Der an Prof. Dr. Béla Bodó vergebene Buchpreis der Hungarian Studies Association wird alle zwei Jahre für den wichtigsten Beitrag zu den Ungarnstudien verliehen. Bodós Monografie „The White Terror: Antisemitic and Political Violence in Hungary, 1919-1921” widmet sich der Bewegung einer rechtsgerichteten Miliz, White Terror genannt, die in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zwei Jahre lang aktiv Mitglieder der jüdischen Gemeinde sowie ehemalige Anhängerinnen und Anhänger der kurzlebigen Räterepublik verfolgte, folterte und ermordete. Dieses Beispiel kann Argumente dafür liefern, dass das auf einem virulenten Antisemitismus gestützte Programm dieser Bewegung den Grundstein für die ungarische Beteiligung am Holocaust legte. Angesichts des heutigen Rechtsrucks in der ungarischen Politik findet das Buch besondere Resonanz bei der erneuten Untersuchung des sozialen und historischen Kontextes des White Terror.
Die Verleihung des Buchpreises findet traditionell auf der Tagung der Hungarian Studies Association während der Jahrestagung der Association for Slavic, East European and Eurasian Studies (ASEES) statt und ist mit einem Geldpreis dotiert.
Untersuchung von Personendaten in frühneuzeitlichen Kirchenbüchern
Dr. Eva Marie Lehner, ausgezeichnet mit dem Dissertationspreis des Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung e.V. (AKHFG), widmete sich in ihrer Dissertationsschrift dem Thema „Taufe, Ehe, Tod – Verzeichnungspraktiken in frühneuzeitlichen Kirchenbüchern aus süddeutschen Gemeinden“. Der Verein fördert die wissenschaftliche historische Frauen- und Geschlechterforschung und zielt darauf, den wissenschaftlichen Austausch zwischen allen, die zur Frauen- und Geschlechtergeschichte arbeiten, zu intensivieren. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
In Lehners Dissertationsschrift werden Kirchenbücher des 16. und 17. Jahrhunderts aus süddeutschen Kirchengemeinden auf die darin verwendeten Verzeichnungspraktiken untersucht. Der Hintergrund: In Kirchenbüchern dokumentierten Geistliche alle Taufen, Eheschließungen und Bestattungen einer Gemeinde. Neu war an diesen kirchlichen Registern, dass sie alle getauften Mitglieder einer Kirchengemeinde umfassten, unabhängig von ihrem Stand, ihrem Geschlecht und anderen Zugehörigkeiten.
Aus der Begründung der Jury: „Die Arbeit schließt an drei wichtige Forschungsfelder an: Sie leistet einen Beitrag zur kulturgeschichtlich orientierten Verwaltungsgeschichte, weil mit Kirchenbüchern Untertanen in schriftlicher Form erfasst und darüber Daten generiert wurden. Sie knüpft an die Wissensgeschichte an, da in den kirchlichen Registern Wissen über Menschen gesammelt und kategorisiert wurde. Mit der Historisierung dieses kategorialen Wissens kann zudem ein Beitrag zur interdisziplinär orientierten Intersektionalitätsforschung geleistet werden.“
Zur (englischsprachigen) Website des Bonn Center for Dependency and Slavery Studies
Der Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS)
„Asymmetrische Abhängigkeit“ – mit diesem neuen Schlüsselkonzept eröffnet der Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) einen neuen Zugang zur Sklaverei- und Abhängigkeitsforschung . Der wissenschaftliche Diskurs war bisher von Sklaverei auf den amerikanischen Kontinenten oder in der Antike geprägt. Mit dem neuen Ansatz wird ihm ein breiterer konzeptioneller Rahmen verliehen: Der Cluster untersucht alle Formen tiefer sozialer Abhängigkeiten wie Sklaverei, Leibeigenschaft, Schuldknechtschaft sowie weitere Formen permanenter Abhängigkeiten. Dabei werden alle Epochen, Regionen und Kulturen einbezogen. Mit dieser inhaltlichen, räumlichen und zeitlichen Erweiterung der Perspektive öffnet sich die Abhängigkeitsforschung für transkulturelle Vergleiche.