“Was bleibt von der Bonner Republik?” lautet die zentrale Frage der öffentlichen Podiumsdiskussion am Dienstag, 9. April, von 18 bis 20 Uhr im Plenarsaal des Bundesrates im ehemaligen Bundeshaus am Platz der Vereinten Nationen 7 in Bonn. Dabei sind Dr. Barbara Hendricks (Bundesministerin a.D.), Dr. Norbert Röttgen (MdB, Bundesminister a.D.), Prof. Dr. Frank Bösch (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam) und Prof. Dr. Silke Mende (Universität Münster). Prof. Dr. Friedrich Kießling von der Universität Bonn übernimmt die Moderation. Interessierte sind herzlich willkommen. Anmeldung erbeten unter: https://www.hdg.de/haus-der-geschichte/veranstaltungen/was-bleibt-von-der-bonner-republik-09-04-2024
Nach dem Zivilisationsbruch der nationalsozialistischen Diktatur eine stabile Demokratie zu errichten, die seit einem Dreivierteljahrhundert Bestand hat, lässt sich als Anlass zum Feiern betrachten. Doch düstere Gegenwartsanalysen ebenso wie entsprechend pessimistische Zukunftsprognosen trüben die Feierstimmung: Der hohe Grad gesellschaftlicher Polarisierung, die wachsende Anziehungskraft rechtsextremer Positionen, die verbreitete Distanz dem europäischen Einigungsprozess gegenüber, die Angst vor der Globalisierung sowie schließlich Uneinigkeit und offenbare Hilflosigkeit angesichts der Klimakrise mahnen eine kritische historische Rückschau an.
Im Zentrum der Tagung sollen die rund vier Jahrzehnte der Bonner Republik stehen. Fünf Zugänge werden gewählt, zu neuen historischen Einordnungen dieser Zeit zu gelangen. Dabei wird gezielt immer wieder eine Perspektive eingenommen, die sich von den Problemen und Herausforderungen der Gegenwart leiten lässt und neues Licht auf die Geschichte der Bundesrepublik wirft. In einem ersten Zugang stehen die Demokratiekonzepte sowie die demokratische Praxis der Adenauerjahre im Zentrum. Inwieweit trägt der Begriff der „Kanzlerdemokratie“ auch noch heute? Zweitens werden die historischen Selbstverortungen der Zeitgenossen in Geschichtspolitik und Erinnerungskultur analysiert. Auch hier spielt eine Gegenwartsanalyse mit hinein, wenn etwa Aleida Assmann vom „neuen Unbehagen an der Erinnerungskultur“ spricht und die Wahlerfolge der extremen Rechten die Frage aufkommen lassen, wie lange als gesichert geltende Lehren aus der Vergangenheit zunehmend in Frage gestellt werden. Drittens wird die Bundesrepublik im trans- und internationalen Kontext in den Blick genommen, bevor viertens mit der Perspektive der Umwelt- und Energiegeschichte eine Frage aufgeworfen wird, die spätestens seit den frühen 1970er Jahren stark beschäftigte. Schließlich sollen in einem fünften Zugang mithilfe von drei Vergleichen mit westeuropäischen Gesellschaften sowie der DDR die Konturen über den rein westdeutschen Blick hinaus geschärft werden. Prof. Dr. Christine Krüger und Prof. Dr. Friedrich Kießling, beide von der Neueren und Neuestens Geschichte der Universität Bonn, veranstalten die Tagung.