Die Zahl der am Universitätsklinikum Bonn behandelten Schlaganfälle hat sich in den letzten zehn Jahren mit derzeit etwa 1.200 Patienten pro Jahr verdreifacht. Etwa jedem Fünften kann eine sehr spezielle Intervention helfen, die Entfernung eines Blutgerinnsels aus der Hirnarterie mittels Thrombektomie. Dies ist dann ein Fall für hochspezialisierte Neuroradiologen am Universitätsklinikum Bonn. Dabei entfernen sie den die Schlagader verstopfenden Blutpfropf über einen Katheter mechanisch mit einem Netz aus dünnem Draht, einem so genannten Stent-Retriever.
„Die Eigenständigkeit des Fachgebiets ist längst überfällig und wichtig für seine Weiterentwicklung und Spezialisierung auf höchstem Niveau. Dafür ist ein Vollprofi wie Herr Prof. Solymosi nötig“, sagt Prof. Dr. Gabor Petzold, Leiter der Sektion Vaskuläre Neurologie am Universitätsklinikum Bonn. „Zudem ergänzt dies perfekt die neurowissenschaftliche Ausrichtung des Bonner Klinikums.“
Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKB Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang Holzgreve freut sich über die Differenzierung des großen Faches Radiologie, bei dem jetzt neben der Allgemeinen Radiologie und der Neuroradiologie auch die Strahlentherapie / Radioonkologie selbständig durch Lehrstuhlinhaber / Direktorate vertreten sein werden. „Bonn ist unter der Leitung von Prof. Hans Schild über Jahrzehnte hinweg zu einem Leuchtturm der Radiologie in Deutschland geworden, aber die Entwicklung in Forschung und Klinik hat nun weltweit in Medizinischen Zentren zu einer sinnvollen Gliederung des wichtigen Faches geführt.“
In der Neuroradiologie muss im Rahmen der Notfallversorgung die hochspezialisierte Fachkenntnis jeden Tag rund um die Uhr vorgehalten werden. Für das Netzwerk „NeuroVask Bonn / Rheinland“, an dem sechs regionale Krankenhäuser beteiligt sind, freut sich Prof. Dr. Hartmut Vatter, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Bonn: „Über das regionale Netzwerk kann jeder Notfallpatient mit Schlaganfall oder Hirnblutung im Rhein-Sieg-Kreis, im Landkreis Euskirchen, in der nördlichen Eifel und bis in den Westerwald von der neu geschaffenen Expertise profitieren.“
Mit den bildgebenden Verfahren kam die Revolution
„Anfangs wagten wir kaum zu träumen, was heute unsere alltägliche Routine ist. Kaum ein anderes Fach zeigte in den letzten Jahren eine so enorme Entwicklung wie die Neuroradiologie“, beschreibt Prof. Solymosi einen der Gründe, warum ihn sein Fachgebiet bis heute fasziniert.
In der Diagnostik liefern Neuroradiologen dank moderner Verfahren wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) aussagekräftige Bilder, so dass Eingriffe am Hirn wie Epilepsie-Operationen und Entfernungen von Tumoren mit einem hohen Sicherheitsgrad fächerübergreifend durchführbar sind. Heutzutage behandeln die Neuroradiologen aber auch interventionell. So ist ein Schwerpunkt von Prof. Solymosi, Blutgerinnsel auch aus kleinen Hirngefäßen bei einem Schlaganfall zu entfernen. Mit der Thrombektomie hat er seit der Einführung des Stent-Retrievers vor zehn Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht: „Mit der neuen Methode konnten wir den guten Ausgang bei einem Schlaganfall mehr als verdoppeln.“
Ärztlicher Nachwuchs liegt ihm am Herzen
Viele ehemalige Schüler von Prof. Solymosi haben heute deutschlandweit führende Positionen in der Neuroradiologie, da er stets bedacht war, junge Kollegen umfassend auszubilden, sein Fachwissen und seine Erfahrungen weiterzugeben. Dies führt ihn jetzt auch wieder nach Bonn, seiner ersten Wirkungsstätte in Deutschland. Ab 1981 promovierte und habilitierte er an der Bonner Medizinischen Fakultät. Im Anschluss war er am Universitätsklinikum Bonn als Universitätsprofessor für Neuroradiologie bis zu seinem Ruf nach Würzburg 1995 tätig. Auch in seinem kurzen Ruhestand setze er sich als Chefredakteur der Fachzeitschrift „Clinical Neuroradiology“ weiter für die Belange der Neuroradiologie ein.
„Und jetzt mache ich das für mein altes Universitätsklinikum auf jeden Fall und sehr gerne“, betont Prof. Solymosi. Seine Aufgabe ist es, aus der Radiologischen Klinik heraus für die neue Klinik ein Neuroradiologen-Team so aufzustellen, dass an jedem Tag im Jahr rund um die Uhr das vollständige Aufgabengebiet von der Diagnostik bis hin zu den neuroradiologischen Interventionen auf höchstem Niveau erfüllt wird. Auch freut er sich über die Tätigkeit, da er sich in Bonn immer wohlgefühlt hat. Hier findet er in der Umgebung genügend Raum für seine Entspannung jenseits des Klinikums: „Eine Spritztour auf meinem Motorrad, am liebsten auf kurvenreichen Straßen.“
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. László Solymosi
Sektion Neuroradiologie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/11984
E-Mail: laszlo.solymosi@ukbonn.de