In ihrem Grußwort honorierte Prof. Förster die historischen Pionierinnen und deren Erfindungen, die auf der Ausstellung gezeigt werden. Sie ermutigte die Betrachter*innen, nicht nur die Erfindung, sondern auch die Geschichten der Erfinderinnen dahinter zu sehen: „Viele der Erfindungen wären nicht möglich gewesen, ohne dass Frauen ihre Kreativität eingesetzt und sich auch gegen Widerstände durchgesetzt hätten.“ Der Frauenanteil bei Patentanmeldungen ist auch heute noch immer sehr niedrig und liegt in Deutschland bei nur 7,6 %. Prof. Förster betonte, dass an der Universität Bonn durch verschiedene Maßnahmen, wie unter anderem der Gründung des neuen Instituts für Entrepreneurship oder der Kooperation mit dem FEMTEC Karriereförderprogramm für MINT-Studentinnen, die Karrierewege von Frauen auch in Richtung Unternehmerinnen- und Erfinderinnentum in Zukunft noch stärker unterstützt werden.
„Seid Euch Eurer Idee sicher“
Ihre Erfahrungen aus der Praxis schilderten darauffolgend die Erfinderin Dr. Ute Müller vom Institut für Tierwissenschaften, und Julia Pawlick, Doktorandin beim Projekt "inSight" an der Augenklink des UKB. Dr. Müller (zusammen mit Prof. Wolfgang Büscher und Dr. Lisett Hefter) hat eine spezielle Melksoftware „AutoDry“ erfunden, welches die Milchleistung von Milchkühen tierindividuell reduzieren kann. Das Produkt entstand aus einer Kooperation mit dem Unternehmen GEA Farm Technologies, welches die gemeinsame Erfindung dann auch zum Patent anmeldete und erfolgreich auf den Markt brachte: 2022 wurde AutoDry bei der europäischen Messe EuroTier mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Der Weg dahin war nicht immer einfach, berichtete Ute Müller: „Es gab durchaus am Anfang auch Gegenwind gegen unser Projekt. Aber wir haben an der Idee festgehalten und wurden über die Zeit auch immer sicherer.“ Und das empfiehlt sie auch anderen Frauen: „Seid Euch der Idee sicher und baut Euch ein Netzwerk auf, das hat mir auch enorm geholfen.“
Eine Erfindung aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Volker Busskamp, mit der menschliche Sehzellen reproduziert werden können, könnte durch eine Ausgründung auf den Markt gebracht werden. Julia Pawlick ist gemeinsam mit Johannes Striebel in dem Projekt von „inSight“ tätig und bestärkte alle Wissenschaftler*innen darin, auch mal über den (akademischen) Tellerrand zu schauen und offen für neue Projekte zu bleiben. Sie hat gute Erfahrungen in gemischten Teams gemacht und berichtete, dass ihr „immer genau so viel Vertrauen entgegengebracht wurde, wie männlichen Kollegen“. Dass bei Förderausschreibungen vermehrt auf ein Gleichgewicht der Geschlechter in Teams geachtet wird, begrüßt sie und fügt hinzu „ich hätte sicher auch an einem Frauenförderprogramm teilgenommen, es hat sich nur bisher noch nicht ergeben“.
„Wo Diversität ist, ist auch Kreativität“
Dass es viele zahlreiche Frauenförderprogramme und Programme zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit auch an der Uni Bonn gibt, unterstrich die zentrale Gleichstellungsbeauftragte Gabriele Alonso Rodriguez. Im Maria-von-Linden Trainingsprogramm etwa werden Themen für (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen angeboten. Denn immer noch sieht man in statistischen Erhebungen das Phänomen der „leaky pipeline“, also dass im MINT-Bereich der Frauenanteil im Verlauf der Karrierestufen kontinuierlich sinkt. Bei den Studienanfänger*innen ist das Verhältnis oft erfreulich ausgeglichen, der Frauenanteil nimmt dann im Verlauf von Promotion und Habilitation bis zur Professur stetig ab. Dabei sind gemischte Teams wichtig, erläuterte Gabriele Alonso Rodriguez, und das auch über die reine Geschlechterfrage hinaus: „Wo Diversität ist, ist auch Kreativität. Dann können auch leichter Innovationen und Erfindungen entstehen.“
Sandra Speer vom Transfer Center, die durch das Programm führte, hob hervor: „Frauen bringen unterschiedliche Lebenserfahrungen, Sichtweisen und Herangehensweisen in die Innovationsprozesse ein. Wir bieten mit dem EXIST Women Förderprogramm und Workshops zu Female Empowerment zudem gezielt Unterstützung für Frauen bei ihren Gründungsprojekten. Unser IP-Berater Rüdiger Wolf steht bei allen Intellectual Property-Fragen oder Patentanmeldungen zur Seite.“ Der Austausch auf der Bühne wurde dann beim abschließenden Empfang und beim Rundgang durch die Ausstellung weiter vertieft.
Das Transfer Center enaCom zeigt die Schau „Patente Frauen – Women Inventors“ anlässlich des jährlichen Welttages des Geistigen Eigentums (26. April) noch bis zum 22. Mai an der Universität Bonn. Bereitgestellt wird die Wanderausstellung vom Netzwerk „Frauen.Innovation.Technik“, F.I.T, aus Baden-Württemberg.
Die Ausstellung ist öffentlich zugänglich und noch an folgenden Orten zu sehen:
Mo, 22.04. - Fr, 03.05.: Hörsaalzentrum Poppelsdorf, Foyer
Mo, 06.05. - Fr, 10.05.: Universitätsklinikum Bonn, BMZ I
Mo, 13.05. - Mi, 22.05.: Universitäts- und Landesbibliothek, Lesesaal