Im Dezember vergangenen Jahres begann am Universitätsklinikum Bonn die Weiterbildung. Sie wurde von der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg über das Programm WeGebAU finanziert und von der TÜV Rheinland Akademie in Kooperation mit dem klinikinternen Bildungszentrum durchgeführt. Die Teilnehmerinnen stammten aus dem Bereich der bisherigen Speisenversorgung und dem Reinigungsdienst. Anfang März hatten die 17 frisch gebackenen Serviceassistentinnen dann ihr Zertifikat in der Tasche und starteten voller Engagement in ihre neue Aufgabe.
Geringqualifizierten und Personen ohne jegliche Ausbildung eine berufliche Zukunft zu bieten, das Pflegepersonal zu entlasten und mehr Patientenorientierung – das war das gemeinsame Ziel der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg und des Universitätsklinikums Bonn, als sie 2010 das Projekt ins Leben riefen. Die Agentur für Arbeit übernahm in diesem Fall die Lehrgangskosten und erstattete auch einen Zuschuss zum Arbeitsentgelt. Denn Voraussetzung für die Förderung ist die Freistellung der Mitarbeiterinnen von der Arbeit für die Dauer der Qualifizierung. „Das Programm WeGebAU richtet sich nicht nur an gering qualifizierte Beschäftigte, sondern auch an Personen, die das 45. Lebensjahr vollendet haben. Für diesen Kreis können ebenfalls Lehrgangskosten über einen Bildungsgutschein übernommen werden“, informiert Melanie Spies, Teamleiterin des Arbeitgeberservices der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg.
Die Qualifizierung „Serviceassistenz im Krankenhaus“ hat zum Ziel, Beschäftigte in die Lage zu versetzen, die alltäglichen pflegefernen und versorgungsbezogenen Aufgaben auf den Stationen mit hoher Service-Qualität auszuführen. Zu ihrem Aufgabenbereich zählen die Speisenversorgung, einfache hauswirtschaftliche Tätigkeiten, erweiterte Serviceleistungen sowie Teile der Administration und Logistik auf Station. So soll der Service für Patienten, Angehörige und Beschäftigte am Universitätsklinikum Bonn besser werden. „Wir begleiten bei der Aufnahme, erledigen kleine Botengänge und sind neben der Speisenversorgung Ansprechpartner für die vielen kleinen Wünsche der Patienten“, erklärt Nascimento-Cal. Außenstehende vermögen nur zu ahnen, was die frisch qualifizierten Mitarbeiterinnen leisten.
Die gebürtige Portugiesin geht täglich in ihrer Arbeit auf, auch wenn der Schichtbetrieb und der sehr intensive Patientenkontakt manchmal herausfordernd sind: „Ich bin ein ganz anderer Mensch geworden - selbstbewusster. Es gibt viel positives Feedback von den Patienten und auch von den Vorgesetzten. Auch mein privates Umfeld hat mich unterstützt. Der Umgang mit Menschen ist einfach genau mein Ding“, erzählt sie begeistert. Die positiven Auswirkungen der Qualifizierung auf die Teilnehmerinnen hat auch Andreas Kocks, Pflegewissenschaftler (BScN) am Universitätsklinikum Bonn, festgestellt: „Das Projekt kommt bei den Beschäftigten und den Patienten sehr gut an. Die angesprochenen Personen, die vielfach über keinen Schulabschluss verfügen, sind in diesem Projekt aufgeblüht. Sie fühlen sich wertgeschätzt, übernehmen Verantwortung und erwerben teilweise zum ersten Mal in ihrem Leben einen Abschluss. In diesem Sinne unterstützt das Projekt die Qualität sowie die Gesundheit und wertet Tätigkeiten an überwiegend mit Frauen besetzten Arbeitsplätzen auf.“
Nach den positiven Erfahrungen aus dem Pilotprojekt sollen nun auch andere Klinikbereiche profitieren. Die nächste Qualifizierung startet nach den Sommerferien, zwei weitere sind noch für dieses Jahr geplant. Alexander Pröbstl, Pflegedirektor am Universitätsklinikum Bonn, sagt: „Die zielgerichtete Qualifizierung aller unserer Beschäftigten ist ein wichtiges Thema. Unsere Motivation ist es, den Service für die Patienten zu verbessern und damit dem Pflegepersonal mehr Zeit für ihre ursprünglichen Aufgaben zu geben. Dies setzt aber entsprechende Qualifizierung voraus. Servicekräfte helfen uns, Pflegekräfte zu entlasten.“
Marita Schmickler-Herriger, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn, ist vom Erfolg der Qualifizierung überzeugt. „Von gut ausgebildetem Personal profitieren alle Beteiligten, insbesondere die Unternehmen. Die Arbeitsagentur unterstützt daher die Weiterbildung von Beschäftigten, um den Betrieben langfristig Fachkräfte zu sichern. Gerade in der Gesundheitsbranche, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, sollte ständiger Weiterbildung und Qualifizierung ein hoher Stellenwert eingeräumt werden.“
An das schönste Lob für ihre Arbeit denkt Maria Dolores Nascimento-Cal gerne zurück: „Bei ihrer Entlassung umarmte mich eine ältere Dame, bedankte sich tausend Mal für die Begleitung, da sie zu Hause niemanden hatte. Das rührte mich sehr.“
Kontakt:
Andreas Kocks
Stabsmitarbeiter in der Pflegedirektion
Telefon: 0228/287-16671 (Mobil: 0151-58233412)
E-Mail: andreas.kocks@ukb.uni-bonn.de