Die passende Finanzierungsform für ihre Promotion

Ein Finanzierungsleitfaden für die Promotion in Bonn

Die Motivation und Entscheidung für eine Promotion sind sehr individuell, genau wie der Weg dorthin. Was immer die Beweggründe für eine Promotion auch sein mögen, für viele stellt sich zu Beginn unweigerlich die Frage: Wie finanziere ich dieses mehrjährige Forschungsvorhaben? Vor allem: Wie bestreite ich meinen Lebensunterhalt in dieser Zeit? Die gute Nachricht lautet: Es gibt in Deutschland verschiedene Möglichkeiten der Promotionsfinanzierung mit einer Vielzahl an Förderinstrumenten und Organisationen.

Informationen für internationale Promovierende

Gesonderte Hinweise für Promovierende aus dem Ausland finden Sie in den entsprechenden Abschnitten durch Kursivdruck hervorgehoben.

Viele Wege - ein Ziel!

Der Weg zur Promotion kann sehr unterschiedlich verlaufen: Vielleicht haben Sie bereits während des Masterstudiums Ihre Freude am wissenschaftlichen Arbeiten entdeckt und den Entschluss gefasst: Ich will promovieren! Oder eine Professorin hat Sie nach Ihrer exzellenten Abschlussarbeit zu einer Promotion ermuntert, ohne dass Sie vorher auf diesen Gedanken gekommen wären. Vielleicht haben Sie mehrere Jahre in forschungsnahen Bereichen oder in der freien Wirtschaft gearbeitet und immer wieder den Wünsch verspürt, den spannenden Fragen, die Sie privat oder beruflich beschäftigt haben, wissenschaftlich auf den Grund zu gehen?

Es gibt viele Wege, die zum Doktorgrad führen. Jeder dieser Wege birgt Vor- und Nachteile. Welchen man einschlägt, sollte mit Blick auf die konkrete Lebenssituation, die eigenen Karrierepläne und Präferenzen der Selbstorganisationen genau überlegt werden.

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© colourbox

Welche Möglichkeiten der Finanzierung gibt es?

Es gibt in Deutschland verschiedene Möglichkeiten der Promotionsfinanzierung mit einer Vielzahl an Förderinstrumenten und Organisationen. Wir stellen die häufigsten Formen der Finanzierung vor, die grob in drei Kategorien fallen.

Welche Kosten kommen auf mich zu?

Die Universität Bonn ist eine öffentliche Hochschule, daher gibt es keine Studiengebühren - auch nicht für die Promotion. Eingeschriebene Promotions-studierende entrichten jedoch einmal im Semester einen Sozialbeitrag, der von Vertreter*innen der Studierenden demokratisch beschlossen wird.

Hinzu können noch individuelle Lebenshaltungskosten von ca. 1.200 € monatlich für Miete, Lebensmittel, Telefon/Internet, Lernmittel, Freizeit usw. kommen.

Promovierende, die an oder außerhalb der Universität in einem Beschäftigtenverhältnis stehen, sind in der Regel über ihren Arbeitgeber krankenversichert. Alle anderen, z.B. Stipendiat*innen, müssen sich selbst gesetzlich oder privat krankenversichern. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass der vergünstigte studentische Krankenkassentarif ausschließlich für ein berufsqualifizierendes Erststudium gilt, Promovierende in der Regel nicht mehr davon profitieren. 

Spezielle Förderprogramme

  • Für Promovierende mit Kind oder Alleinerziehende bietet die Universität Bonn finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten an.
  • Promovierende der Universität Bonn mit Flucht- oder Migrationshintergrund können sich für das Förderprogramm Pathways to Research bewerben.
  • Geflüchtete Promovierende und Wissenschaftler*innen werden durch das Hilde- Domin-Stipendienprogram oder durch „Scholars at risk“ finanziell unterstützt.
  • Internationale Promovierende der Universität Bonn aus den Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens haben die Möglichkeit, sich in der Abschlussphase um ein Get finished-Stipendium zu bewerben.
  • Das Stipendienprogramm Zukunft Ukraine richtet sich speziell an Geflüchtete aus der Ukraine.
  • Weitere Förderangebote der Universität finden Sie hier!

21%

Promovierende in einer freien bzw. externen Promotion 
Quelle: Nacaps-Befragung 2021

22%

Promovierende mit Stipendium (inner- und außerhalb eines strukturierten Programms) 
Quelle: Nacaps-Befragung 2021

57%

Promovierende mit einer Stelle an der Hochschule oder außeruniversitären Forschungseinrichtung 
Quelle: Nacaps-Befragung 2021

1. Das Promotionsstipendium

Das Stipendium ist eine gängige und insbesondere in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften häufig gewählte Finanzierungsform der Promotion. Es bietet ein hohes Maß an Flexibilität und freier Gestaltung des Forschungsalltags. Mit seiner breiten Förderlandschaft aus Stiftungen und Organisationen bietet Deutschland zahlreiche Möglichkeiten für die Bewerbung auf ein Stipendium.

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© colourbox

Finanzierungsform: Promotionsstipendium

Neben der Beschäftigung an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung ist das Stipendium eine zweite zentrale Säule der Promotionsfinanzierung. In einer im Jahr 2020 durchgeführten bundesweiten Promovierenden-Befragung gaben rund 15 % an, ihre Promotion ganz oder hauptsächlich über ein Stipendium zu finanzieren (Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2021, S. 117).

Stipendien werden von Stiftungen und Organisationen, aber auch von Unternehmen und NGOs vergeben (mehr dazu weiter unten). Das Stipendium stellt damit eine - aus Sicht der Universität - externe Finanzierungsquelle dar und begründet kein Beschäftigungsverhältnis mit der Universität. Stipendiat*innen unterliegen daher auch nicht den Bestimmungen des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes. Der Nachweis über eine Zulassung zur Promotion ist spätestens bei Annahme eines Stipendiums erforderlich. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass der Verwirklichung des Promotionsvorhabens auch keine formalen Hindernisse im Wege stehen. 

Stipendien sind steuerfrei. Dies bedeutet allerdings nicht, dass dem Empfänger monatlich der volle Betrag ohne Abzüge zur Verfügung steht. Da Stipendiat*innen nicht Teil des gesetzlichen Sozialversicherungssystems sind, müssen sie sich selbst krankenversichern. Sie gelten dabei als versicherungsfrei, d.h. sie können zwischen einer gesetzlichen und einer privaten Krankenversicherung frei wählen, tragen die Kosten dafür jedoch komplett selbst. Dabei sollte beachtet werden, dass Promovierende von der gesetzlichen Krankenversicherung nicht mehr als Studierende behandelt werden und daher nicht mehr von vergünstigten Tarifen profitieren. 

Hinweis für internationale Promovierende: Wenn Sie eine Krankenversicherung in Ihrem Heimatland abgeschlossen haben, prüfen Sie bitte zunächst, ob und zu welchen Bedingungen Sie über diese auch während Ihres Aufenthaltes in Deutschland krankenversichert sind. Krankenversicherungen aus anderen EU-Ländern sowie aus Ländern, mit denen Deutschland Sozialversicherungsabkommen hat, können ggf. anerkannt werden. Wenn Sie als Promovierende*r weder in einem Arbeitsverhältnis stehen noch Vorversicherungszeiten in der Gesetzlichen Krankenversicherung vorweisen können, müssen Sie sich üblicherweise bei einer privaten Krankenkasse versichern.

Für Stipendiat*innen besteht in der Regel keine Lehrverpflichtung. Das kann sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil sein: Zum einen ermöglicht dies eine ungestörte Fokussierung auf das Promotionsprojekt, ohne eine zusätzliche Arbeitsbelastung durch die Vorbereitung und Durchführung von Lehrveranstaltungen. Zum anderen kann es bedeuten, dass man die Chance verpasst, erste Lehrerfahrungen zu sammeln, was sich insbesondere dann als ein Nachteil erweisen kann, wenn man eine Karriere im universitären Bereich anstrebt.

ⓘ Hinweis für internationale Promovierende aus Drittstaaten: Fortgeschrittene Deutschkenntnisse werden häufig schon bei der Bewerbung um ein Stipendium vorausgesetzt. Bitte informieren Sie sich frühzeitig über die geforderten Sprachnachweise. Bitte beachten Sie auch, dass üblicherweise nur Stipendien mit einer monatlichen Stipendienrate von über ca. 934 Euro als alleiniger Finanzierungsnachweis für die Vergabe eines Studentenvisums bzw. die Beantragung der Aufenthaltserlaubnis zu Studienzwecken akzeptiert werden.

Deutschland verfügt über eine sehr breite Förderlandschaft mit einer Vielzahl an Stipendiengebern für die Promotionsphase:

  • Die Begabtenförderungswerke unterstützen Studierende mit herausragenden Leistungen finanziell und ideell in ihrer akademischen Ausbildung. In Deutschland gibt es 13 Förderungswerke, die Stipendien an Promovierende vergeben. Hierunter unabhängige wie die Studienstiftung des deutschen Volkes, parteinahe wie die Friedrich-Ebert-Stiftung oder auch konfessionelle wie das Cusanuswerk. Überdurchschnittliche Leistungen sind bei der Bewerbung genauso wichtig wie gesellschaftliches oder soziales Engagement. Der monatliche Satz beträgt 1.450 € (Stand: 10/2023), hinzu kommt eine monatliche Forschungskostenpauschale von 100 €. Die Laufzeit beträgt in der Regel drei Jahre mit der Möglichkeit, um weitere sechs Monate zu verlängern.
  • Mit mehr als 5.000 vergebenen Förderungen im Jahr ist der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) der größte Stipendiengeber für internationale Promovierende, die eine Promotion in Deutschland anstreben. Neben kürzeren Forschungsstipendien (bis zu 6 Monaten) und Jahresstipendien für Promovierende, die in Deutschland forschen und sich weiterbilden möchten, bietet der DAAD auch Stipendien zur Vollfinanzierung der Promotion an (max. 4 Jahre, wobei Zusagen zunächst für max. 1 Jahr ausgesprochen werden). Promovierenden an deutschen Hochschulen bietet der DAAD während der Promotion die Möglichkeit, eine Finanzierung für kürzere Auslandsaufenthalte zwischen einem und zwölf Monaten zu beantragen (Forschungsstipendien für Doktorandinnen und Doktoranden). Eine zeitliche Aufteilung der Förderung ist ebenso möglich wie die Durchführung in mehreren Ländern. 

Auch für internationale Promovierende, die eine Promotion in Deutschland anstreben, ist der DAAD wichtiger Stipendiengeber. Er fördert jährlich den Aufenthalt von rund 5.000 internationalen Promovierenden in Deutschland.

Eine Übersicht der einzelnen Stiftungen finden Sie hier.

Stipendien bieten eine Reihe von Vorteilen, zugleich aber auch Nachteile, die nicht aus dem Blick verloren werden sollten. Die Entscheidung, auf einem Stipendium zu promovieren, sollte daher auch immer mit Blick auf die persönliche Lebenssituation und individuelle Präferenzen getroffen werden.

Vorteile

  • Viel Zeit zum Forschen, da das Stipendium ausschließlich zu diesem Zweck gewährt wird
  • Hoher Grad an Freiheit in der täglichen Gestaltung der Arbeit an der Dissertation
  • Teilnahme an Qualifizierungsangeboten und weiteren Veranstaltungen der Stiftung (ideelle Förderung)
  • Ggf. monatliche Zuschüsse für Promovierende mit Kindern
  • Druckkosten- und Reisekostenzuschüsse können ggfs. direkt bei der Stiftung beantragt werden.
  • Durch Ihre erfolgreiche Bewerbung auf ein Stipendium zeigen Sie bereits, dass Sie in der Lage sind, Drittmittel einzuwerben. Dies ist besonders bei einer akademischen Karriere wichtig. 


Nachteile

  • Geringe Anbindung an die Universität, was den Austausch mit dem*der Betreuer*in und anderen Promovierenden erschweren kann.
  • Sie müssen sich selbst krankenversichern, erwerben während der Laufzeit keine Rentenansprüche und haben nach Auslaufen der Förderung möglicherweise keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld.
  • Für internationale Promovierende aus Drittstaaten: Bitte beachten Sie, dass mit einem  Aufenthaltstitel zu Studienzwecken und einer Finanzierung durch ein Stipendium ggf. der spätere Erwerb einer Niederlassungserlaubnis nicht oder verzögert möglich sein wird und ggf. kein Anspruch auf Sozialleistungen (z.B. Kindergeld) besteht.

Stipendienhöhe

Eine grobe Orientierung bieten die Stipendiensätze der Begabtenförderungs-werke. Diese liegen bei 1.450 € pro Monat (Stand: 10/2023). Hinzu kommt eine Forschungskostenpauschale von 100 € monatlich. Die Laufzeit liegt in der Regel bei drei Jahren mit der Möglichkeit, um weitere sechs Monate zu verlängern.

Forschungsalltag

Als Stipendiat*in haben Sie keine*n Vorgesetzte*n und sind in der Gestaltung Ihres Forschungsalltags sehr flexibel. Dies bedeutet ein hohes Maß an Freiheit, stellt jedoch auch größere Anforderungen an die Selbstorganisation und das eigene Zeitmanagement. 

Besonderheiten

Das Stipendium ist steuerfrei. Sie müssen sich jedoch selber krankenversichern und sollten diesen nicht unerheblichen Kostenpunkt mit einkalkulieren.  

2. Die Promotionsstelle in der Wissenschaft

Mit einer Promotionsstelle gehen Sie ein Beschäftigungsverhältnis ein. Sie arbeiten als Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in auf einer Projektstelle oder an einem Lehrstuhl und sind über Ihren Arbeitgeber mitversichert. Diese Finanzierungsform bietet Ihnen ein höheres Maß an finanzieller Sicherheit, gibt Ihnen in der Regel jedoch weniger Flexibilität in der Gestaltung Ihres Forschungsalltags.   

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© Lannert / Uni Bonn

Finanzierungsform: Promotionsstelle

Die Beschäftigung an einer Universität ist eine häufige Form der Promotionsfinanzierung. Promovierende, die als wissenschaftliche Mitarbeiter*innen angestellt sind, erhalten ihr Gehalt entweder aus dem Haushaltsplan der Universität (Planstelle) oder aus Drittmitteln (Forschungsprojekt). Planstellen sind in der Regel direkt in den Fachbereichen angesiedelt. Projektstellen bzw. drittmittelfinanzierte Stellen sind an konkrete Forschungsvorhaben gekoppelt und werden durch öffentliche (bspw. DFG, EU) oder private Förderinstitutionen (bspw. Volkswagenstiftung) finanziert.

Die Vergütung im Angestelltenverhältnis ist tarifvertraglich geregelt und erfolgt an der Universität Bonn nach TV-L. Doktorand*innen und Postdocs werden in der Regel in die Entgeltstufe 13 eingruppiert. Das genaue Gehalt richtet sich allerdings nach der einschlägigen Berufserfahrung. Die Anstellung als Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in ist meist zeitlich befristet. Ist als Befristungsgrund das Qualifikationsziel Promotion vereinbart, beträgt die Vertragslaufzeit in der Regel mindestens drei Jahre.

Promovierende werden selten in Vollzeit beschäftigt. Meist liegt die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit zwischen 50-75%. Welchen Anteil der Arbeitszeit man für das eigene Promotionsprojekt verwenden kann, ist sehr individuell und sollte im Vorfeld mit der wissenschaftlichen Einrichtung vereinbart werden. 

Hinweis für internationale Promovierende: Sollte bei Vertragsabschluss keine Zulassung der Fakultät zum Promotionsstudium vorliegen, muss ggf. vorab eine Gleichwertigkeitsprüfung der ausländischen Zeugnisse von der ZAB vorgenommen werden. Dies kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen und ist kostenpflichtig. Bitte informieren Sie sich frühzeitig bei der Personalabteilung über alle Voraussetzungen und mögliche weitere Anforderungen wie z.B. aufenthaltsrechtliche Bestimmungen. Mit einem Universitätsvertrag über 50% können Sie ggf. auch ein Forscher*innenvisum bzw. einen Aufenthaltstitel zu Forschungs- oder Arbeitszwecken erhalten, der auch einen späteren Erwerb einer Niederlassungserlaubnis oder einen Wechsel zur Blue Card ermöglicht.

Aktuelle Stellenangebote für Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen an der Universität Bonn finden Sie hier

Weitere Stellenportale:

ⓘ Tipp:

Sprechen Sie mit Ihrer Betreuer*in über Finanzierungsmöglichkeiten für Ihr Promotionsprojekt. Es kommt öfters vor, dass betreuende Professor*innen drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte einwerben, um Promotionsvorhaben zu fördern.

Vorteile

  • Als Beschäftige*r an einer Hochschule sind Sie stärker in die Scientific Community eingebunden und so in engerem Kontakt und Austausch mit andere Wissenschaftler*innen und Mit-Promovierenden.
  • Sie beziehen monatlich Gehalt nach Tarifvertrag.
  • Sie sind durch das sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis sozial abgesichert und sammeln Rentenbeiträge.
  • Je nach Art der Stelle sind Sie in die Lehre oder administrative Aufgaben eingebunden und sammeln so Praxis- bzw. allgemeine Berufserfahrung.
  • Für internationale Promovierende aus Drittstaaten mit Aufenthaltstitel §18d: Anspruch auf Eltern- und Kindergeld  (mit Arbeitsvertrag) sowie Möglichkeit auf Anspruch einer Niederlassungserlaubnis oder Blue Card

Nachteile

  • Ihr*e akademische Betreuer*in ist häufig zugleich Ihr*e Vorgesetzte*r, was ein doppeltes Abhängigkeitsverhältnis begründet.
  • Befristete Stellen in Teilzeit (50-75%) sind üblich. Vollzeitstellen finden sich in nur wenigen Fachbereichen.
  • Ihr Forschungsalltag ist nicht nur durch die Arbeit an Ihrer Dissertation geprägt, sondern ebenso durch weitere Aufgaben, die Ihr*e Vorgesetzter*r Ihnen als Angestellte*r überträgt.
  • Je nach Stellenumfang sind Sie in der freien Gestaltung Ihres Promotionsalltags und in Ihrer Flexibilität eingeschränkt. 
  • Fehlender Blick über das universitäre Arbeitsumfeld hinaus, was nachteilig sein kann, sollten Sie eine Karriere außerhalb der Wissenschaft anstreben.
 

Einkommen

Als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in auf einer Promotionsstelle sind Sie Angestellte*r einer Hochschule oder eines Forschungsinstituts und werden nach Tarif bezahlt. Ihr Einkommen hängt von der Entgeltgruppe ab, in die Sie eingruppiert sind. In der Regel ist dies E13, was je nach Stellenumfang einem monatlichen Bruttogehalt im Rahmen von 2.200 € bis 4.300 € (50 % - 100 %) entspricht (Stand: 2024).   

Forschungsalltag

Ihr Forschungsalltag ist nicht nur durch die Arbeit an Ihrer Dissertation geprägt, sondern ebenso durch weitere Aufgaben, die Ihr*e Vorgesetzter*r Ihnen als Angestellte*r überträgt. Dies kann die Durchführung von Lehrveranstaltungen sein, die Einbeziehung in weitere Forschungsprojekte oder die Übernahme von administrativen Aufgaben, wie sie z.B. im täglichen Lehrstuhlbetrieb anfallen. 

Besonderheiten

Eine Promotionsstelle ist befristet und kann in Teil- oder Vollzeit ausgeschrieben sein. Der Stellenumfang ist nicht gleichzusetzen mit der Arbeitszeit, die in Ihre Dissertation fließt. Besprechen Sie daher mit Ihrem*Ihrer Vorgesetzten, welche weiteren Arbeitsaufgaben zur Stelle gehören.

3. Industriepromotion und promovieren neben dem Beruf

Nicht jede*r Promovierende verfügt über die Möglichkeit, die Promotion über ein Stipendium oder eine Promotionsstelle an der Universität oder an einer externen Forschungseinrichtung zu finanzieren. In diesen Fällen könnte auch eine Finanzierung über eine Teil- oder Vollzeitstelle in der freien Wirtschaft, in staatlichen oder Nicht-Regierungsorganisationen, eine Position als Mitarbeiter*in an einem Institut, als Koordinator*in eines Graduiertenkollegs oder als Mitarbeiter*in in der Verwaltung der Universität in Frage kommen (sog. externe Promotion). Auch eine freiberufliche Tätigkeit ist denkbar.

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© colourbox.de

Finanzierungsform: Industriepromotion und nebenberufliches Promovieren

Ein Vorteil eines regulären Anstellungsverhältnisses ist, dass hierüber weitere potenzielle Kostenfaktoren, wie etwa die Krankenversicherung, bereits abgedeckt sind. Die konkrete finanzielle Situation kann jedoch sehr unterschiedlich sein, je nachdem, ob es sich um eine Vollzeit- oder eine Teilzeitstelle handelt und wie diese bezahlt wird.

Grundsätzlich gilt: Wer neben seiner Promotion berufstätig ist, sollte über ein hohes Maß an Eigenmotivation und Zeitmanagement verfügen, die angesichts der Doppelbelastung aus Beruf und Arbeit an der Dissertation für einen erfolgreichen Abschluss der Promotion unabdingbar sind.

Hinweis für internationale Promovierende aus Drittstaaten: Sollten Sie einen Aufenthaltstitel zum Zweck der selbstständigen Tätigkeit oder zur Vollzeitbeschäftigung besitzen, dürfen Sie in der Regel nebenher promovieren, ohne dass es einer Erlaubnis der Ausländerbehörde bedarf. Für weitere individuelle Nachfragen kontaktieren Sie bitte die Deutsche Botschaft im Heimatland vor Visumsbeantragung oder die hiesige Ausländerbehörde.

Viele größere Industrieunternehmen bieten Promotionsstellen und zum Teil auch ganze Promotionsprogramme mit Anbindung an unternehmenseigene Doktorand*innennetzwerke an. In der Regel handelt es sich um forschungs- bzw. anwendungsorientierte Unternehmen, die einen hohen Innovationsdruck haben. Branchen, in denen häufig Promotionsstellen angeboten werden, sind unter anderem die Automobil- und Elektrotechnikindustrie sowie der Energie- oder der Kommunikationssektor. 

Da das Promotionsrecht Hochschulen bzw. deren Fakultäten vorbehalten ist, wird der/die Doktorand*in durch eine*n Professor*in an der jeweiligen Hochschule betreut, während die Anstellung in dem Unternehmen erfolgt, in dem die Promotionsstelle angesiedelt ist. Häufig stellt das Unternehmen dem*der Promovierenden einen Mentor oder eine Mentorin zur Seite.

Grundsätzlich muss eine Kooperation zwischen dem Unternehmen und der Hochschule, an der die betreuende Person beschäftigt ist, vertraglich vereinbart werden. Das stellt Doktorand*innen vor die Herausforderung, eine*n Betreuer*in zu finden, der bzw. die sich für eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen bereiterklärt. Sobald ein Betreuer gefunden ist, übernimmt die Stabsstelle für Forschungsverträge die Erstellung eines entsprechenden Kooperationsvertrages für Sie. Einige größere Unternehmen haben auch bereits Rahmenkooperationsverträge mit Universitäten abgeschlossen, wenn mehrere Personen in ihrem Unternehmen eine Promotion an einer dieser Universitäten anstreben.

Der*die Doktorand*in wird in der Regel befristet (häufig drei Jahre) und in Teilzeit im jeweiligen Unternehmen angestellt. Das Gehalt ist meist höher als bei einer Tätigkeit als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in an einer Universität und orientiert sich an der Regel an einem Masterabsolvent*innengehalt. Die Chancen stehen gut, nach erfolgreichem Abschluss der Promotion durch das Unternehmen in ein (unbefristetes) Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. Stellenangebote finden sich meist in den gängigen Jobportalen und auf den Websites der Unternehmen.


Vorteile

  • Während der Promotion liegt Ihr Gehalt häufig höher als bei einer Promotionsstelle an der Universität.
  • Die Forschung kann sehr anwendungsbezogen sein und hat für das Unternehmen hohe Relevanz.
  • Sie sammeln Arbeitserfahrung in der Industrie bzw. im außeruniversitären Bereich.
  • Je nach Unternehmen haben Sie Zugang zu einer spezialisierten Forschungsinfrastruktur, die optimal auf die Durchführung Ihres Forschungsprojekts ausgelegt ist.


Nachteile

  • Aufgrund Ihrer Ansiedlung in einem Unternehmen ist Ihre Anbindung an die wissenschaftliche Community der Hochschule geringer.
  • Es gibt größeren Abstimmungsbedarf zwischen der Hochschule und der*dem betreuenden Professor*in einerseits und dem Unternehmen andererseits.
  • Besondere vertragliche Bedingungen wie Geheimhaltungsklauseln können im Einzelfall die Verwertung und Veröffentlichung von Ergebnissen erschweren.

Bei einer Promotion in einem Beschäftigungsverhältnis außerhalb der Wissenschaft findet das eigentliche Arbeiten an Ihrem Promotionsprojekt außerhalb Ihrer Dienstzeiten statt. Die Promotion zählt nicht zu den Tätigkeiten, mit denen Sie im Rahmen Ihrer Beschäftigung betraut sind und hat in der Regel keinen direkten thematischen Bezug zu Ihrer beruflichen Tätigkeit. Natürlich können sich mitunter Synergien ergeben, etwa dann, wenn Sie als administrative*r Koordinator*in einer Graduiertenschule oder einer wissenschaftlichen Einrichtung tätig sind, an der zu Themen geforscht wird, die Sie ebenfalls in Ihrer Dissertation bearbeiten. Häufig sind solche Stellen auch nicht als Vollzeitstellen zu besetzen, weshalb sie gut mit einer parallel dazu laufenden Promotion vereinbar sind.

Vorteile

  • Finanzierung der Lebenshaltungskosten ist (je nach Umfang der Stelle) gesichert.
  • Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Rentenansprüche sind über die Anstellung gegeben.
  • Sie erwerben Ansprüche auf Arbeitslosengeld (sonst eventuell Bürgergeld).
  • Sie sind Teil des außerwissenschaftlichen Arbeitsmarktes und sammeln so bereits Arbeitserfahrung, die für Ihre spätere Karriere außerhalb der Wissenschaft relevant sein kann.

Nachteile

  • Da Sie Ihre Zeit nicht in vollem Umfang der Arbeit an Ihrer Dissertation widmen können, ist von einer längeren Promotionszeit auszugehen (4+ Jahre).
  • Stellen Sie sich auf eine körperliche und mentale Doppelbelastung durch Berufstätigkeit und Promotion (und ggf. familiäre Verpflichtungen) ein.
  • Die geringe Anbindung an die Universität (dies gilt nicht bei einer wissenschaftsnahen Verwaltungsstelle) kann den Austausch und die Vernetzung mit anderen Promovierenden erschweren.
  • Sie können sich, auch bei einem sehr geringen Stellenumfang, in der Regel nicht zusätzlich auf ein Stipendium bewerben.

Auch die berufliche Selbständigkeit kann einen geeigneten Rahmen bilden, in dem eine Promotion erfolgreich und finanziell abgesichert verfolgt werden kann. Da es dabei unzählige Möglichkeiten der Ausgestaltung gibt, können hier nur allgemeine Hinweise gegeben werden. In jedem Fall sollten Sie vorher Fragen der Vereinbarkeit reflektieren und die mögliche Doppelbelastung sowie die damit verbundenen Anforderungen an Selbstorganisation und Zeitmanagement bedenken. Vom Standpunkt der Hochschule fallen Selbständige in die Kategorie der externen Promovierenden. 

Sollten Sie als Masterstudierende*r oder Alumnus*a der Universität Bonn vor Aufnahme einer Promotion oder während Ihrer Promotion den Sprung in die Selbständigkeit erwägen (z.B. durch Gründung eines Start-Ups), steht Ihnen das Transfercenter enaCom unterstützend zur Seite.
 

Vorteile

  • Sie haben volle Flexibilität und können Ihre Zeit frei einteilen, da Sie Ihr Arbeitspensum in der Regel selbst beeinflussen können.
  • Je nach Wahl Ihres Forschungsthemas können Ihre Forschungsergebnisse Innovationen befördern, die Sie auf Ihr eigenes Unternehmen bzw. Ihre berufliche Tätigkeit anwenden können.


Nachteile

  • Sie müssen sich, wie andere Selbständige auch, selber krankenversichern und die Sozialbeiträge selber tragen.
  • Ihr Einkommen kann größeren Schwankungen unterworfen sein, die von der Auftragslage beeinflusst sind. 
  • Da Sie seltener vor Ort an der Universität sind, ist der Austausch mit anderen Promovierenden sowie die Anbindung an die Scientific Community geringer.

Einkommen

Die Höhe des Einkommens ist sehr individuell und hängt von Art der Beschäftigung ab, die Sie neben Ihrer Promotion ausüben. In der Industrie können Sie sich am Gehalt eines  Masterabsolventen bzw. einer Masterabsolventin orientieren. In der Automobilindustrie sind dies bei einem Stellenumfang von 50 % monatlich z.B. ca. 3.100 € brutto

Forschungsalltag

Beim nebenberuflichen Promovieren teilen Sie sich die Zeit, in der Sie an Ihrer Dissertation arbeiten, frei ein. Dies bedeutet leider häufig Arbeit nach "Feierabend" und eine nur geringe Anbindung an die Universität. Bei der Industriepromotion forschen Sie in dem Unternehmen, das Sie beschäftigt, und haben dort i.d.R. Zugriff auf die nötige Forschungsinfrastruktur. Die Anfertigung Ihrer Doktorarbeit erfolgt häufig außerhalb dieser vertraglich festgelegten Arbeitszeit.

Besonderheiten

Nebenberufliches Promovieren erfordert ein hohes Maß an Zeit- und Selbstmanagement, da Sie sich in der Regel in einer Situation der Doppelbelastung befinden: Sie gehen einerseits einer Beschäftigung nach, die thematisch häufig in keinem Zusammenhang mit Ihrer Dissertation steht, und fertigen parallel dazu eine Dissertation an, die viele Jahre in Anspruch nimmt. Ein langer Atem ist daher eine Grundvoraussetzung. 

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