09. Juli 2009

Entlassungs-Check schon bei Aufnahme Entlassungs-Check schon bei Aufnahme

EDV unterstützt die rechtzeitige Planung

Entlassungs-Check schon bei Aufnahme

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IT-Entlassungsmanagement.jpg - Jürgen Freiberg in seinem Wirkungsfeld; © Dr. Stefanie Schmid-Altringer
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Serie: IT-Lösungen an der Bonner Uni-Klinik (1)

Die Informationstechnik (IT) ist heutzutage aus dem Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken – vom Klinischen Arbeitsplatzsystem (KAS) bis hin zur elektronischen Gesundheitskarte der Zukunft. Bereits heute gibt es auf dem Venusberg innovative IT-Instrumente, die stärker am Patienten orientierte Abläufe ermöglichen. In einer Miniserie stellen wir drei Modell-Projekte vor:


Die Zeit nach dem Krankenhaus muss sorgfältig geplant werden. Patienten des Universitätsklinikums Bonn profitieren jetzt von einem neu entwickelten elektronischen System: Schon bei der Aufnahme wird ihr möglicher Hilfsbedarf nach der Entlassung eingeschätzt. Ab einem bestimmten Ergebnis verständigt der Computer automatisch das Team der „Entlassungsmanager“. Sie kümmern sich um die rechtzeitige Planung und klären, welche Unterstützung sinnvoll ist. Von der Beantragung einer Reha-Maßnahme bis zum Gespräch mit Angehörigen, die Sorge um die Zeit danach muss den Patienten nicht mehr belasten.

Manchmal sind es nur kleine Dinge, die nach der Entlassung fehlen: Wer sorgt beispielsweise in den ersten Tagen für den Einkauf oder es muss eine Erhöhung des Toilettensitzes eingebaut werden. Aber sehr oft sind auch weit reichende finanzielle und rechtliche Fragen zu klären. Nicht selten müssen dann die zuständigen Krankenkassen oder die Pflegeversicherung erst noch grünes Licht geben. Dieser Prozess braucht seine Zeit und muss deshalb rechtzeitig geplant werden. Um eine optimale Entlassung unabhängig vom Engagement einzelner Ärzte zu gewährleisten, hat das Universitätsklinikum Bonn jetzt ein neues, EDV gestütztes System entwickelt, das bei allen Patienten über 75 Jahren zum Einsatz kommt.

Eine optimale Planung beginnt bei der Aufnahme

„Früher wurden wir oft erst am Ende des stationären Aufenthaltes benachrichtigt und konnten die nötige Hilfe oder eine Reha nur noch mit Mühe organisieren“, so beschreibt Jürgen Freiberg, Leiter des Sozialdienstes, die Situation, bevor das neue Entlassungssystem eingeführt wurde. Das ist heute anders: Schon am Tag der Aufnahme schätzt eine Pflegeperson den voraussichtlichen Hilfsbedarf ein. Zur objektiven Bewertung wurde ein spezieller Fragebogen entwickelt und wissenschaftlich überprüft. Das so genannte ‚Assessment zur Nachsorgeplanung’ fragt gezielt nach bestimmten problematischen Faktoren. Die persönliche Situation des Patienten spielt dabei eine genauso wichtige Rolle, wie die körperliche und seelische Verfassung. Erschwerende Faktoren, wie die Betreuung von Angehörigen oder eine finanzielle Notlage werden immer mit abgefragt. Die Antworten des Patienten werden vom Fachpersonal direkt in das neue Computersystem eingegeben. Ein individueller Punktwert ist das Ergebnis. Ab zehn Punkten aufwärts wird der Sozialdienst automatisch benachrichtigt und kann im Sinne des Patienten schon während des Krankhausaufenthaltes tätig werden. Dadurch haben die Entlassungsmanager mehr Zeit, im Gespräch mit den Patienten, aber auch mit Ärzten und Schwestern rechtzeitig eine angemessene Lösung zu entwickeln.

Aber nicht immer lassen sich gerade die persönlichen Fragen schon bei der Aufnahme klären. „Der Patient muss ja erst mal Vertrauen zu uns aufbauen“, sagt ein Stationspfleger. Das elektronische System erlaubt es deshalb, manche Antworten zunächst offen zu lassen. Als Erinnerung gibt es ein deutliches Signal, das bei einem Blick in die elektronische Patientenakte jederzeit und von allen zu sehen ist.

Die betroffenen Patienten bewerten das neue System positiv. „Sie erleben durch unser Engagement, dass sie als ganzer Mensch im Mittelpunkt stehen und nicht nur ihre Krankheit“ berichtet die erfahrene Krankenschwester Elke Brodam. Sie wechselte zum 1. Mai 2009 von der Chirurgie in das Team der „Entlassungsmanager“. Durch ihre frühere Tätigkeit als Stationsleiterin weiß sie, wie das neue System im Praxisalltag aufgenommen wird. Persönliche Hemmschwellen im Umgang mit dem PC und vielfältige medizinische Aufgaben erschweren es häufig, dass der elektronische Entlassungs-Check zum Einsatz kommt. Individuelle Fortbildungen sollen deshalb zukünftig für Ärzte und Pflegepersonal noch mehr als bisher angeboten werden.

Kontakt für die Medien:
Elke Brodam
Überleitungsmanagement
Pflegedirektion
Telelefon: 0228/287-16836
E-Mmail: elke.brodam@ukb.uni-bonn.de

 

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