Das Projekt Systemakkreditierung zählt zu den Leuchtturmprojekten der Universität Bonn unter Federführung des Prorektorats für Studium, Lehre und Hochschulentwicklung sowie des Dezernats 9 – Studium, Lehre, Planung. Ziel des Projekts ist es, die Universität in Zukunft in die Lage zu versetzen, ihre Studiengänge selbst zu akkreditieren. Mit der Abgabe des Selbstberichts der Universität im Sommer 2024 hat das Projekt einen weiteren wichtigen Meilenstein erreicht, der das Ende des Vorprojekts und den Start in die Hauptprojektphase markiert – und damit das eigentliche formale Verfahren der Systemakkreditierung einleitet. Doch was ist die Systemakkreditierung überhaupt? Und was hat die Universität davon?
Die Hochschulen in Deutschland sind zur regelmäßigen Qualitätssicherung ihrer Bachelor- und Masterstudiengänge verpflichtet. Ein wesentliches Element bildet die regelmäßige und mindestens alle acht Jahre wiederkehrende Akkreditierung von Studiengängen. Bisher wurden zur Akkreditierung der Studiengänge der Universität Bonn verschiedene externe Akkreditierungsagenturen beauftragt. Es besteht jedoch alternativ die Möglichkeit, ein eigenes, internes Qualitätsmanagementsystem aufzubauen und dieses System akkreditieren zu lassen. In diesem Fall kann die Qualitätsprüfung und Akkreditierung der Studiengänge durch die Hochschule selbst durchgeführt werden.
Zu dieser Systemakkreditierung hat sich die Universität Bonn entschlossen. Sie verbindet damit mehrere Ziele, wie beispielsweise den Aufbau und die Förderung einer partizipativ gestalteten Qualitätskultur im Bereich von Studium und Lehre sowie die Steigerung der Exzellenz in diesem Bereich. Die Universität erhält hierdurch die Möglichkeit, ihr Profil weiter zu schärfen. Außerdem wird die Lehre insgesamt gestärkt, indem ihr eine kontinuierliche und selbstkritische Aufmerksamkeit zukommt, die durch regulär und wiederkehrenden Prozesse im Qualitätsmanagementsystem beschrieben sind.
„Wir sind eine Exzellenzuniversität. Mit dem Siegel der Systemakkreditierung können wir hoffentlich schon bald noch deutlicher beweisen, dass hier exzellentes Studieren, dank exzellenter Forschung, aber auch insbesondere exzellenter Lehre, möglich ist“, erklärt Prof. Dr. Klaus Sandmann, Prorektor für Studium, Lehre und Hochschulentwicklung sowie Leiter des Projekts.
Exzellente Lehre und kontinuierliche Weiterentwicklung in neuen Formaten
Bei dem neuen internen Qualitätsmanagementsystem handelt es sich um einen geschlossenen Regelkreis (PDCA-Zyklus, also ein Plan-Do-Check-Act) zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung auf mehreren Ebenen. Im Rahmen des Projekts wurden hierfür verschiedene Prozesse aufgesetzt, die die Qualität der Studiengänge und aller Leistungsbereiche der Hochschule, die für Studium und Lehre unmittelbar relevant sind, sichern und fortentwickeln sollen. Dabei wurden nicht nur bereits an der Universität vorhandene und bewährte Strukturen sowie Verfahren zur Qualitätssicherung und -entwicklung aufgegriffen, sondern diese wurden noch um neue Elemente und Formate ergänzt.
Vereinfacht gesagt sorgt der Prozess der Systemakkreditierung dafür, dass die Universität sich wiederkehrend mit ihren Zielen in der Lehre und der Entwicklung ihrer Studiengänge befasst und diese immer wieder selbstkritisch auf den Prüfstand stellt. „Läuft etwas (noch nicht) rund? Wo kann noch etwas verbessert werden?“ Beispielsweise zur Beantwortung dieser Fragen und Umsetzung möglicher Lösungen stehen den jeweiligen Beteiligten dann ganz konkrete Formate zur Verfügung.
Neu ist, dass die Universität ihre Akkreditierungsverfahren nun in Eigenregie durchführt. Das heißt nicht, dass dabei auf die Einbindung externer Expertise verzichtet wird: Auch bei der internen Akkreditierung der Studiengänge werden unbefangene externe Gutachterinnen und Gutachter eingebunden, die insbesondere die Einhaltung der fachlichen und inhaltlichen Kriterien für Studiengänge überprüfen. Aber auch bewährte Methoden zur Evaluation von Studium und Lehre haben ihren festen Platz im System. Sie werden insbesondere von den Evaluationsprojektgruppen (EPGs) verantwortet. Die EPGs in den Fächern organisieren bedarfsgeleitet die regelhafte Durchführung der Verfahren in ihren Studiengängen und empfehlen Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Curricula.
Zweite Qualitätskonferenz der Universität Bonn
Eine der wesentlichen Neuerungen des Systems stellt die „Qualitätskonferenz“ dar. Diese fand am 17. Juni zum nunmehr zweiten Mal statt und brachte alle für das Qualitätsmanagement im Bereich Studium und Lehre einschlägigen Akteur*innen – insbesondere Mitglieder der Evaluationsprojektgruppen, Studiendekan*innen, Studiengangsmanagement und Studierende – zusammen, um einen lebendigen und ergebnisorientierten Dialog über das Projekt Systemakkreditierung, das Qualitätsmanagementsystem sowie dessen Weiterentwicklungsperspektiven zu führen. Die rege Beteiligung und das Engagement aller sowie die zahlreichen Ideen, Visionen und Anregungen, insbesondere im Zuge der durchgeführten Workshops, spielen eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung von Studium und Lehre an der Universität.
Einen Höhepunkt der Veranstaltung markierte der zukunftsweisende Impulsvortrag von Prof. Dr. Holger Burckhart, stellvertretender Vorstandsvorsitzender im Akkreditierungsrat und langjähriger ehemaliger Rektor der Universität Siegen. In seinem Vortrag erläuterte er, entscheidend für die Qualität der Studiengänge sei die Qualitätskultur einer Hochschule. Insbesondere die Systemakkreditierung biete hierbei die Chance zur Gestaltung und Profilierung. Hochschulen sollten demnach nicht eine bloße Qualitätssicherung der Studiengänge im Sinne eines „TÜV-Siegels“ anstreben, sondern einen fortlaufenden Dialog und Prozess hin zu einer systematischen Qualitätsentwicklung. Die Universität Bonn sei bereits auf einem guten Weg, ihren im Rahmen der Systemakkreditierung gegebenen Gestaltungsraum auszuschöpfen und den eigenen Exzellenzanspruch auch im Bereich Studium und Lehre umzusetzen. Im Mittelpunkt solle dabei immer die Förderung der Persönlichkeit, Fachlichkeit und Professionskompetenz der Studierenden stehen. Zuletzt formulierte der Philosoph in Abwandlung des kategorischen Imperativs von Immanuel Kant den Appell an die Hochschule: Sie solle es den Studierenden ermöglichen, so zu studieren, dass die Maxime des eigenen Studiums allen Beteiligten und Betroffenen eine maximale Förderung individueller Kompetenzen, wissenschaftlicher Ansprüche und gesellschaftlicher Wirksamkeit ermöglicht.
Partizipation als Kernelement der Systemakkreditierung
„Ich bin unglaublich stolz, dass so viele Menschen intensiv an diesem Projekt mitwirken“, erklärt Prorektor Prof. Dr. Klaus Sandmann, und betont: „Exzellenz gibt es nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre. Mit der angestrebten Systemakkreditierung und den in diesem Rahmen neu etablierten Formaten wie der Qualitätskonferenz haben wir verschiedene Vehikel an der Hand, die uns darin unterstützen, diese Exzellenz weiter auszubauen.“
Nicht nur Prof. Dr. Holger Burckhart betonte in seinem Vortrag den Stellenwert von Partizipation. Bereits das Vorprojekt wurde in strikter und kontinuierlicher Einbindung und Beteiligung aller Fakultäten, des Bonner Zentrums für Lehrerbildung (BZL) sowie diverser zentraler Einrichtungen umgesetzt. Ebenfalls eingebunden waren auch studentische Vertretungen, die die Perspektive der Studierenden einbringen sollen. Bei der Qualitätskonferenz erfolgte dies etwa in Form eines eigenen Workshops zum Thema „Studentische Partizipation“. Ziel war es, die Teilnehmer*innen in die Lage zu versetzen, begründete Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Möglichkeiten für studentische Partizipation an der Universität Bonn zu benennen. Als Impuls für die Diskussion wurden zwei erfolgreiche Beispiele für studentische Partizipation durch externe Studierende vorgestellt und diskutiert, bevor verschiedene Erwartungs- und Erfahrungswerte von Vertreterinnen und Vertretern der Studierendenschaft der Universität Bonn als konkreter Ausgangspunkt für die Reflexion über mögliche Vorgehensweisen dienten.
Alle Ergebnisse der Workshops und des Projekts Systemakkreditierung sind via Confluence im Bereich Systemakkreditierung hochschulweit unter folgendem internen Link zugänglich: https://confluence.team.uni-bonn.de/display/UNISA/UNI-Systemakkreditierung+Home.
Wie geht es nun weiter?
Bei der Qualitätskonferenz wurde die Fertigstellung des Selbstberichts der Universität bekannt gegeben. In diesem dokumentiert die Universität Bonn auf rund 50 Seiten, wie das interne Qualitätsmanagementsystem im Bereich Studium und Lehre, und damit das hochschuleigene System zur Akkreditierung der Studiengänge aussieht, und welche Abläufe während des Projekts Systemakkreditierung erarbeitet worden sind, die seit 2023 im Zuge von Pilotverfahren erstmalig durchlaufen werden.
Zwischenzeitlich liegt die Rückmeldung der Agentur AQAS e.V. vor, die das Verfahren der Systemakkreditierung durchführt. In ihrem Prüfbericht zur Systemakkreditierung der Universität Bonn stellt die Agentur fest, dass die formalen Kriterien erfüllt sind. Eine fachliche und inhaltliche Prüfung des Qualitätsmanagementsystems obliegt wiederum den von AQAS beauftragten externen Gutachterinnen und Gutachtern. Eine erste Begehung hierzu findet noch im Dezember statt; eine zweite Begehung folgt dann im Sommersemester 2025. Dabei muss die Universität nachweisen, dass ihr Qualitätsmanagementsystem im Bereich von Studium und Lehre geeignet ist, um die Qualifikationsziele und die Qualitätsstandards ihrer Studiengänge zu gewährleisten. Und wenn alles weiter so gut läuft wie bisher, wird der Universität Bonn voraussichtlich im dritten Quartal 2026 vom Akkreditierungsrat bescheinigt, dass die bis dahin erprobten Prozesse sie zur Systemakkreditierung befähigen.
Weitere Informationen zur Systemakkreditierung an der Universität Bonn finden Sie hier: https://www.uni-bonn.de/de/universitaet/organisation/universitaetsverwaltung/dezernat-9-studium-lehre-planung/systemakkreditierung