Egal in welcher Kultur, Region oder Epoche, überall auf der Welt lassen sich Formen menschlicher Unterdrückung finden. Sie erscheinen im Gewand der Sklaverei, der Leibeigenschaft, Schuldknechtschaft, Zwangsarbeit und Kinderarbeit, des Menschenhandels, häuslicher Gewalt oder sexueller Ausbeutung. Asymmetrische Machtverhältnisse scheinen ein universelles gesellschaftliches Phänomen zu sein.
Die internationalen Forschenden des BCDSS untersuchen diese Phänomene starker asymmetrischer Abhängigkeiten aus unterschiedlichen geistes- und sozialwissenschaftlichen Blickwinkeln. Dabei sollen die Lebenswelten unterdrückter Menschen in den Mittelpunkt rücken. Durch ihre Perspektiven wird das vorherrschende Geschichtsbild erweitert und revidiert, was viele wichtige Fragen mit sich bringt: Welche Mechanismen stecken hinter gesellschaftlichen Hierarchien? Wie wirken sich historische Abhängigkeitsverhältnisse auf die Gegenwart aus? Was können wir aus der Vergangenheit lernen? Welche Formen starker asymmetrischer Abhängigkeit, Unterdrückung und Hierarchisierung gibt es in unserer unmittelbaren Umgebung? Tragen wir hierzu bei?
Alle Interessierten sind eingeladen, in Austausch zu treten mit den Vertreterinnen und Vertretern des Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS), den Filmeschaffenden und dem Förderverein Filmkultur e.V. Das Programm umfasst vier Filmvorführungen mit Gesprächen pro Jahr. Die Gespräche werden vom Filmförderverein moderiert.
Warum diese Filmreihe?
„Die gesellschaftsrelevanten Themen des BCDSS nutzen der Gesellschaft nur, wenn sie die Menschen auch wirklich erreichen. Ziel ist es daher, die Thematik starker asymmetrischer Abhängigkeiten möglichst erfahrbar zu machen“, sagt Dr. Abdelkader Al Ghouz, Acting Managing Director am BCDSS. „Das Medium des Films eignet sich besonders gut dazu, denn es suggeriert Unmittelbarkeit und kann Zuschauerinnen und Zuschauer an vielfältige Perspektiven gesellschaftlicher Unterdrückung heranführen.“ Das Format „Film plus Gespräch“ bietet die Möglichkeit, über die Filmerfahrungen nachzudenken, sie zu hinterfragen und in einen breiteren Diskurs einzutreten.
Programm 2022
La Pirogue - 28. April 2022 - 20:00 Uhr
Ein Film von Moussa Touré
Frankreich, Senegal, Deutschland, 2011 (87 Minuten), mehrsprachig mit deutschen Untertiteln
Einführung: Sigrid Limprecht (FFK) und Abdelkader Al Ghouz (BCDSS)
Gespräch: Boluwatife Akinro & weitere Vertreter des BCDSS sowie das Publikum
Trailer zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=uJYyC6S7QnY
Ort: Kino in der Brotfabrik, Kreuzstraße 16, 53225 Bonn (Beuel)
We the Cimarrons - 30. Juni 2022 - 20:00 Uhr
Ein Film von Emma Christopher
Kolumbien, Australien, 2021 (53 Minuten), Original mit englischen Untertiteln
Einführung: Sigrid Limprecht (FFK) und Emma Christopher, Filmregisseurin & BCDSS-Stipendiatin
Gespräch: Graciano Caicedo, Anführer der Gemeinschaft des Yurumangui-Flusses (via Zoom), Vertreter des BCDSS sowie das Publikum
Ort: Kino in der Brotfabrik, Kreuzstraße 16, 53225 Bonn (Beuel)
August 2022 - Titel und genaues Datum werden noch bekannt gegeben.
Im Rahmen des erweiterten Programms des Internationalen Stummfilmfestivals Bonn im August 2022 ist eine Filmvorführung mit anschließendem Gespräch geplant.
Ort: LVR-Landesmuseum, Colmantstr. 14-16, 53115 Bonn
Salaam Bombay - 24. November 2022 - 20:00 Uhr
Ein Film von Mira Nair
Indien, 1988 (120 Minuten), Original (Hindi) mit deutschen Untertiteln
Einführung: Sigrid Limprecht (FFK) und Vertreterin des BCDSS
Gespräch: Claudia Jarzebowski (tbc), Ayesha Hussain (tbc), Vertreter des BCDSS, sowie das Publikum
Ort: Kino in der Brotfabrik Kreuzstraße 16, 53225 Bonn (Beuel)
Detailliertes Programm: https://www.dependency.uni-bonn.de/en/civil-society/whos-got-the-power
Der Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS)
„Asymmetrische Abhängigkeit“ – mit diesem neuen Schlüsselkonzept eröffnet der Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) einen neuen Zugang zur Sklaverei- und Abhängigkeitsforschung. Der wissenschaftliche Diskurs war bisher von Sklaverei auf den amerikanischen Kontinenten oder in der Antike geprägt. Mit dem neuen Ansatz wird ihm ein breiterer konzeptioneller Rahmen verliehen: Der Cluster untersucht alle Formen tiefer sozialer Abhängigkeiten wie Sklaverei, Leibeigenschaft, Schuldknechtschaft sowie weitere Formen permanenter Abhängigkeiten. Dabei werden alle Epochen, Regionen und Kulturen einbezogen. Mit dieser inhaltlichen, räumlichen und zeitlichen Erweiterung der Perspektive öffnet sich die Abhängigkeitsforschung für transkulturelle Vergleiche.