„Eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren kommen weltweit ausschließlich dort vor“, sagt Prof. Dr. Maximilian Weigend, Direktor der Bonner Botanischen Gärten, welcher selbst seit 20 Jahren regelmäßig Expeditionen in diese Region unternimmt. Für die Artenvielfalt des Gebietes befürchtet er aufgrund der Brände das Schlimmste. Eigentlich herrscht in den Wäldern ganzjährig feuchtes Klima. Selbst in der Trockenzeit bildet sich täglich Nebel, so die Forscher. Dies habe die Wälder über Jahrtausende vor Waldbränden geschützt.
Jedoch wurde die Region 2016 von einer der stärksten Dürren seit Jahrzehnten getroffen. Dabei handele es sich offenbar um eine Überlagerung des El Niño-Zyklus und der zunehmenden Erderwärmung, schreiben die Forscher. Bedingt durch die Trockenheit entstanden zwischen Oktober und Dezember 2016 hunderte von Waldbränden, die fast alle Reliktwälder betrafen und ganz oder zumindest teilweise zerstörten. Mehrere Menschen kamen in den Flammen ums Leben. Landesweit wurden über 12.000 Hektar Wald zerstört. Große Feuer wüteten in Naturschutzgebieten im Norden Perus, wie dem Nationalpark Cerros de Amotape, dem Schutzwald Pagaibamba und dem Schutzgebiet Laquipampa. Auch der Nationalpark Cutervo, das älteste Naturschutzgebiet des Landes, wurde ein Opfer der Flammen.
Wenige Hektar große Waldfragmente beherbergen einzigartige Spezies
Wissenschaftler nennen das am stärksten betroffene Gebiet aufgrund seiner Lage „Amotape-Huancabamba-Zone“. Die Natur besteht dort aus einem Mosaik von offenen Grasflächen und dichten, geschlossenen Wäldern. Diese Waldstücke sind oft nur wenige Hektar groß und beherbergen Pflanzenarten, welche nur in einem einzigen dieser Waldfragmente vorkommen.
„Im November 2014 haben wir eine wissenschaftliche Exkursion zusammen mit peruanischen Kollegen in das große Waldgebiet bei Sinchihual gemacht und umfangreiche Sammlungen mitgebracht. Wir haben so viele unbekannte Arten gefunden, dass wir bis heute deren wissenschaftliche Beschreibung noch nicht abgeschlossen haben“, erklärt Prof. Weigend. Dieser Wald ist seit November 2016 von der Erdoberfläche verschwunden. „Wir müssen leider davon ausgehen, dass einige der neu entdeckten Arten nun ausgestorben sind“, fürchtet Dr. Jens Mutke, welcher die Verbreitung andiner Pflanzen erforscht.
„Eine eingehendere Untersuchung der letzten Wälder dieser Region und gezielte Programme zur Wiederaufforstung mit dort heimischen Arten sind jetzt von größter Dringlichkeit“, sagt Prof. Weigend. Die Brände dürften, obwohl sie nur wenige Wochen gewütet haben, viele dieser äußerst seltenen und kaum erforschten Pflanzenarten ausgerottet oder zumindest an den Rand des Aussterbens gebracht haben. Dies könnte einer der ersten Fälle sein, wo die menschgemachte Erderwärmung direkt das Aussterben einer Vielzahl von Arten innerhalb weniger Monate zur Folge hatte, lautet die Einschätzung der Wissenschaftler.
Publikation: Save last cloud forests in western Andes, Nature: Correspondence, DOI: 10.1038/541157e
Weitere Informationen:
Die NASA hat am 22.11.2016 die Brände in Ecuador und Peru mit einem Satelliten-Bild dokumentiert: https://www.nasa.gov/image-feature/goddard/2016/fires-still-heating-up-ecuador-and-peru
Mutke, J., Jacobs, R., Meyers, K., Henning, T. & Weigend, M. (2014) Diversity patterns of selected Andean plant groups correspond to topography and habitat dynamics, not orogeny. Frontiers in Genetics, 5. http://dx.doi.org/10.3389/fgene.2014.00351
Weigend, M. (2002) Observations on the Biogeography of the Amotape-Huancabamba Zone in Northern Peru. Botanical Review, 68: 38–54. http://dx.doi.org/10.1663/0006-8101(2002)068[0038:OOTBOT]2.0.CO;2
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Maximilian Weigend
Universität Bonn
Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen
Tel. 0228/732526
E-Mail: mweigend@uni-bonn.de
Dr. Jens Mutke
Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen
Tel. 0228/732124
E-Mail: mutke@uni-bonn.de