Ein Glanzstück der Evolution: Tag für Tag tragen die Füße uns von Ort zu Ort, stützen uns dabei im aufrechten Gang und halten das Gleichgewicht. Für eine dynamische Bewegung rollen sie dank eines komplexen Zusammenspiels von Knochen, Bändern und Sehnen bis in die Zehen ab. „Trotzdem zwängen wir sie ganztätig oft in zu enges Schuhwerk oder sportliche Schuhe mit komplexen Sohlenkonstruktionen, die unsere Fußbinnenmuskulatur durch Unterforderung und Inaktivität verkümmern lassen“, konstatiert Prof. Dr. Dieter Wirtz, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Bonn. Senk- oder Plattfuß, sind oft die Folge, bei denen das abgeflachte Fußgewölbe seine Dämpfungsfunktion nicht mehr erfüllen kann. Doch beim Springen und Laufen lastet oftmals ein Vielfaches des Körpergewichts auf Fuß und Fußgelenken. Es kommt zu schiefen Zehen, verschobenen Knochen und Gelenkveränderungen, die wiederum zu Fußschmerzen führen können.
Bei hohen Absätzen verlagert sich fast das ganze Körpergewicht auf die Vorfußballen – eine mögliche Ursache für einen Ballengroßzeh, fachsprachlich Hallux Valgus. Es ist die weitverbreitetste Fehlstellung am Vorfuß, die vor allem bei Frauen häufig auftritt. Der große Zeh neigt sich dabei dauerhaft zur Körperaußenseite und kann auch die benachbarten Kleinzehen in Mitleidenschaft ziehen. Viele Betroffene haben keine oder nur leichte Beschwerden. Einige leiden bei fortgeschrittener Fehlstellung unter schmerzhaften und entzündeten Druckstellen am Großzehenballen; die Schuhe wollen nicht mehr passen. Schienen, Polsterungen oder Einlagen sowie passendes Schuhwerk können die Beschwerden konservativ lindern. Bei fortgeschrittenen Fehlstellungen hilft nur eine korrigierende Operation.
Nicht der Schuh allein!
Aber auch mit zunehmendem Alter setzen natürliche Degenerationsprozesse den Füßen zu. Bindegewebige und knöcherne Strukturen werden schwächer und anfälliger für Verletzungen und Verschleißerkrankungen. Zudem verändern sich die Gelenke durch den natürlichen Alterungsprozess arthrotisch. Formveränderungen der Füße sowie Schmerzen und Schwellungsneigung sind die Folge. „Fehlstellungen am Fuß führen dazu, dass wir uns häufig im Alltag mit Schuhkonflikten und einer Druckstellenproblematik plagen. Aber auch bereits im jungen Alter können unsere Füße schmerzende Probleme machen“, weiß Dr. Michael Kehrer, Oberarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Bonn.
Dagegen ist bei dem diabetischen Fußsyndrom – eine gefährliche Langzeitkomplikation bei zuckerkranken Patienten - das Schmerzempfinden reduziert und das ist gefährlich. Denn kleinste Verletzungen werden nicht bemerkt, die aufgrund der geschädigten Nerven und Blutgefäße nur schlecht abheilen und sich infizieren. Oft entwickeln sich so tiefe komplikationsreiche Geschwüre, die sich bis auf den Knochen ausbreiten können. „Um vorzubeugen und die Amputationsrate zu minimieren, erfordert es eine fächerübergreifende Behandlung durch mehrere Kooperationspartner an unserem Klinikum“, sagt Oberarzt Kehrer.
Zusammen mit Prof. Wirtz geht er im Rahmen des Patientenkolloquiums folgenden Fragen nach: Machen wir unsere Füße kaputt, wenn wir Alarmsignale ignorieren? Was können wir für die Gesundheit unserer Füße tun? Wie können wir Fehlstellungen oder Fehlbelastungen vorbeugen? Ist barfuß laufen gesund? Was macht einen guten Schuh aus? Sind High-Heels wirklich so schädlich für unsere Füße? Was gibt es für Hilfsmittel bei bereits bestehenden Fehlstellungen oder Druckstellen? Ab wann muss ein konservatives Vorgehen zu Gunsten einer Operation verlassen werden? Was erwartet mich bei operativen Eingriffen am Fuß und Sprunggelenk? Dabei stellen Prof. Wirtz und Kehrer das umfassende Angebot der medizinischen und chirurgischen Versorgung bei Deformitäten, Verletzungen und Verschleißerkrankungen des Fußes sowie des Diabetische Fußsyndroms am neuen „Universitären Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie Bonn“ vor. Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen per Zoom an die Referenten des Universitätsklinikums Bonn zu stellen. Fragen können gerne vorab an redaktion@ukbonn.de geschickt werden.
Die Zugangsdaten zu den Online-Vorträgen per Zoom gibt es unter:
https://www.ukbnewsroom.de/ukb-patientenkolloquium-2021/