28. Januar 2014

Nachhaltige Nutzung afrikanischer Feuchtgebiete Nachhaltige Nutzung afrikanischer Feuchtgebiete

Forscher der Universität Bonn tragen zur Erhaltung der sensiblen Ökosysteme bei

Am 2. Februar ist „Welttag der Feuchtgebiete“, der den Wert dieser wichtigen Ökosysteme ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken soll. Deutsche und afrikanische Wissenschaftler sind unter Federführung der Universität Bonn an einem internationalen Projekt beteiligt, mit dem das Management solcher Feuchtgebiete in Ostafrika nachhaltig verbessert werden soll. Hierzu bewilligte das Bundesforschungsministerium vor kurzem eine Förderung in Höhe von rund sechs Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre.

Naivasha-See in Kenia:
Naivasha-See in Kenia: - Gerade in trockenen Regionen Afrikas sind Feuchtgebiete wichtig für den Erhalt der Artenvielfalt. Das Projekt „GlobE – Wetlands in East Africa“ erarbeitet Richtlinien, um Nutzungsbereiche wie auch Schutzzonen in Feuchtgebieten auszuweisen. © Foto: Miguel Alvarez/Uni Bonn
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In vielen afrikanischen Ländern nimmt die Pro-Kopf-Nahrungsmittelerzeugung ab. Bevölkerungswachstum, Bodendegradation und Klimavariabilität sind für diese Trends mit verantwortlich. „Mit ganzjähriger Wasserverfügbarkeit und relativ fruchtbaren Böden bieten die 20 Millionen Hektar Feuchtgebietsflächen in Ostafrika die Möglichkeit, mehrere Kulturen im Jahr zu ernten und die Ernährung und damit die Gesundheit breiter Schichten der Bevölkerung zu sichern“, sagt Prof. Dr. Mathias Becker vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz der Universität Bonn, Sprecher des internationalen Forschungsverbunds.

Urbarmachung führt häufig zur Zerstörung des Ökosystems

Die Ausweitung der Nahrungsmittelerzeugung in Feuchtgebieten könne allerdings nur dann langfristig und nachhaltig wirken, wenn neben einer gesteigerten Erzeugung von Lebensmitteln auch die anderen „Dienstleistungen“, welche Feuchtgebiete erbringen, erhalten werden können. Sie dienen zum Beispiel als Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und stellen saubere Luft und sauberes Wasser bereit. „Für die Landwirtschaft stellt dieser Überschuss an Wasser ein Hindernis dar, weshalb Feuchtgebiete oft erst durch Entwässerung nutzbar werden“, sagt Prof. Becker. Eine solche Urbarmachung ziehe häufig die Zerstörung der Feuchtgebiete und somit den Verlust zahlreicher Ökosystemleistungen nach sich. Dies habe zur Folge, dass die Verbesserung des Nahrungsangebots aus Feuchtgebieten oft nur kurzfristig wirkt. Ziel müsse jedoch eine nachhaltige Nutzung der Feuchtgebiete im Einklang mit der Natur sein.

Der „sanfte Weg“: Gleichzeitig Landwirtschaft und Naturschutz

Wie beide Ziele – die Erhaltung der Ökosystemleistungen und die landwirtschaftliche Nutzung der Feuchtgebiete – unter einen Hut zu bringen sind, untersuchen nun die Wissenschaftler in dem Projekt „GlobE – Wetlands in East Africa“. Auf deutscher Seite sind die Universität Bonn, das Forschungszentrum Jülich sowie die Universitäten Köln und Mainz beteiligt. Aus Afrika wirken insgesamt neun Forschungsinstitutionen aus vier Ländern als Partner mit. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich auf Uganda, Kenia, Tansania und Ruanda. Insgesamt 40 Master-Studenten und 20 Doktoranden sollen in dem Projekt ausgebildet und als künftige Feuchtgebiets-Experten qualifiziert werden.

Verschiedene Akteure sind an der Umsetzung beteiligt

Die Wissenschaftler wollen die Stoffflüsse in den Feuchtgebieten in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung erfassen und Wege finden, wie die wertvollen Ökosystemleistungen durch landwirtschaftliche Nutzung möglichst wenig beeinflusst werden. Basierend auf Simulationsmodellen sollen Entscheidungshilfen für künftige Nutzungsformen entwickelt werden. Aber auch die wichtige Rolle des Menschen als Bewohner, Nutzer und Gestalter des Feuchtgebietes wird betrachtet. Ethnologische, ökonomische und gesundheitswissenschaftliche Forschungen ergänzen insofern die ganzheitliche Projektausrichtung. „Die Einbindung von Akteuren aus Forschung, Entwicklung und der Politik stellt die praktische Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen in der Region sicher“, sagt Prof. Becker.

Informationen im Internet: www.wetlands-africa.de

Kontakt:

Prof. Dr. Mathias Becker
Institut für Nutzpflanzenwissenschaften
und Ressourcenschutz der Universität Bonn
Sprecher des Projekts „GlobE – Wetlands in East Africa“
Tel. 0228/734001
mathias.becker@uni-bonn.de

Pangani-Ebene in Tansania:
Pangani-Ebene in Tansania: - Papyrus, Sumpfakazie, Reis, Mais, Feldgemüse - viele Feuchtgebietsstandorte unterstützen auch eine große Vielfalt von Kulturarten. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln im Einklang mit der Natur ist ein vordringliches Ziel des Projekts „GlobE – Wetlands in East Africa“. © Foto: Helida Oyieke
Ewaso Narok Sumpf in Kenia:
Ewaso Narok Sumpf in Kenia: - Nach Drainage können auf den fruchtbaren Böden hochwertige Gemüsekulturen für den Eigenverbrauch und den Markt erzeugt werden. Nicht nur der Umgang mit Ressourcen ist entscheidend für die Nachhaltigkeit intensiver Nutzungsformen. Auch deren Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung wird im Projekt „GlobE – Wetlands in East Africa“ untersucht. © Foto: Mathias Becker/Uni Bonn
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