Ziel ist es, beim Thema Menstruationsprodukte Ungleichheiten finanzieller und sozialer Art auszugleichen. Prof. Dr. Irmgard Förster, Prorektorin für Chancengerechtigkeit und Diversität: „Die AStA-Vertreter*innen engagieren sich sehr für dieses Projekt. Diese Initiative ist großartig und ich freue mich, dass wir uns damit ganz konkret für eine verbesserte Chancengerechtigkeit einsetzen. Indem wir kostenlose Periodenprodukte anbieten, haben wir einen ganz praktischen Ansatz gewählt, um der Periodenarmut entgegenzuwirken und soziale Ungerechtigkeit abzubauen.”
Die Projektbeteiligten sind sich sicher: Kostenfreie Menstruationsprodukte sind ein weiterer kleiner, aber sehr wichtiger Schritt in Richtung Chancen- und Bildungsgerechtigkeit. Durch diese Maßnahme soll während der Menstruation der Aufenthalt an der Hochschule erleichtert werden. Dabei helfe es, dass man auch an der Universität auf Periodenprodukte zugreifen könne und die Menstruation keine Barriere darstellt.
Denn für menstruierende Studierende ist die Anschaffung von Hygieneprodukte ein zusätzlicher Kostenfaktor. „Wer sich das nicht leisten kann, bleibt zuhause statt Lehrveranstaltungen zu besuchen“, erklärt Jonathan Andraczek, voriger AStA-Vorsitzender. „Menstruationsprodukte geben Studierenden die Möglichkeit, am Studienalltag teilzuhaben. Als Zeichen für Teilhabe und Chancengerechtigkeit, machen wir uns deshalb für die kostenlose Bereitstellung der Hygieneartikel stark”, so Andraczek.
Nach dem Impuls vom AStA, dauerte es nicht lange bis zur Zustimmung der Hochschulleitung und der gemeinsamen Ausarbeitung eines Konzeptes für die Pilotphase. Wegen der Pandemie und ausfallender Präsenzveranstaltungen verständigten sich Prorektorat und AStA, das Projekt zum Sommersemester zu starten. Jetzt steht dem Testlauf nichts mehr im Weg. Andraczek, resümiert: „Wir begrüßen sehr, dass unsere Idee im Rektorat und im Prorektorat für Chancengerechtigkeit und Diversität, gleich auf offene Ohren stieß. Das ist ein wichtiges Signal seitens der Uni. Indem wir die Menstruation enttabuisieren, fördern wir Gleichstellung von Frauen und menstruierenden Personen.”
Pilotphase entscheidet über dauerhafte Implementierung
Das Projekt startet als Pilotphase während des Sommersemesters. In dieser Zeit beobachtet die Uni Bonn die Resonanz auf die kostenlose Bereitstellung der Hygieneartikel. „Die Testphase wird uns Aufschluss über die Nachfrage geben und hilft, die Kosten abzuschätzen“, so Prorektorin Förster. Wichtig ist ihr ein wertschätzender Umgang mit den Periodenartikeln. „Wir bitten ausdrücklich darum, nur das zu nehmen, was wirklich benötigt wird und sorgsam mit den Spendern umzugehen.” Die enthaltenen Periodenartikel sind aus nachhaltigen Materialien.
Ab sofort können Studierende ihre Stimme für das Projekt in einer Online-Umfrage abgeben. Je nach Ergebnis und Rücklaufquote werden weitere Toiletten mit Spendern ausgestattet und die Periodenartikel werden womöglich kostenloser Standardhygieneartikel – ähnlich wie Toilettenpapier oder Papiertücher.
Die Spender mit den Periodenartikel befinden sich in den Vorräumen der Damentoiletten und werden immer wieder aufgefüllt. Sollten die Spender doch einmal leer sein, freut sich die Universität über einen Hinweis per Mail. Das geht ganz einfach über die FAQs auf der Website. „Perspektivisch wollen wir die Periodenartikel auch auf den anderen Toiletten anbieten. Denn auch männliche Studierende menstruieren. Den Bedarf kennen wir leider nicht. Auch hier hoffen wir auf viele Teilnehmer*innen bei der Umfrage, um mehr Informationen darüber zu erhalten“, so Andraczek.
Vorreiter Schottland
Das Thema kostenloser Menstruationsprodukte wird national und international diskutiert. Im November 2020 hat das Parlament von Schottland ein Gesetz beschlossen, das Tampons und Binden in öffentlichen Institutionen kostenfrei zur Verfügung stellt. Seitdem gibt es in Deutschland ähnliche Initiativen und Debatten über die kostenlose Bereitstellung von Periodenprodukten. Einige Universitäten bieten auf ihren Toiletten bereits kostenfreie Menstruationsprodukte an, zum Beispiel Potsdam, Stuttgart und Passau. Stuttgart und Passau genau wie die Universität Bonn als Pilotprojekt.
Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Irmgard Förster
Prorektorin für Chancengerechtigkeit und Diversität
prorektorin.foerster@uni-bonn.de
Tel. +49 228 73 5886