„Ich habe das Gefühl, die Universität hört gar nicht mehr auf zu feiern.“, freut sich Bonns Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan im vollbesetzten Festsaal. Vielleicht, weil in diesem Jahr endlich das Timing stimmte: Etwas scherzhaft hatte zuvor Projektleiter Professor Dr. Dominik Geppert die bisherige Bonner Universitätsgeschichte auch als „Geschichte eines miserablen Timings großer Feste“ bezeichnet. Er erinnerte daran, dass schon die Aufnahme der Lehre an der Alma Mater Bonnensis im Jahre 1818 ganz ohne Feierlichkeit auskommen musste. Der damalige preußische Herrscher war derart misstrauisch gegenüber den damaligen Professoren, dass er eine große Feier verbot. Das 100jährige Jubiläum fiel dem Ersten Weltkrieg zum Opfer, das 125jährige dem Zweiten – denn von einem normalen Lehrbetrieb konnte in Zeiten von Luftschlägen der Alliierten 1941 keine Rede mehr sein – und auch zum 150. Geburtstag der Universität Bonn wollte sich keine rechte Feststimmung einstellen: Im Jahr der Studentenproteste gegen die Notstandsgesetze 1968 wurde die Tür des Festsaals während der Jubiläumsfeier von protestierenden Studenten eingerammt.
Das war Montagabend nicht zu befürchten. So wagte man bei ausgelassener Stimmung einen würdigen und reflektierten Rückblick auf die bedeutende Geschichte der Universität: „Wir feiern heute etwas ganz Besonderes: Die Geschichte unserer Universität in geschriebener Form“, sagte Geppert und dankte allen Beteiligten, die das Projekt ermöglichten. „Unter Mitwirkung von etwa 60 Autorinnen und Autoren ist eine vierbändige Festschrift auf Höhe der Zeit mit hohem Reflexionsniveau entstanden“.
Vier verschiedene Spannungsfelder
Thematisch lasse diese sich in vier Themenschwerpunkte gliedern, erläuterte Prorektor Professor Dr. Stephan Conermann die Konzeption des Werks. Erstens in den der „Toleranz“ – Die Universität stehe für eine tolerante und diverse Gesellschaft und wolle diesen Grundsatz leben und mitgestalten. Der zweite Themenkomplex beschreibt das Spannungsfeld zwischen „dem Geist und der Macht“, also zwischen Politik und Wissenschaft. Ein ambivalentes Verhältnis für die Autorinnen und Autoren, wie Conermann weiter ausführt: „Wissenschaft an der Universität soll dazu dienen, die liberale Grundordnung, die wir in Deutschland errichtet haben, nachhaltig zu gestalten“. Als drittes Spannungsfeld führt er die Standortgebundenheit an: Bonn sei geprägt von einer großen Internationalität, werde als wichtiger Wirtschaftsfaktor begriffen und als „Kernregion in einer europäischen Union, die es zu verteidigen und zu stärken gilt“. Als letztes wird der Fokus auf das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Innovation gelegt. Dessen Ausbalancierung stellt für den Prorektor für Internationales das entscheidende Kriterium für eine erfolgreiche Zukunft dar.
Schlaglichter der Universitätsgeschichte
In kurzen Impulsvorträgen gaben zehn der Autorinnen und Autoren Schlaglichter auf die Universitätsgeschichte und somit Einblicke in das „Mammutprojekt“, an dem sie die letzten zehn Jahre gearbeitet haben: Wodurch war das Studentenleben in den Anfangsjahren geprägt? Welche berühmten Persönlichkeiten lauschten den Vorlesungen? Wie bahnten sich Frauen den Weg in die Hörsäle? Wie entwickelten sich die einzelnen Fakultäten? Bei aller Verschiedenheit der Disziplinen ergebe sich eine Gemeinsamkeit, resümiert Dr. Philip Rosin: „Im Mittelpunkt wissenschaftlichen Erkenntnisinteresses stand und steht jeweils der Mensch. Auch im 21. Jahrhundert fühlen sich dem die Universitätsangehörigen im Sinne des ‚Wir‘ verpflichtet.“
Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung durch die Jazz Combo Bonn.