Die Forschung von Angkana Rüland ist stark inspiriert von Problemen, die aus den Naturwissenschaften heraus entstehen und zu spannenden mathematischen Fragen und Strukturen führen. Ein Beispiel aus den Materialwissenschaften ist die genaue Analyse von sogenannten Formgedächtnislegierungen – also speziellen Metalllegierungen, die aufgrund ihres thermodynamischen Verhaltens ein „Gedächtnis“ besitzen und sich an eine frühere Formgebung trotz starker Verformung scheinbar „erinnern“ können. „Die Modellierung dieser Materialien und die Analyse der zugehörigen Mikrostrukturen führt zu Problemen, die sowohl aus experimenteller, anwendungsorientierter Sicht als auch aus innermathematischer Sicht faszinierend sind“, sagt Prof. Dr. Angkana Rüland.
Ein weiterer Gegenstand ihrer Forschung sind sogenannte inverse Probleme, bei denen man durch indirekte, nicht-invasive Messungen möglichst genaue Informationen über Objekte erhalten möchte – wie es beispielsweise bei der Röntgentomographie der Fall ist. Ein anderes Beispiel für ein solches inverses Problem ist die „indirekte“ Navigation von Tieren, zum Beispiel von Fledermäusen und Delfinen.
Engagement in Forschung und Lehre
Angkana Rüland bringt ein Team von zwei Promovierenden und Postdoktoranden mit an die Universität. „Das mathematische Umfeld in Bonn ist ein international herausragender Ort für die Arbeit in der Mathematik im Allgemeinen und in der Analysis im Besonderen – sowohl in der Forschung als auch in der Lehre“, sagt sie. Sie freue sich auf eine extrem starke und breit gefächerte Gruppe, die in reiner und angewandter Analysis arbeitet. „Mit einem riesigen Angebot an Forschungsseminaren, Kolloquien, internationalen Workshops, Sommerschulen und Konferenzen sowie außergewöhnlich motivierten und talentierten Studierenden ist es eine enorme Chance, in einer solch inspirierenden Atmosphäre zu arbeiten.“
Ein besonderes Bedürfnis ist Angkana Rüland die Nachwuchsförderung und im Speziellen der Austausch mit den Studierenden. Bereits zu Studienzeiten war sie eines der ersten Mitglieder des „Schulteams“ des HCM. Dort bemühen sich engagierte Mathematikstudierende um eine verständliche Vermittlung von Universitätsmathematik für Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus gehörte Rüland zum Gründungsteam des Bonner Matheclubs für die Klassen sieben bis zehn.
Enge Beziehung zu Bonn
Angkana Rüland hat einen engen Bezug zu Bonn. Sie ist dort zur Schule gegangen und begann bereits während der Schulzeit im Frühstudium „FFF - Fördern, Fordern, Forschen“ an der Universität Bonn, Mathematik zu studieren. Nach dem Abitur setzte sie ihr Studium an der Universität Bonn fort. Im Jahr 2014 promovierte sie bei Prof. Dr. Herbert Koch am Mathematischen Institut und erhielt für ihre Doktorarbeit den „Hausdorff-Gedächtnispreis“ für die beste Dissertation im Fach Mathematik in Bonn.
Nach ihrer Promotion ging sie als Postdoktorandin an die Universität Oxford und wurde 2017 Nachwuchsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig. Im Jahr 2020 erhielt Angkana Rüland einen Ruf an die Universität Heidelberg als W3-Professorin. Nun kehrt sie nach Bonn zurück und ergänzt als zweite weibliche Inhaberin eines Hausdorff Chairs nach Ana Caraiani den exzellenten Kreis der Spitzenforschenden am Hausdorff Center for Mathematics.
Angkana Rüland bei der Mathenacht
Mehr über Angkana Rülands Forschung können alle Interessierten bei der siebten „Mathenacht“ erfahren, die das Hausdorff Center for Mathematics am 14. März als Online-Veranstaltung ausrichtet – in diesem Jahr gemeinsam mit dem Leipziger Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften. Mehr Infos