Der titelgebende Ausruf »i can’t believe how beautiful this is« bezieht sich auf die zentrale Praxis der Bildgestaltung mittels künstlicher Intelligenz, also das sogenannte Prompting. Obwohl diese Technik der Befragung der Künstlichen Intelligenz von Laien ohne Vorkenntnisse in ihren Grundzügen sehr bald nach ein wenig Übung bedient werden kann, hat sich in Online-Foren inzwischen eine eigene Disziplin entwickelt, um Textbefehle zu kreieren, die möglichst genau das gewünschte Bildresultat erzeugen, auch wenn das Ergebnis nie ganz kalkulierbar ist. Sehr beliebt ist der Prompt „i can’t believe how beautiful this is“, um eine bestimmte Ästhetisierung von Darstellungen zu erzielen. Das titelgebende Werk wurde eigens für diese neue Sonderausstellung im Paul-Clemen-Museum geschaffen.
Werke aus der Reihe „The Hands Problem“ beschäftigen sich mit der Schwierigkeit von KI-Bildgeneratoren, Hände anatomisch richtig dazustellen. Eine anatomisch nicht korrekte Darstellung der Hand war lange Erkennungsmerkmal für ein KI-generiertes Bild. Die Weiterentwicklung von Programmen führte zu Lösungen, aber auch zu neuen Herausforderungen, was die Künstler als Evolutionsstufen verstehen. Zu sehen sind in der Ausstellung durch KI erstellte, digitale Hände, aus denen durch den Einsatz von 3D-Software Gussformen hergestellt wurden, aus denen Reliefs der KI-Hände aus Beton gegossen wurden, eine Materialisierung des Digitalen.
Die Künstler setzen sich außerdem mit der Unfähigkeit der KI auseinander, Schrift in Bildern adäquat darzustellen. Stattdessen zeigen KI-Bilder häufig nur eine Anmutung von Schrift, die nicht aus Zeichen als Vermittler einer Sprache besteht, sondern eine Illusion von Schrift erzeugt, die auf einer algorithmischen Annäherung beruhen.
Die Ausstellung präsentiert weiter das Künstler*innenbuch „The Symbols The Signs". Als fortlaufende Sammlung dokumentiert es die künstlerische Herangehensweise und den experimentellen Umgang mit postfotografischen Medien. Dem übergreifenden Thema der Bildproduktion mittels generativer KI gewidmet sind die Bildexperimente von Studierenden des Kunsthistorischen Instituts. Sie zeigen, wie mit einfachen Textbefehlen in Sekundenschnelle komplexe Darstellungen erzeugt werden können. Die mittels KI generierten Bilder zeugen von der inhaltlichen Entleerung und völlig oberflächlichen Wiedergabe bestimmter Ästhetiken; Komplexität der Grundlagen und der Entstehungsprozesse werden „nicht ansatzweise einbezogen“, sagen die Künstler.
Der Kontext mit den in denselben Räumen anwesenden Gipsabgüssen setzt die Besucher „gefangen zwischen der würdevollen Materialität der Objekte und ihren undurchsichtigen immateriellen Digitalkontexten“, erklären die Künstler. Während das neue Werkzeug KI zwar einerseits die Fortsetzung einer historischen Entwicklung ist, stellt es auch „die autonome künstlerische Gestaltung durch Menschen endgültig infrage“. Könnten die Arbeiten von Kristina Lenz & Alex Simon Klug folgenden Generationen von Kunstgeschichtsstudierenden in Bonn vor Augen führen, wie in diesem formierenden Moment der KI-Entwicklung Bedingungen geschaffen wurden für zukünftige Formen der Bildenden Kunst?