Prof. Dr. Matthias Wissuwa konzentriert sich in seiner Forschung darauf, Pflanzensorten mit verbesserter Nährstoffeffizienz und Stresstoleranz zu entwickeln. Die Forschung fokussiert sich auf abiotische Stressfaktoren wie Phosphormangel, Eisentoxizität, Trockenheit und Salzstress. Dabei greift das Forscherteam gezielt auf genetische Ressourcen aus weltweiten Genbanken zurück, um die natürlichen genetischen Variationen aus alten Landsorten und nahe verwandten Wildtypen für die Stresstoleranzforschung zu nutzen und diese Erkenntnisse auf moderne, ertragreiche Sorten zu übertragen.
Für die neue Reissorte, Mavitrika, steht eine Eigenschaft besonders im Vordergrund. „Die Sorte wurde speziell auf Anpassung an Phosphor-Mangel entwickelt, da die Böden in Madagaskar sehr phosphorarm sind. Pflanzen benötigen Phosphor jedoch für ihren Stoffwechsel“, erklärt Matthias Wissuwa. Ziel war, dass die neue Sorte Phosphor besser aus dem Boden aufnehmen und zudem das aufgenommene Phosphor effizienter nutzen kann. „Die neuentwickelte Reissorte ist bestens auf die Anforderungen auf Madagaskar angepasst. Ihr Wurzelwachstum ermöglicht eine höhere Phosphoraufnahme und resultiert in einem verbesserten Ertrag.“
Prof. Wissuwa, der im Exzellenzcluster PhenoRob an der Universität Bonn in der Abteilung für Pflanzenernährung arbeitet, weist darauf hin, dass die neue Sorte auch einen verbesserten Nährwert aufweist, vor allem durch einen höheren Gehalt an dem wichtigen Mikronährstoff Zink im Korn. Mavitrika ist die erste Zink-biofortifizierte Sorte, die in Madagaskar zugelassen wurde. "Die madagassische Bevölkerung leidet häufig unter Zinkmangel, und Reis - ihr wichtigstes Grundnahrungsmittel - kann diesem Mangel entgegenwirken, wenn sein Zinkgehalt erhöht wird", sagt Professor Gabriel Schaaf von der Abteilung für Pflanzenernährung am Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) und Mitglied des Exzellenzclusters PhenoRob, der an der Bestimmung des Zinkgehalts im Getreide beteiligt war.
Erfolgreicher Test unter realen Bedingungen
„Ein besonderer Aspekt ist, dass die Versuche und Züchtungen nicht wie üblich auf den Versuchsflächen der Forschungsinstitute durchgeführt wurden, sondern direkt auf den Feldern der Landwirte vor Ort“, sagt Prof. Dr. Wissuwa. Selbst unter diesen realen Bedingungen hat sich die neue Zink-biofortifizierte Reissorte bewährt, sodass sie nun am 21. März 2024 in Madagaskar in einem feierlichen Akt im Beisein des Premierminister Madagaskars Christian Louis Ntsay sowie des Landwirtschaftsministers Ratohiarijaona Rakotoarisolo Suzelin und der Bildungsministerin Razafiharison Andriamanantena zugelassen wurde.
„Matthias Wissuwa trägt auch als Teil des Exzellenzclusters „PhenoRob“ zu bedeutenden Forschungen bei. Unsere gemeinsame Vision ist es, die Pflanzenproduktion zu verändern und durch die Entwicklung und den Einsatz neuer Technologien zu optimieren. Die Zulassung dieser Reissorte erzeugt einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft“, sagt Prof. Dr. Heiner Kuhlmann, Sprecher des Exzellenzclusters „PhenoRob“.
Über den Exzellenzcluster
Der Exzellenzcluster PhenoRob ist der einzige agrarwissenschaftliche Exzellenzcluster in Deutschland und wird in Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich durchgeführt. Das Ziel von PhenoRob ist es, wichtige Schritte in Richtung einer produktiveren, ressourcen-effizienteren und nachhaltigeren Nutzpflanzenproduktion zu ermöglichen. Das bedeutet, den ökologischen Fußabdruck der Pflanzenproduktion zu verringern, die Qualität von Boden und Ackerland zu erhalten und die besten Wege zur Einführung neuer Technologien aufzuzeigen.