05. Oktober 2015

Ernst-Robert-Curtius Preise für Essayistik Ernst-Robert-Curtius Preise für Essayistik

Lebenswerk von Staatsrechtler Josef Isensee ausgezeichnet / Förderpreis geht an Historiker Philipp Felsch

Der emeritierte Bonner Staatsrechtler Prof. Dr. Dr. h.c. Josef Isensee erhält für sein Lebenswerk den diesjährigen Ernst-Robert-Curtius-Preis. Der Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis für Essayistik wird an Prof. Dr. Philipp Felsch von der Humboldt-Universität Berlin verliehen. Die Preisverleihung findet am Freitag, 6. November 2015 an der Universität Bonn statt. Die Laudatio hält die Ministerpräsidentin des Saarlands, Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Preise werden von der Universitätsgesellschaft Bonn (UGB) finanziert und vergeben.

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Isensee_001_a.JPG - Prof. Dr. Dr. h.c. Josef Isensee. © Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn
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Der Ernst-Robert-Curtius-Preis zeichnet ein essayistisches Lebenswerk aus und ist mit 8.000 Euro dotiert. Der Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis ist jungen Autoren gewidmet und mit 4.000 Euro dotiert. Beide Preise werden alle zwei Jahre in der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität vergeben.

Der 1937 in Hildesheim geborene Josef Isensee hatte bis 2002 einen Lehrstuhl am Institut für Öffentliches Recht an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn inne. Danach hat er Gastprofessuren an verschiedenen Hochschulen wahrgenommen. Zusammen mit Prof. Dr. Paul Kirchhof ist er Herausgeber des zehnbändigen Handbuchs des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland. Das umfangreiche Oeuvre des Bonner Juristen und Staatsrechtslehrers, in dem er politische, historische und kulturelle Sensibilität unter Beweis stellt, hat weit über sein Fach hinaus große Wirkung entfaltet. In mehr als dreißig selbstständigen Schriften und mehreren hundert Essays, Aufsätzen, Rezensionen und Editionen verbindet er höchste wissenschaftliche Qualität und Originalität mit enzyklopädischem Wissen, stets präsentiert in sprachlich brillanter Form. In Schrift und Rede hat er mit seinen Themen und seiner Humanität den akademischen Diskurs ebenso bereichert wie die öffentliche Debatte.

Zugleich wird der Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis für Essayistik an Prof. Dr. Philipp Felsch verliehen. Felsch wurde 1972 in Göttingen geboren und ist seit 2011 Juniorprofessor für Geschichte der Humanwissenschaften am Institut für Kulturwissenschaften der Humboldt-Universität Berlin. Den mit 4.000 € dotierten Förderpreis erhält er insbesondere für sein im März 2015 bei C.H. Beck erschienenes Buch Der lange Sommer der Theorie: Geschichte einer Revolte 1960-1990, in dem er sich in wissenschaftlich origineller und rhetorisch brillanter Weise mit der 68er Generation und ihrer nachhaltigen Begeisterung für Theorie beschäftigt.

Die beiden nach dem deutschen Romanisten Ernst Robert Curtius benannten Preise wurden 1984 von Thomas Grundmann (Bouvier, Bonn) ins Leben gerufen und werden seit 2009 alle zwei Jahre von der Universitätsgesellschaft Bonn – Freunde, Förderer, Alumni e.V. verliehen. Der Preis ehrt das Lebenswerk oder ein bedeutendes Einzelwerk, das in der literarischen Tradition des Essays steht und auch einem breiteren Publikum komplexe Sachverhalte zu vermitteln versteht. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem Golo Mann, Hans Magnus Enzensberger und Aleida Assmann.

Zur diesjährigen Jury gehörten neben dem Begründer des Preises Thomas Grundmann die folgenden Mitglieder: Wolfgang Bergsdorf, Hans Daniels, Marion Gymnich, Wolf-Dieter Lange, Christian Moser und Hajo Steinert.


Hinweis für die Redaktionen: Die Verleihung der diesjährigen Ernst-Robert-Curtius-Preise findet am Freitag, 6. November 2015, um 18 Uhr im Universitätsforum (Heussallee 18-24, 53115 Bonn) statt. Die Medien sind herzlich eingeladen. Es wird um Anmeldung bei der Geschäftsstelle der Universitätsgesellschaft gebeten. Kontakt: Jennifer Hochrebe, E-Mail: ugb@uni-bonn.de, Tel.: 0228/73-7021.


Wer war Ernst Robert Curtius?

Ernst Robert Curtius wurde am 14. April 1886 im elsässischen Thann geboren. Nach dem Abitur studierte er Philologie in Straßburg, Berlin und Heidelberg. Mit 26 Jahren promovierte er bei seinem Straßburger Mentor Gustav Gröber. Drei Jahre nach seiner Promotion habilitierte sich Curtius unter Heinrich Schneegans in Bonn.

Nach dem Krieg wurde er 1919 a.o. Professor in Bonn. 1920 wurde er als ordentlichen Professor an die Universität Marburg berufen, welche er 1924 in Richtung Heidelberg verließ, um 1929 für 22 Jahre zurück nach Bonn zu kommen.

Dem Elsässer lag die Kulturverständigung der Völker am Herzen. Curtius nahm an deutsch-französischen Kulturtreffen teil, wo nach den Schrecken des Weltkrieges an der Verständigung zwischen diesen beiden Völkern gearbeitet wurde.

Ernst Robert Curtius war kein Gelehrter im Elfenbeinturm. In Zeitungen und Zeitschriften äußerte er sich zu den drängenden Problemen seiner Zeit. Curtius bekennt sich in diesen Essays zu einer am Humanismus und an der Weimarer Klassik ausgerichteten deutschen Kultur, die er den nationalistischen – und erst recht den nationalsozialistischen – Bestrebungen seiner Zeit entgegenstellte.

Um mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten zur zeitgenössischen Literatur während des sog. „Dritten Reiches“ nicht in Konflikt zu geraten, wich Curtius nach der Machtergreifung auf die Bearbeitung der mittelalterlichen Literatur aus. 1948 publizierte Curtius sein Werk „Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter“. Dieses Buch wurde ein überaus geschätztes Standardwerk und atmete den Geist eines gemeinsamen europäischen Kulturbegriffes. Gottfried Benn, dem Curtius ein Exemplar seines Buches zugesandt hatte, bedankte sich bei ihm mit den Worten „in Ihnen begegnet sich das Abendland“.

Der Ruhm und das Ansehen von Ernst Robert Curtius gingen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. So erhielt er 1950 den Lessingpreis, 1951 die Ehrendoktorwürde der Universität Glasgow und als erster Deutscher seit 1933 die Ehrendoktorwürde der Pariser Sorbonne (1954). Weiterhin war er Träger des Ordens Pour le Mérite .

Ernst Robert Curtius starb am 19. April 1956. Er war einer der großen Lehrer und Forscher unserer Bonner Universität.

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Felsch.jpg - Prof. Dr. Philipp Felsch. © Foto: privat
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