Antikörper als Anhaltspunkte
„Bei Patienten mit limbischer Encephalitis werden gewisse Autoantikörper gebildet, die man bereits für die Diagnose nutzen kann“, erklärt Prof. Dr. Albert J. Becker vom Institut für Neuropathologie der Universität und des Universitätsklinikums Bonn. Allerdings lässt sich durch bisherige Verfahren bei weniger als 30 Prozent, also nur einem Bruchteil der Patienten, die limbische Encephalitis gesichert nachweisen. Für einen wirklich zuverlässigen Test ist das noch zu wenig.
Die Bonner Forschenden entwickelten nun einen vielversprechenden Diagnoseansatz, der sich auf das Protein Drebrin fokussiert. Bei der limbischen Encephalitis setzen die betroffenen Nervenzellen dieses Protein frei: „Drebrin selbst kann nur schwer nachgewiesen werden, die Autoantikörper dagegen jedoch schon. Und genau diese Autoantikörper fanden wir vermehrt in den Proben der Patienten“, so Prof. Dr. Susanne Schoch-McGovern. Ein Nachweis dieser Antikörper kann also auf eine limbische Encephalitis hindeuten.
Die beiden am Institut für Neuropathologie Forschenden untersuchten die Proben in einem ersten Schritt mittels Massenspektrometrie und validierten ihre Ergebnisse mit einem Immunoblot-Verfahren bei einem größeren Patientenkreis. So fanden sie den Hinweis auf Drebrin und die dagegen gerichteten Autoantikörper.
Aus Diagnoseansatz wird standardisierter Test
Um die Methodik zur Marktreife zu entwickeln, brachte PROvendis nun einen Lizenzvertrag zwischen der Universität Bonn und der Firma Euroimmun zum erfolgreichen Abschluss. Die international tätige Euroimmun AG mit Hauptsitz in Lübeck produziert seit 1987 Test- und Automatisierungssysteme für die medizinische Labordiagnostik und übernimmt die Weiterentwicklung des Testverfahrens. Aus dem Diagnoseansatz soll ein standardisierter Test entwickelt werden, der mit Nachweis von Drebrin-Autoantikörpern die Diagnose limbische Encephalitis bestätigt oder verwirft. Perspektivisch könnte der Test zusätzlich auch bei der Abschätzung der Risikofaktoren zum Verlauf der Krankheit und Komplikationen helfen und so wirksame Therapieansätze ermöglichen.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Susanne Schoch-Mc Govern
Tel.: 0228/287-19109
E-Mail: susanne.schoch@uni-bonn.de
Prof. Dr. Albert Becker
Tel.: 0228/287-11352
E-Mail: albert_becker@uni-bonn.de