Die NMDA-Rezeptoren haben eine Bedeutung für das Lernen und verwandte Phänomene im Gehirn. Es sind doppelt gesperrte Ionenkanäle in der Zellmembran, die den Ionenfluss an der nachgeschalteten Nervenzelle der Synapse steuern und durch die Bindung ihres Liganden Glutamat aktiviert werden. Im geöffneten Zustand kommen Calcium-Ionen durch, die als Botenstoffe innerhalb der Zelle durch eine Verstärkung der synaptischen Übertragung eines Nervs eine essenzielle Kaskade auslösen. In der Studie verabreicht das Forschungsteam der Universität Bonn und des UKB ein Medikament um die Funktion des Rezeptors zu beeinflussen.
Hirnfunktionen unter Gabe von Ketamin im MRT aufgezeichnet
Das Hypnotikum Ketamin ist ein Gegenspieler, fachsprachlich ein Antagonist, am NMDA-Glutamatrezeptor. Das Medikament hemmt also die Wirkung des Rezeptors. Gleichzeitig zur Ketamingabe wird die Hirnfunktion aufgezeichnet, während im Magnetresonanztomographen (MRT) die Teilnehmenden Aufgaben zur Wahrnehmung und Aufmerksamkeit bearbeiten, die in Zusammenhang mit der Funktion des NMDA-Rezeptors stehen. Außerdem wird die Magnetresonanzspektroskopie (MRS) genutzt, um die Konzentration des Glutamats im Gehirn zu messen. „Wir erwarten uns von den Ergebnissen des Projektes Aufschlüsse darüber, wie das Gehirn bei gesunden Menschen funktioniert und wie es bei von Schizophrenie Betroffenen verändert ist. Denn der NMDA-Rezeptor scheint aufgrund bisheriger Forschung bei der Erkrankung der Schizophrenie eine Rolle zu spielen; so wollen wir dies jetzt innerhalb einer Studie weitergehend untersuchen“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Ulrich Ettinger vom Institut für Psychologie der Universität Bonn.
Gesunde Teilnehmende für erste Teilstudie gesucht
„Jetzt suchen wir aber erst einmal ausschließlich gesunde Personen, die bei der ersten Teilstudie mitmachen“, sagt Dr. Claudia Neumann von der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am UKB. Die Teilnehmenden bearbeiten einen Online-Persönlichkeitsfragebogen in zwei Teilen und kommen zu zwei Untersuchungsterminen. Das 90-minütige Screening mit psychologischen Testverfahren findet im Institut für Psychologie der Universität Bonn statt. Beim zweiten Termin im Life&Brain am UKB wird mittels der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) die Hirnaktivität aufgezeichnet, während der Teilnehmende im MRT liegt und verschiedene Aufgaben durchführt. So folgt die Person mit dem Blick einem kleinen Punkt, der sich langsam über den Bildschirm bewegt. In anderen Aufgaben sollen Bewegungsmuster von Punktwolken auf dem Bildschirm beurteilt oder einzelne Töne per Tastendruck einem Muster von Punkten am Bildschirm zugeordnet werden.
Währenddessen erhalten die Teilnehmenden über eine venöse Infusion in ihren linken Arm entweder Ketamin oder ein Placebo, also ein Scheinmedikament ohne Wirkstoffe. Die Studie ist doppelblind, das heißt zum Zeitpunkt der Untersuchung wissen die Teilnehmenden und die Untersuchenden nicht, ob Ketamin oder Placebo verabreicht wird. „Während und nach der Untersuchung werden die Teilnehmenden umfassend ärztlich überwacht“, sagt Dr. Achilles Delis, Prüfarzt und Anästhesist am UKB. Der Untersuchungstermin dauert ungefähr anderthalb Stunden plus circa eine Stunde für eine Nachbeobachtung.
Zur Teilnahme sind körperlich und psychisch gesunde Personen aus ganz Deutschland im Alter von 18 bis 50 eingeladen, die rechtshändig sind, nicht rauchen und noch nie Ketamin eingenommen haben. Interessierte sollten keine Platzangst oder Nadel- beziehungsweise Spritzenphobie haben sowie aktuell keine Medikamente oder Drogen einnehmen und nicht schwanger sein. Weitere Ausschlusskriterien betreffen Gründe, warum ein MRT nicht möglich ist oder das Medikament Ketamin nicht verabreicht werden kann. Für die gesamte Teilnahme an dieser Studie gibt es eine Aufwandsentschädigung von 75 Euro.
Interessierte sind eingeladen, mit einem kurzen Fragebogen – Dauer etwa zehn Minuten – am Vorscreening für die pharmakologische fMRT-Studie teilzunehmen. Dabei wird geklärt, ob die Einschlusskriterien für die Studienteilnahme erfüllt sind: https://www.soscisurvey.de/nmda-screening/?q=NMDA_Screening
Bei Fragen können sich Interessierte an Philine Baumert von der Universität Bonn wenden: nmdastudie@gmail.com