Zurzeit leben laut Harald Sterly, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut der Universität Bonn, 244 Millionen Migranten außerhalb und über 750 Millionen an anderen Orten innerhalb ihrer Geburtsländer. Entscheidende Motivation für Auswanderung sei nicht der Klimawandel, „sondern es sind überwiegend wirtschaftliche Gründe”, sagt Sterly. „Aber die Migranten bleiben den Menschen in ihrer Heimat eng verbunden.” Sie unterstützten sie mit einem Teil ihres Einkommens, aber auch mit Wissen. Das „TransRe”-Projekt untersucht Zusammenhänge zwischen Migration und Anpassungsstrategien im Herkunftsland.
1100 thailändische Bürger befragt
Beispiel Thailand: Dort arbeiten die „TransRe”-Forscher der Universität Bonn mit der Nichtregierungsorganisation Care Thailand zusammen. 1100 Bürger haben sie befragt. Viele von ihnen arbeiteten selbst im Ausland oder in anderen Provinzen in Thailand. Der Kontakt bleibt über Besuche, Überweisungen und immer mehr auch durch den Einsatz von Smartphones bestehen. „Manche Dorfgemeinschaften sind technisch gut aufgestellt und betreiben zum Beispiel ein öffentliche Dorf-WLAN-Netz”, sagt Harald Sterly.
Wenn zum Beispiel der landwirtschaftliche Betrieb Probleme bereitet, kann also Rat über moderne Kommunikationswege bei den Auswanderern eingeholt werden. Sie arbeiten oftmals in der Industrie und haben neue Erfahrungen dazu gewonnen. Ihre Überweisungen sind ein wichtiger Faktor, um Felder und Häuser auf die veränderten Bedingungen durch den Klimawandel vorbereiten zu können.
Finanzierungspläne für Landwirte schwierig
„Viele Bauern wissen aber gar nicht, wie sie eine landwirtschaftliche Planung aufstellen, die über ein Jahr hinaus geht”, berichtet Sterly. Das „TransRe”-Projekt der Universität Bonn liefert an dieser Stelle Informationen, wo Nichtregierungsorganisationen (NGOs) mit ihrer Entwicklungshilfe ansetzen können. Das kann ein Finanzierungsplan für den Kauf eines Traktors sein, die Beratung, wie sich das eigene Haus vor dem nächsten Hochwasser besser schützen lässt, oder ein besserer Umgang mit veränderten Bodenbeschaffenheiten. „Zunächst beobachten Bauern eine neue Idee vielleicht nur zurückhaltend. Wenn ein Nachbar dann plötzlich Gurken pflanzt und das funktioniert, kann es durchaus passieren, dass das nachgemacht wird”, so Harald Sterly.
Aus den bisherigen Forschungsergebnissen ist ein Handbuch entstanden, mit dem NGOs Bauern beraten können. Die ersten Versuche seien durchaus vielversprechend verlaufen, sagt der Wissenschaftler. Wichtig sei auch die Einbindung regionaler Verwaltungen und Politiker.
18.000 Messebesucher erwartet
Am Donnerstag, 10. November, haben die Wissenschaftler um Prof. Dr. Patrick Sakdapolrak bei der COP 22, der UN-Klimakonferenz, die Möglichkeit, vor einem großen Forum von rund 18.000 Messebesuchern ihr Projekt „TransRe” vorzustellen. Für die Geographen der Universität Bonn ist es eine willkommene Chance, die Ergebnisse und die Thematik des Projekts auf höchster Ebene in die aktuellen Debatten um Klimawandel und Anpassung einzubringen. Die Wissenschaftler können das sogar in der offiziellen Verhandlungszone tun, zu der nur akkreditierte Regierungsvertreter und NGOs zugelassen sind.
TransRe - das Projekt im Video-Portrait
TransRe im Netz:
- Twitter: https://twitter.com/transreproject
- Mitdiskutieren während der Konferenz: #MigrationMatters
- facebook: https://www.facebook.com/TransReProject
- Blog: http://www.transre.org/en/blog/
- website: http://www.transre.org/en/
Kontakt für die Medien:
Vor Ort in Marrakesch:
Harald Sterly, Forschungsgruppenkoordinator
TransRe „Umwelt, Migration, Resilienz“
Geographisches Institut, Universität Bonn
E-Mail: sterly@giub.uni-bonn.de
Tel.: +49 (0)228/73-3851
Mobil: +49 (0) 179 5440805
In Bonn (Kontakt auch für Foto oder Filmmaterial):
Simon Peth
Geographisches Institut, Universität Bonn
E-Mail: speth@uni-bonn.de
Tel.: +49 (0)228/73-2096
Mobil: +49 (0) 17632174681