13. Februar 2025

Mit Herodot auf Reisen. Wie der Vater der Geschichtsschreibung Ägypten und seine Gottheiten sah Mit Herodot auf Reisen

Neue Sonderausstellung im Ägyptischen Museum der Uni Bonn bis zum 30. März 2025

Der antike griechische Autor Herodot, „Vater der Geschichtsschreibung“ genannt, war fasziniert von der ägyptischen Götterwelt und beschäftigte sich im zweiten Buch seiner „Historien“ ausführlich mit Land und Religion des Pharaonenreiches vor etwa 2500 Jahren: Geografie, Sitten, Gebräuche und Geschichte dieses Landes am Nil. Sein Werk zu begreifen und auch wissenschaftlich zu nutzen, wird jetzt mit einer neuen digitalen Plattform leichter, an der Studierende verschiedener Fächer mitgearbeitet haben. Die Welt Herodots wird den Besuchern anhand verschiedener digitaler Inhalte sowie durch Objekte aus zwei Museen der Uni Bonn vorgestellt. Die hybride, analog-digitale Ausstellung "Mit Herodot auf Reisen. Wie der Vater der Geschichtsschreibung Ägypten und seine Gottheiten sah" ist vom 20. Februar bis zum 30. März 2025 im Ägyptischen Museum der Uni Bonn zu sehen.

Herodot
Herodot - Bildnisherme mit Darstellung des Herodot, Original: Neapel Nationalmuseum, Inv. 6239, Gipsabguss, Akademisches Kunstmuseum Bonn, Inv. 497 © Forschungsarchiv für Antike und Plastik der Universität Köln, Gisela Geng.
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Das interdisziplinäre Forschungs- und Studienprojekt „Herodots Ägypten und die Altertumswissenschaften“ der Universität Bonn hat unter Beteiligung von Studierenden an den Universitäten in Bonn und Kiel eine fächerübergreifende digitale Lehr- und Lernplattform zum zweiten Buch Herodots, dem sog. „Ägypten-Logos“, aufgebaut.
Der griechische Originaltext Herodots wurde mit deutscher Übersetzung digital zugänglich gemacht und für das weitere Studium ausführlich kommentiert. Eine digitale Karte eröffnet die räumlichen Dimensionen des Ägypten-Logos. Storylines führen in verschiedene Themen ein, darunter die ägyptische und griechische Götterwelt bei Herodot, der Totenkult sowie die antike Handelsstadt Naukratis im Nildelta.
Für die Lehr- und Lernplattform wurden Originalobjekte aus dem Ägyptischen Museum und dem Akademischen Kunstmuseum der Universität Bonn fotogrammetrisch oder per Laserscan aufgenommen, um sie von allen Seiten betrachten und kleinste Details wahrnehmen zu können. Die 3D-Modelle können mit erklärenden Texten, Übersetzungen und Aufschriften versehen werden, was die Nutzung wesentlich erleichtert. Auf diese Weise wird die materielle Kultur Altägyptens und des antiken Griechenlands hinter Herodots Beschreibungen für die Nutzer der Plattform unmittelbar visuell fassbar.

Sonderausstellung zur Welt Herodots noch bis zum 30. März 2025

Ausgewählte Originalobjekte beider Museen werden jetzt in einer hybriden, analog-digitalen Ausstellung präsentiert, die vom 20. Februar bis zum 30. März im Ägyptischen Museum der Uni Bonn gezeigt wird. „Die Ausstellung illustriert am Beispiel der griechisch-ägyptischen Göttergleichungen kulturhistorisch relevante Aussagen Herodots“, erklärt der Kurator des Ägyptischen Museums der Uni Bonn, Dr. Frank Förster, „und führt in Gestalt einer virtuellen Reise mit ihm in die materielle Kultur der damaligen Welt ein.“
In der Ausstellung sind verschiedene griechische und ägyptische Götterdarstellungen zu sehen, ein antikes Bildnis Herodots als Gipskopie sowie auch archäologische Funde aus der antiken Handelsstadt Naukratis. Erklärende und reich illustrierte Schautafeln sowie digital abrufbare Projektresultate begleiten den Besucher auf seiner Reise durch die Welt Herodots.

Stella Lange, Studentin im Masterstudiengang "Archäologische Wissenschaften mit Schwerpunkt Ägyptologie", hat als Mitarbeiterin des Herodot-Projekts zu Ausstellungsobjekten recherchiert und Beschreibungstexte verfasst. So wird der ägyptische Gott Thot, der von Herodot mit dem griechischen Gott Hermes gleichgesetzt wurde, durch die Masterstudentin so charakterisiert: „Thot gehörte zu den bedeutendsten Gottheiten der altägyptischen Kultur. Er trat unter anderem als Mondgott, als Schutzgott der Schreiber oder auch als Gott der Zeit auf. Dargestellt wurde Thot als Mensch mit Ibis- oder auch mit Paviankopf, sowie auch gänzlich in Form eines Ibisses bzw. Pavians.“
Was bleibt aus Sicht der Masterstudentin Stella Lange nach der Mitarbeit im Herodot-Projekt? "Die Lernplattform ist sehr einfach zu bedienen", erklärt Lange, "und man kann den gesamten Text von Herodots zweitem Buch im griechischen Originaltext und in deutscher Übersetzung im Vergleich anschauen. Gleichzeitig wird der Text mit Kommentaren und Erläuterungen ergänzt und mit unterschiedlichen Objekten aus den beteiligten Museen verbunden. Damit wird die Thematik für Fachfremde, vor allem Schüler und Schülerinnen und Herodot-Interessierte anschaulich gestaltet. Man kann sich mithilfe der Plattform schnell und einfach einen guten Überblick über Herodot und die ägyptische und griechische Götterwelt verschaffen."

Öffentlicher Abendvortrag

Mit einem Studientag am 19. Februar schließen die beteiligten Studierenden und Wissenschaftler ihr dreijähriges Herodot-Projekt ab. Den öffentlichen Abendvortrag zum Studientag hält um 18.00 Uhr im Ägyptischen Museum Prof. Dr. Andreas Schwab, Universität Kiel, zum Thema „Heilige (und andere) Frauen auf ihren Wegen in Herodots Erzählung über Ägypten: Von Theben nach Libyen und Griechenland“. Der Vortrag wird auch über Zoom übertragen; die Teilnahme ist kostenfrei. In jedem Fall ist zuvor eine Registrierung erforderlich:
https://uni-bonn.zoom-x.de/meeting/register/We-m0vWqS0ucmFfQ7I-ulA1

Das Ägyptische Museum befindet sich im dritten Obergeschoss des Universitätsgebäudes „P26“, Poststraße 26, 53111 Bonn. Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags von 14.00 bis 18.00 Uhr. 

Scherben aus Naukratis
Scherben aus Naukratis - Griechen in Ägypten: hier Gefäßscherben aus der griechischen Handelskolonie Naukratis im westlichen Nildelta © Jutta Schubert, Akademisches Kunstmuseum der Uni Bonn
Der Gott Thot
Der Gott Thot - Masterstudentin Stella Lange hat diese Figur für die Ausstellung näher beschrieben. © Dr. Frank Förster, Ägyptisches Museum der Uni Bonn

Weitere Infos zum Herodot-Projekt: https://www.herodot.uni-bonn.de2

Beteiligt waren die Fächer Ägyptologie, Altphilologie, Alte Geschichte, Klassische Archäologie und Alttestamentliche Wissenschaft sowie das Bonn Center for Digital Humanities (BCDH). Die Ausstellung war zuerst an der Christian-Albrechts-Universität Kiel zu sehen und wird im Anschluss an der Ludwig-Maximilians-Universität München gezeigt.

Weitere Infos zu Museen und Sammlungen der Uni Bonn:

https://www.uni-bonn.de/de/universitaet/unileben/museen-und-sammlungen-1

Das von Prof. Dr. Ludwig Morenz geleitete Projekt wurde von 2021 bis 2024 über drei Jahre im Rahmen der Programmlinie „Zukunftsorientierte Lehre: vielfältig.nachhaltig.digital“ des Strategiefonds Studium und Lehre der Exzellenzuniversität Bonn gefördert.

Annika Felten / Alexander Schütze / Frank Förster, Herodots Ägypten und die Alter-tumswissenschaften: Eine fächerübergreifende digitale Lehr- und Lernplattform an der Universität Bonn, in: aMun. Magazin für die Freunde Ägyptischer Museen und Samm-lungen, Heft Nr. 67, 2/2023, S. 34–42

Prof. Dr. Ludwig Morenz
Institut für Archäologie und Kulturanthropologie, Abt. Ägyptologie
lmorenz@uni-bonn.de, +49 228 73-5733

Dr. Alexander Schütze
Institut für Archäologie und Kulturanthropologie, Abt. Ägyptologie
aschuetze@uni-bonn.de, +49 228 73-62465

Dr. Frank Förster
Kurator Ägyptisches Museum 
frankfoerster@uni-bonn.de, +49 228 73-9710

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