Forschung und Innovation sind die Grundlage jeglichen Fortschritts. Das gilt für viele Lebens- und Wirtschaftsbereiche, aber auch und insbesondere für die Entwicklung neuer Technologien. Innovation kann dabei in verschiedenen Formen auftreten: neue oder veränderte Technik, neue oder veränderte Geschäftsmodelle, neue oder veränderte Prozesse, neue oder veränderte Denkweisen. Demnach findet sich der Begriff Innovation in allen sozialen Systemen wieder und beschreibt weit mehr als technische Fortschritte. Vielmehr werden auch neue Denk- und Handlungsweisen abgebildet, die notwendig sind, um einen erfolgreichen Wandel herbeizuführen. Dabei ist nicht immer die Person, die Neues erdenkt oder erfindet maßgebend, sondern auch derjenige, der das Neue verwirklicht. Diese Menschen stoßen mit ihrem Wirken den erforderlichen Wandel an und treiben ihn weiter voran. Auch die Universität Bonn hat solche Innovationsmanager: Die Innovation Scouts im Transfer Center enaCom.
Bei der Beantwortung der Fragen, wie Innovationen entstehen, welche Faktoren und Prozesse für sie förderlich sind und wie Innovationen auch dokumentiert und nachgehalten werden können, helfen verschiedene Werkzeuge aus dem umfangreichen Portfolio des Innovationsmanagements.
Ideen-Mining für kreative Lösungen
Eine starke thematische Fokussierung im wissenschaftlichen Arbeitsalltag verhindert häufig, dass neue und nicht naheliegende Aspekte zur Lösung komplexer Fragestellungen einbezogen werden. Gelingt es, den oftmals vorhandenen professionellen „Tunnelblick“ zu erweitern, kann dies zu neuen und innovativen Ideen führen. In diesem Zusammenhang helfen unkonventionelle Techniken und Methoden, sich von gewohnten Denkmustern zu lösen und neue Sichtweisen auf ein Thema zu eröffnen. Eines dieser Verfahren ist das Ideen-Mining, welches ein Mix an verschiedenen Kreativtechniken nutzt, um in einem möglichst interdisziplinären Team Lösungsoptionen auf eine bestimmte Fragestellung zu erarbeiten. Das Konzept des Ideen-Mining wurde von der Universität Münster zur kreativen Ideenfindung konzipiert und wird vom Transfer Center enaCom seit kurzem auch für Mitglieder der Uni Bonn angeboten.
„Die Kenntnis und die Anwendung von Kreativtechniken bereichert den persönlichen Alltag, auch in der Forschung, und kann dabei helfen, die eigene Perspektive wesentlich zu erweitern. In der Praxis hat nicht zuletzt ein fachübergreifender Austausch positiven Einfluss auf den Prozess der Ideenentwicklung“, so Dr. Florentin J. Schmidt, Innovation Scout des Transfer Centers enaCom. „In unserem Workshop arbeiten die Teilnehmer*innen mit verschiedene Kreativtechniken an einer gemeinsamen Fragestellung. Diese Techniken lassen sich besonders gut in dynamischen Teams anwenden und führen zu einem ‚Out of the Box-Denken‘“, fügt Christina Qaim hinzu, die den Workshop zusammen mit Dr. Florentin Schmidt anbietet und ebenfalls Innovation Scout beim Transfer Center enaCom ist.
Einfach, praktisch und anwendbar
Als weiteres Werkzeug, um Innovationen zu managen, fungiert der ‚Ideas2Innovation-Funnel‘ auf organisatorischer Ebene. Das Tool ist einfach, praktisch und direkt anwendbar, um innovative Ideen und Projekte im Team für Forschung und Entwicklung (F&E) zu sammeln, zu priorisieren und schrittweise umzusetzen. So kann relativ schnell ein kontinuierlicher Strom an Innovationsprojekten für forschungs- und entwicklungsintensive Bereiche in Unternehmen, Forschungseinrichtungen oder deep-tech, also wissensbasierten, Start-ups aufgebaut werden. Für die strategische Ausrichtung der Forschungs- und Innovationsvorhaben und -prozesse in oft sehr dynamischen Märkten und Umgebungen wurden von Innovation- und Entrepreneurship-Experten der Universität Stanford eigene Konzepte wie "Simple Rules for complex situations" und “Time Pacing” mit den dazugehörigen Strategie-Tools wie dem 'Time-Pacing Diamond' entwickelt. Diese haben sich in ihrer Anwendung sowohl im Business Kontext als auch in Research and Technology Organsiations (RTOs) sehr bewährt, sagt Dr. Daniela Treutlein, Innovation Scout des Transfer Centers enaCom. „Im Vergleich zu herkömmlichen, oft langwierigen Strategiebildungsmethoden wie dem klassischen ‘Roadmapping’ bieten ‘Simple Rules’ einen schnellen und einfach umsetzbaren Handlungs- und Entscheidungsrahmen für Schlüsselbereiche wie z.B. Sales-, Fördermittel-Akquise oder Kooperationspartnerauswahl. Klar und prägnant formuliert sind sie gut zu merken und im Daily Business direkt umsetzbar.“ Sie eigneten sich damit auch als effektives Tool, um neu zusammengestellte Teams oder Start-ups schnell zu ordnen und Struktur ins Chaos zu bringen. Gleichzeitig ließen sie den Mitgliedern genügend Spielraum zur Ergreifung neuer Chancen und schaffen so eine nach vorne gerichtete, agile Team- und Innovationskultur, erklärt Treutlein weiter.
Das Innovationscouting an der Uni Bonn
All diese Werkzeuge werden von den enaCom Innovation Scouts auch selber angewendet, um innerhalb der Universität Innovationen zu unterstützen. Wichtig ist dabei auch die Vermittlung der Methoden an Wissenschaftler*innen: „Unsere Kurse zeichnen sich durch eine offene Atmosphäre und die Interdisziplinarität der Teilnehmer*innen aus und bieten dadurch die Gelegenheit sich untereinander zu vernetzen. So entsteht ein offener Austausch von Ideen und Erfahrungen und dadurch die Möglichkeit Innovationen hervorzubringen“, sagt Greta Mittweg-Grapentin, Innovation Scout im Transfer Center enaCom. Das Team Innovationscouting steht auch außerhalb der Kurse zur Verfügung und unterstützt bei der Weiterentwicklung und Umsetzung der Ideen aus der Forschung.