von schulischen Sortierentscheidungen (Schulzulassungen und Klasseneinteilungen) auf Peerprozesse untersuchen lassen. Das geplante Vorhaben soll diese Lücke schließen und darüber auch praktisch relevante Einsichten erzielen. Gerade in einer Zeit, in der die Organisation von Schulen durch die COVID 19-Pandemie unmittelbar auf die Probe gestellt wird, scheint ein besseres Verständnis der sozialen Folgen von schulischen Sortierprozessen dringend erforderlich. Auf theoretischer Ebene kombiniert das geplante Forschungsvorhaben eine strukturelle Perspektive auf schulische Sortierprozesse mit Analysen von Peerprozessen im Schulalltag. Ein zentrales Bindeglied ist ein Kompositionsmerkmal, über das die Sortierentscheidungen von Schulleitungen und Lehrkräfte schulische Peerprozesse nachhaltig prägen, auch wenn es in der gegenwärtigen Praxis kaum berücksichtigt wird: das Ausmaß, in dem demographische Kategorien wie Ethnie, Geschlecht oder sozialer Hintergrund in einem schulischen Kontext korreliert sind. Im Zentrum des empirischen Forschungsvorhabens steht die Durchführung eines groß angelegten Feldexperiments an deutschen Schulen, das die Sortierentscheidungen von Schulleitungen und Lehrkräften direkt adressiert. Begleitet wird das Feldexperiment einerseits durch eine Panelbefragung unter Schulleitungen, Lehrkräften sowie der Schülerschaft und andererseits durch die Sammlung von Administrativdaten lokaler Schulbehörden. In Vorbereitung der Primärdatenerhebung sieht das Forschungsvorhaben zudem eine Reihe von Sekundäranalysen bestehender Datensätze vor. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag nicht nur zum wissenschaftlichen Verständnis der sozialen Folgen von Sortierprozessen, sondern auch zur unmittelbaren Gestaltung effektiver Interventionen an weiterführenden Schulen in Deutschland.
Nachwuchsgruppenleiterin
Dr. Larissa K. S. von Krbek
Kekulé-Institute for Organic Chemistry and Biochemistry
Gerhard-Domagk-Str. 1
53121 Bonn
Zusammenfassung
Die meisten supramolekularen Selbstorganisationsprozesse sind thermodynamisch getrieben, d.h., dass sich die einzelnen Komponenten unter Freisetzung von Energie zu einem energetisch günstigeren Aggregat anordnen. In der Natur laufen solche Prozesse hingegen meist abseits des thermodynamischen Gleichgewichtes durch die Dissipation von Energie ab, d.h., ihre Selbstorganisation wird durch den Verbrauch eines "Brennstoffes" angetrieben. Dies ist ein Grund, warum sich biologische Systeme durch eine große strukturelle Komplexität, die Möglichkeit zur räumlichen und zeitlichen Kontrolle ihrer Funktionen, die Fähigkeiten zur Anpassung an neue Umgebungsbedingungen, zur Selbstheilung und zur Verrichtung von Arbeit sowie durch emergentes Verhalten auszeichnen. Ähnliche Nicht-Gleichgewichts-Prozesse in synthetische Systeme zu implementieren, wird zu größerer Komplexität und vielseitigeren Funktionen von menschengemachten Materialien führen und wird die Gebiete der Chemie, Materialwissenschaften und Synthetischen Biologie stark beeinflussen. Weiterhin könnte die Untersuchung dieser synthetischen dissipativen Systeme zu einem besseren Verständnis der kinetischen und thermodynamischen Restriktionen in lebenden Systemen führen. Im Gebiet der supramolekularen Chemie wurden bereits erste Beispiele von dissipativen Systemen in Gelen, Polymeren, und Kolloiden realisiert. Es gibt jedoch keine Beispiele für kleinere supramolekulare Strukturen wie Koordinationskäfige.Das Ziel dieses Projektes ist daher die Entwicklung neuer, metallo-supramolekularer Systeme, welche sich durch die Dissipation von Energie anordnen, um dadurch auf lange Sicht ein größeres Verständnis von Systemen außerhalb des thermodynamischen Gleichgewichts und emergenten Verhaltens zu erlangen. Hierbei ist das erste Ziel die Synthese und Untersuchung mononuklearer Metallkomplexe, die sich durch Energiedissipation fernab des thermodynamischen Gleichgewichtes anordnen – entweder durch den Verbrauch eines chemischen Brennstoffs oder Lichtabsorption. Das zweite Ziel dieses Projektes ist die dissipative Selbstorganisation von metallo-supramolekularen Käfigen. Die dreidimensionale Anordnung der Metallzentren in metallo-supramolekularen Käfigen macht diese Systeme deutlich komplexer, weshalb sie gute Modellsysteme für das bessere Verständnis von dissipativer Selbstorganisation in der Supramolekularen Chemie und möglicherweise in der Natur sind. Weiterhin werden wir die dissipative Selbstorganisation der etablierten Systeme in begrenzten "Nano-Räumen" (wie Vesikeln) untersuchen. Diese räumliche Einschränkung kann zu vollkommen neuem Verhalten und möglicherweise Emergenz führen. Auf lange Sicht werden wir das dynamische Verhalten der etablierten dissipativen Käfig-Systeme nutzen, um häufige Schwierigkeiten in der Supramolekularen Chemie anzugehen: die räumliche und zeitliche Kontrolle über die Freigabe von Gastmolekülen aus dem Käfiginneren sowie die Produktinhibition in der Supramolekularen Katalyse.
Website566
Nachwuchsgruppenleiter
Prof. Dr. Yongguo Li
Institut für Pharmakologie und Toxikologie
Venusberg-Campus 1
53127 Bonn
Zusammenfassung
Adipositas entsteht bei positiver Energiebilanz, also wenn die Energieaufnahme chronisch den Energieverbrauch übersteigt. Die Fähigkeit thermogener Adipozyten (braun und brite/beige) chemische Energie direkt in Wärme umzuwandeln bietet ein großes Potenzial zur Behandlung der Fettleibigkeit. Zwar ist die Steigerung des Ruheumsatzes durch Thermogenese im Braunen Fettgewebe bei Menschen begrenzt, doch hat die Rekrutierung beiger Fettzellen des Weißen Fettgewebes (WAT-Bräunung) großes Potential, den Ruheumsatz weiter zu erhöhen. Mit der Umwandlung großer Anteile des Weißen Fettgewebes als Hauptenergiespeicher in thermogenes Brite Fettgewebe könnte eine negative Energiebilanz erzielt werden. Umfassendes Verständnis der molekularen Regulationsmechanismen, die die WAT-Bräunung vermitteln, fehlt jedoch. Die Neigung zur WAT-Bräunung unterliegt einem starken genetischen Einfluss, wie die breite phänotypische Variation bei Inzucht Mausstämmen zeigt. Dies bietet die einzigartige Chance, Schlüsselfaktoren des Bräunungsprogramms über verschiedene Genotypen hinweg zu identifizieren. In einer ersten Studie, in denen vergleichende Transkriptomik, Perturbation-basierte Ansätze und Gen-Netzwerk-Analysen kombiniert wurden, habe ich neue Regulatoren sowie ein zentrales regulatorisches Netzwerk entdeckt, das zur Brite-Adipogenese beiträgt. Weitere vertiefende Untersuchungen sind nun notwendig, um eine eingehende Charakterisierung der Schlüsselfaktoren durchzuführen, die Organisation des Netzwerks zu verfeinern und eine vollständigere Übersicht über die Quellen der Variabilität der Genexpression in diesem System zu erhalten. Meine zukünftige Arbeit zielt nun auf die systematische Analyse der Bindung von Transkriptionsfaktoren, dem epigenetischen Zustand und der Genexpression ab, um natürliche genetische Varianten zu identifizieren, die die Brite Adipogenese beeinflussen. Konkret gehe ich davon aus, dass genetische Varianten die DNA-Bindung von Transkriptionsfaktoren, Histonmodifikationen und differentielle Genexpression bedingen (Ziel A). Dadurch werden über hoch vernetzte zelluläre Netzwerke von Genen die WAT-Bräunung beeinflusst (Ziel B). Die Überprüfung dieser Hypothesen wird neue funktionelle regulatorische Elemente, Kandidatengene, epigenetische Mechanismen und molekulare Netzwerke aufdecken, die der WAT-Bräunung zugrunde liegen. Kombiniert mit weiteren umfangreichen Validierungen sowohl in vitro als auch in vivo (Ziel C) durch gain- und loss-of-function Experimente sowie der simultanen Überexpression mehrerer Gene mit dem CRISPR-dCas9-Aktivatorsystem wird ein vertieftes Verständnis neuer Schlüssel-Transkriptionsfaktoren sowie molekularer Netzwerke zur Kontrolle der Bräunung erlangt. Zusammenfassend soll ein umfassendes molekulares Netzwerk entwickelt werden, welches die Bräunung des Weißen Fettgewebes reguliert, um die Entwicklung therapeutischer Ansätze zur Bekämpfung einer chronisch positiven Energiebilanz zu ermöglichen.
Heinz-Maier-Leibnitz-Preise
Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis, benannt nach dem Physiker und ehemaligen Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, bedeutet für Forscher*innen einem frühen Karrierestadium Ansporn und Anerkennung für herausragende wissenschaftliche Arbeiten.
Heinz-Maier-Leibnitz-Preise der Universität Bonn
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Jun.-Prof. Dr. Vera Traub
Forschungsinstitut für diskrete Mathematik
Lennéstr. 2
53113 Bonn
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Prof. Dr. Patrik Ferrari
Institut für Angewandte Mathematik
Endenicher Allee 60
53115 Bonn
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Prof. Dr. med. Natalija Novak
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie
Venusberg-Campus 1
53127 Bonn
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Prof. Dr. med. Christian Kubisch
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Institut für Humangenetik
Martinistraße 52
20251 Hamburg
Heisenberg-Geförderte
Das Heisenberg-Programm richtet sich an Wissenschaftler*innen, die ihre Berufbarkeit bereits erlangt haben. Das Heisenberg-Programm bietet vier Varianten: Heisenberg-Stelle, Heisenberg-Rotationsstelle, Heisenberg-Professur und Heisenberg-Stipendium.
Heisenberg-Geförderte
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Dr. Dominic Winter
Institut für Biochemie und Molekularbiologie
Nussallee 11
53115 Bonn
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Dr. Yingkun Li
Mathematisches Institut
Endenicher Allee 60
53115 Bonn
Website
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Prof. Dr. Lisa Sauermann
Institut für Angewandte Mathematik
Endenicher Allee 60
53115 Bonn
Kontakt
Dr. Illia Karabash
Institut für Angewandte Mathematik (IAM)
Abteilung für Funktionalanalysis
Endenicher Allee 60
53115 Bonn
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Prof. Dr. Paul Marx
Lehrstuhl für Politische Wissenschaft mit
Schwerpunkten im Bereich Politische Ökonomie
Am Hof 1
53113 Bonn
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Prof. Dr. Claudia Jacobi
Institut für Klassische und Romanische Philologie
Abteilung für Romanistik
Am Hof 1
53113 Bonn
Kontakt
Prof. Dr. Stefan Feuser
Institut für Archäologie und Kulturanthropologie
Abteilung Klassische Archäologie
AVZ III, Römerstraße 164
53117 Bonn
Kontakt
Dr. Peter Soba
Fachgruppe Molekulare Biomedizin
LIMES-Institut
Carl-Troll-Straße 31
53115 Bonn
Marie-Skłodowska-Curie
Die Postdoctoral Fellowships fördern exzellente individuelle Forschungsprojekte von bereits promovierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Einrichtungen innerhalb und außerhalb Europas. Sie haben zum Ziel, wissenschaftliche Karrieren durch internationale und gegebenenfalls intersektorale Mobilität zu unterstützen. Dies soll die Forschenden beim Erreichen oder Stärken einer unabhängigen Forschungsposition unterstützen..
Marie Skłodowska-Curie Fellowships
Supervisor
Prof. Dr. Andreas Meyer
Fellow
Dr. Stefanie Wege
Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES)
Karlrobert-Kreiten-Strasse 13
53115 Bonn
Abstract
Our climate is changing, the world population is growing, and our planet’s resources are finite. It is more important than ever to ensure agriculture thrives under mounting environmental stress, maintaining high yields, and using fewer resources like fertilisers. One challenge is preparing our crops for abiotic stresses, such as saline soils and drought. Many abiotic stress-tolerance mechanisms have been elucidated through lab-based studies, yet translating them into field-grown crops has proven difficult. With the support of the Marie Skłodowska-Curie Actions programme, the STRESSLESS project will draw from observations in soybean and rice to identify cellular mechanisms that enhance plant growth. It will reverse the conventional process, starting from crop-observed phenotypes and delving into in-depth analysis in the model plant Arabidopsis.
Laufzeit
01.06.2023 - 31.05.2025
Supervisor
Prof. Özgün Gökce
Fellow
Dr. Peter Androvic
Abstract
The white matter (WM) is the largest part of the brain, encompassing nerve fibres that functionally connect axons from different regions. WM’s volume decreases with ageing and its degeneration is a hallmark of many neurological conditions. Funded by the Marie Skłodowska-Curie Actions programme, the LipidGlia project is interested in the role of metabolism and diet in microglia function and their ability to regenerate the WM after injury. Researchers will investigate perturbations in key mechanisms involved in microglia function during obesity. Results will help elucidate the mechanisms of WM repair and lay the groundwork for future treatments or interventions.
Laufzeit
01.07.2023 - 30.06.2025
Supervisor
Prof. Dr. Jens Gerrit Papenburg
Fellow
Dr. Jonathan Thomas
Abteilung für Musikwissenschaft
Lennéstraße 6
53115 Bonn
Abstract
Long neglected, the role of recorded sound as a political tool in interwar Europe calls for new investigations to better understand the sonic functioning of political regimes. Totalitarian regimes, especially, raise a specific question: what role could sound play in a totalitarian context? Funded by the Marie Skłodowska-Curie Actions programme, the REDIRE project will address this question in regard to Italian fascism. A discography of fascist propaganda recordings will be compiled and fed into an open-access database. A better understanding of the fascist political imaginary of recorded sound will be made possible by a study of its uses. Finally, a comparison of the Italian, French, and German contexts will lay the foundations for a European political history of sound technologies.
Laufzeit
01.10.2023 - 30.09.2025
Supervisor
Prof. Dr. Gabriel Schaaf
Fellow
Dr. Dhirendra Fartyal
Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES)
Karlrobert-Kreiten-Strasse 13
53115 Bonn
Abstract
Phosphorus (P) is one of the most important molecules having a role in almost every aspect of plant metabolism. So, a constant supply of P and its efficient use as Pi are necessary to sustain plant growth, development and yield. However, in most of the agricultural lands, Pi is poorly available to plants. In order to overcome the consequences of Pi deficiency, farmers have adopted excessive and routine application of P fertilizers, causing serious impacts on the environment. There are two main concerns regarding the excessive use of P fertilizers. On one hand, erosion by water and wind results in P runoff into open water bodies, causing a major threat to planetary health. On the other hand, P deposits represent a limited resource on our planet. Additionally, some P forms within the plant (such as phytate) are crucial to determine micronutrient availability for the human nutrition and animal feed. Therefore, there is an urgent need to understand the functional aspects of Pi sensing, transport, signaling and remobilization, and, thus, it is imperative to develop crops with enhanced PUE (P Use Efficiency) and micronutrient availability to support a more sustainable agriculture system. Although rice counts for the third-most produced cereal crop in the world, it is limited to have only 25% PUE, providing an enormous scope for improvement in P nutrition. In this line, we propose to investigate the synthesis and physiological roles of inositol pyrophosphates (PP-InsPs) in Pi signaling and homeostasis to improve the nutritional value of rice. The proposed research will help to better understand how PP-InsPs control PUE, and will provide the knowledge to reduce phytate content in rice seeds, thereby increasing micronutrient bioavailability without compromising plant immunity, health and yield. In short, the discoveries will help to enhance PUE, preserve P-deposits, mitigate the detrimental consequences of excessive P-fertilization and improve the nutritional value of rice.
Laufzeit
10.11.2023 - 09.11.2025