18. März 2021

Erste Argelander-Professur an der Uni Bonn besetzt Erste Argelander-Professur an der Uni Bonn besetzt

Forschung über die Fächergrenzen hinweg: Mathematiker Florian Brandl beschäftigt sich mit der Wirtschaftstheorie

Wie können verschiedene Akteure gemeinsam Entscheidungen treffen, wenn sie unterschiedliche Informationen besitzen oder Unsicherheiten einbeziehen müssen? Mit dieser und weiteren Fragen beschäftigt sich der Mathematiker und Wirtschaftstheoretiker Dr. Florian Brandl, der am 1. April an der Universität Bonn eine Argelander-Professur antreten und zugleich als Bonn Junior Fellow am Hausdorff Center for Mathematics beginnen wird. Er ist der erste Wissenschaftler, der eine solche Professur besetzt – es handelt sich dabei um neue, von der Universität Bonn ins Leben gerufene Stellen für exzellente Nachwuchsforschende, die sich dadurch auszeichnen, dass sie verschiedene Disziplinen miteinander vereinen. In Florian Brandls Forschung sind das die Mathematik, die Ökonomie und die Informatik.

Dr. Florian Brandl
Dr. Florian Brandl - wird erster Argelander-Professor an der Uni Bonn. © © Christian Bleicher Fotowelt
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Große gesellschaftliche Herausforderungen und die damit zusammenhängenden komplexen Fragen kann keine wissenschaftliche Disziplin allein beantworten. Ein Gedanke, den die Universität Bonn im Zuge der Exzellenzförderung vor eineinhalb Jahren zum Anlass nahm, sechs uniweite sogenannte Transdisziplinäre Forschungsbereiche (Transdisciplinary Research Areas, TRAs) mit verschiedenen Themenschwerpunkten einzurichten. Teil des Konzepts sind dort verankerte neue Professuren, zugeschnitten auf verschiedene Karrierestufen.

„Die Argelander-Professuren sind ein wichtiger Teil des transdisziplinären Konzepts unserer Universität. Mit Florian Brandl haben wir einen herausragenden Wissenschaftler gewonnen, der Forschung an der Schnittstelle verschiedener Fächer auf höchstem Niveau betreibt“, betont Prof. Dr. Andreas Zimmer, Prorektor für Forschung und Innovation der Universität Bonn.

Der jetzt besetzte erste Argelander-Chair stellt eine Besonderheit dar, denn es handelt sich um eine unbefristete Professur – ermöglicht durch eine Kooperation des Transdisziplinären Forschungsbereichs „Mathematik, Modellierung und Simulation komplexer Systeme“ mit der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät und dem Hausdorff Center for Mathematics (HCM), einem von sechs Exzellenzclustern der Universität Bonn. Dort wird Florian Brandl zum Bonn Junior Fellow berufen und kann auf diese Weise sein eigenes Forschungsprogramm entwickeln.

„Florian Brandl ist ein äußerst talentierter und produktiver junger Wissenschaftler, der in seiner Forschung Methoden und Ansätze der Wirtschaftstheorie, der Mathematik und der Informatik miteinander verbindet. Das macht ihn zu einer idealen Besetzung des Argelander Chairs und zu einer Bereicherung des Instituts für Mikroökonomie“, betont Prof. Dr. Jürgen von Hagen, Dekan der Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Bonn.

Was liegt Entscheidungsfindungen zugrunde?

In seiner Forschung beschäftigt sich Florian Brandl mit Themen der mikroökonomischen Theorie, besonders der Sozialwahl-, der Entscheidungs- und der Spieltheorie. Sein Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen individueller und kollektiver Entscheidungen weiterzuentwickeln. Dabei untersucht er zum Beispiel den Einfluss von Unsicherheit auf Entscheidungen und erforscht, welche Auswirkungen asymmetrische (ungleiche) Information auf kollektive Entscheidungen haben. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit Ansätzen zur fairen Verteilung von Ressourcen auf mehrere Individuen und untersucht, wie strategisches Verhalten diese Prozesse beeinflusst. Ein Mittel zur Beantwortung seiner Forschungsfragen können algorithmische Lösungen sein, weshalb seine Arbeit auch Aspekte der theoretischen Informatik beinhaltet.

„Die Universität Bonn ist durch die Expertise in der Mikroökonomischen Theorie und die fachübergreifenden Forschungsbereiche mit der Mathematik und der Informatik ein hervorragender Ort für mich. Durch die Argelander-Professur und das Bonn Junior Fellowship kann ich mich in diesen Bereichen einbringen und zu deren Verknüpfung beitragen“, sagt Florian Brandl.

Er promovierte 2018 an der Technischen Universität München und war zuletzt mit einem Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft als Postdoktorand an der Stanford University und der Princeton University tätig.

Vielseitige Programme für die Nachwuchsförderung

Die Argelander-Professuren (benannt nach dem Bonner Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander, † 1875) werden an der Schnittstelle zweier Disziplinen eingerichtet und sollen sowohl die Transdisziplinären Forschungsbereiche als auch die Fakultäten stärken. Sie ermöglichen es Nachwuchswissenschaftlern, eine eigenständige Forschung an den Grenzen der Disziplinen zu entwickeln.

Das „Bonn Junior Fellow-Programm“ des Hausdorff Center for Mathematics richtet sich an Forschende aus der ganzen Welt, die ihr eigenes Forschungsprogramm entwickeln und ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit bereits durch Publikationen bewiesen haben. Seit 2006 wurden bereits 28 Bonn Junior Fellows berufen. Es handelt sich normalerweise um fünfjährige W2-Stellen, die als Sprungbrett dienen sollen – manchmal verknüpft mit der Möglichkeit einer Tenure-Track-Professur, also der Chance, sich zu bewähren und eine unbefristete Anstellung zu erhalten. Durch die Kooperation mit dem Transdisziplinären Forschungsbereich und dem Argelander-Programm wurde für Florian Brandl allerdings eine direkte, dauerhafte W2-Professur ermöglicht.

Die jetzt gemeinsam besetzte Professur ist das Ergebnis der starken Zusammenarbeit des Transdisziplinären Forschungsbereichs und des Hausdorff Centers for Mathematics. Die enge Kooperation spiegelt sich auch in anderen Bereichen wider – unter anderem kommen in der gemeinsamen Veranstaltungsreihe „HCM meets TRA1“ Forschende beider Verbünde zusammen.

Der Transdisziplinäre Forschungsbereich „Mathematik, Modellierung und Simulation komplexer Systeme“

Modelle sind das Herzstück vieler quantitativer Wissenschaften. Heutzutage können Computer in immer kürzerer Zeit immer größere Datenmengen verarbeiten und hiermit Modelle kreieren, mit denen sich wissenschaftliche Voraussagen treffen lassen. Zu verstehen wie komplexe Systeme funktionieren, die aus vielen Komponenten bestehen und gegenseitig wechselwirken, ist für viele Gebiete in Wissenschaft und Technik derzeit eine der großen Herausforderungen. Im Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) „Mathematik, Modellierung und Simulation komplexer Systeme“ der Universität Bonn schaffen Forschende verschiedener Fachbereiche Modelle, die komplexe Systeme nicht nur beschreiben, sondern auch analysieren können. Dazu nutzen sie eine Kombination aus klassischen Beobachtungsmethoden, rechnergestützten Simulationen und kreativem Geist.

Prof. Dr. Florian Brandl
Institut für Mikroökonomie, Universität Bonn
brandl.ffx@gmail.com

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