In der Gräberstätte Qubbet el-Hawa in der Region Assuan forschte die Universität Bonn von 1959 bis 1981 unter der Leitung des Bonner Ägyptologen Prof. Elmar Edel. “Bei diesen Ausgrabungen wurden Keramikgefäße in Fürstengräbern gefunden, wie es sie lediglich an zwei weiteren Orten in Ägypten gibt.“, erklärt Dr. Andreas Dorn, seit Beginn des Jahres 2015 nun neuer Kurator des Ägyptischen Museums. Die Inschrift des rot-braunen Gefäßes enthält Angaben zur schenkenden Person und ihrem sozialen Status, weiter zu Lebensmitteln der Zeit, zu Umfang und Höhe des Gefäßes. Die Anordnung des Objektes im Grab mit vielen weiteren Gefäßen gibt heute Information über den Status des Verstorbenen und zum trauernden Umfeld der Person, die vor etwa 4200 Jahren lebte. Forschungsgegenstand ist auch die Schrift selbst.
„Die Bonner Ägyptologen konnten zu Forschungszwecken mehrere hundert dieser Gefäße mitnehmen. Eine solche Sammlung außerhalb Ägyptens ist einzigartig. Deshalb zeigen wir nun wenigstens einen Teil der Gefäße hier im Ägyptischen Museum, darunter unser Aktuelles Objekt.“, sagt Dr. Dorn.
Eine aussergewöhnliche Grabbeigabe zu einer Bestattung von ca. 500 v. Chr. stellt ein Gefäss dar, in welchem Reste einer Bronzegusswerkstatt enthalten waren. Dieses Gefäss wurde innerhalb eines der 1700 Jahre alten Gräber gefunden, die auch das Aktuelle Objekt enthielten. Diese Reste umfassen auch Fehlgüsse von Bronzefiguren, Gussformen, Wachsmodellen.
Dr. Andreas Dorn stellt das Aktuelle Objekt im Video vor.
Kleine Götterfiguren
Kleine Bronzefiguren, deren Gussformen in der Gräberstätte Qubbet el-Hawa gefunden worden waren, können heute mit Hilfe moderner Technik rekonstruiert werden. Mit Computertomographen werden 3D-Modelle vom Inneren der Gussformen erstellt. Ein 3D-Drucker kann daraus dann die Figuren herstellen, ohne die ursprüngliche Form nutzen zu müssen; diese ging nämlich beim herkömmlichen Gießen zu Bruch, wenn die gegossene Figur aus der Form heraus gebrochen werden musste. Solche Gussfiguren sind nun im Ägyptischen Museum in der bis zum 8. März laufenden Sonderausstellung „Gegossene Götter – Metallhandwerk und Massenproduktion im Alten Ägypten“ neben den Keramikgefäßen der Dauerausstellung zu sehen.
Kunstgießer
Vom 06. bis zum 08. März zeigt der Bronze-Künstler Marco Flierl zwischen den Vitrinen der antiken Objekte in Bronze gegossene Kunst aus der Gegenwart. „Nicht für Werkzeuge oder Waffen“, sagt Flierl, sei der Bronzeguss erfunden worden, sondern für Statuetten und Schmuck.
Am Samstag, 07. März 2015, wird ab 17 Uhr vor dem Ägyptischen Museum von den Kunstgießern Marco Flierl und Klaus Cenkier ein Abguss einer Harpokratesfigur gegossen, die in der Ausstellung „Gegossene Götter“ zu sehen ist. Die antike Gussform dieser Statuette gehört zum Ägyptischen Museum und wird für den Abguss nicht benötigt. Durch das Computertomographieverfahren kann sie erhalten werden. Durch das öffentliche Gießen erhält die Figur erstmals ihre Gestalt. Eine frisch gegossene Figur kann zum Preis von 200,- Euro erworben werden, um damit die Arbeit des Ägyptischen Museums zu unterstützen. Es wird nur eine limitierte Auflage von zehn Exemplaren gegossen.
Symposium
Ein international besetztes Symposium befasst sich am 06. und 07. März 2015 in den Räumen der Abteilung Ägyptologie des Instituts für Archäologie und Kulturanthropologie mit Erfassung, Analyse und Kontextualisierung der Materialien einer Bronzegusswerkstatt der Qubbet el-Hawa aus der Region Assuan, welche in einem jener Gräber gefunden wurden, die vom Bonner Ägyptologischen Seminar in der Nekropole der Qubbet el-Hawa entdeckt worden waren.
Das Video zum Aktuellen Objekt unter dem Titel "Geschenke für Verstorbene" mit Dr. Andreas Dorn, Kurator des Ägyptischen Museums gibt's hier: http://youtu.be/qgLBRpuH2rA
Ansprechpartner:
Dr. Andreas Dorn, Kurator
Ägyptisches Museum der Universität Bonn
Regina-Pacis-Weg 7, 53113 Bonn
Telefon:0228 - 73 9710 (-17) oder 73 7587
Telefax:0228 - 73 7360
Email: aegyptisches-museum(at)uni-bonn.de
Homepage: www.aegyptisches-museum.uni-bonn.de