Bevor die Milchkuh am Ende einer Laktation für sechs bis acht Wochen zur Regeneration vor der nächsten Kalbung nicht mehr gemolken wird, geben viele Kühe noch 20 Liter pro Tag und mehr. Durch ein praxisübliches, abruptes Beenden des Melkens führt diese noch hohe tägliche Milchproduktion so lange zu einer Zunahme des Euterinnendrucks, bis die Milchdrüse sich an die nicht mehr vorhandene Nachfrage angepasst hat. „Die Folge des erhöhten Euterinnendrucks ist ein hohes Risiko für eine Euterentzündung in der Trockenstehphase, wodurch eine antibiotische Behandlung des Tieres erforderlich sein kann“, sagt Dr. Ute Müller vom Institut für Tierwissenschaften der Universität Bonn, die das Projekt leitet. Grund für das erhöhte Erkrankungsrisiko ist die mit dem Euterinnendruck verbundenen Öffnung der Zitze, durch welche Bakterien in das Euter gelangen können.
Mitarbeitende der Landwirtschaftlichen Fakultät vom Institut für Tierwissenschaften und vom Institut für Landtechnik haben zusammen mit der Firma GEA Farm Technologies GmbH ein Melk-Softwaremodul „AutoDry“ entwickelt, durch das die Milchleistung einer Kuh in den letzten Melktagen automatisiert reduziert werden kann. Vorbild für diesen Ansatz war die natürliche Entwöhnung des Kalbes vom Muttertier, wenn es sich über anderes Futter versorgt und immer weniger Milch trinkt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft förderte das Innovationsförderungsprojekt.
Das Forschungsprojekt führte das Team auf dem Campus Frankenforst der Universität Bonn durch. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Milchdrüse durch die automatische Milchleistungsreduktion immer weniger Milch von sich aus produziert. „Damit wird das Euter in vielerlei Hinsicht auf die Trockenstehphase vor der nächsten Kalbung optimal vorbereitet“, sagt Müller. „Dadurch sind zukünftig weniger antibiotische Behandlungen erforderlich.“
Die Goldmedaille nahmen Dr. Ute Müller vom Institut für Tierwissenschaften und Prof. Dr. Wolfgang Büscher vom Institut für Landtechnik der Universität Bonn und die Firma GEA Farm Technologies GmbH entgegen.
Informationen: https://www.eurotier.com/de/awards/innovation-award/gewinner-2022