In den vergangenen Wochen waren fieberhaft Vorbereitungen für den ersten virtuellen Vorlesungsbeginn in der 200-jährigen Universitätsgeschichte getroffen worden. Erstmals wurden dazu sämtliche rund 1.500 im elektronischen Vorlesungsverzeichnis BASIS enthaltenen Lehrveranstaltungen auch in der Lehr- und Lernplattform eCampus abgebildet und damit im Gesamtumfang verdoppelt. Um den virtuellen Lehrbetrieb per Videokonferenzen zu ermöglichen, hatte die Universität kurzfristig eine Campuslizenz des amerikanischen Dienstleisters „Zoom“ erworben. Das Bonner Zentrum für Hochschullehre (BZH) hatte seine Beratungs- und Unterstützungsangebote für Lehrende ausgeweitet, unter anderem durch Online-Schulungen für digitale Lehre.
So vorbereitet, konnte der Lehrbetrieb am Montag nach landesweiter Vorgabe beginnen und damit auch ein regelrechter „Stresstest“ für Menschen und Elektronik. Mit einer gewissen Sorge hatte das für die IT-Infrastruktur zuständige Hochschulrechenzentrum den Vorlesungsbeginn erwartet. „Das meiste hat bisher dem großen Ansturm standgehalten“, sagt Martin Ragg, stellvertretender Direktor des HRZ. Jedoch sei es gerade bei eCampus, dem zentralen Baustein der digitalen Lehre, zu Engpässen gekommen. „eCampus war am Montag tagsüber in Teilen leider sehr langsam und damit nur eingeschränkt benutzbar. In den Abendstunden wurde es wieder besser.“ Man habe darum mit dem externen Dienstleister, der eCampus betreut, diverse ad-hoc-Maßnahmen ergriffen, um eCampus zu verstärken. Unter anderem wurde zusätzliche Hardware in Betrieb genommen und die eCampus-Datenbank auf performantere Hardware übertragen. Martin Ragg sagt: „Die Unterstützung des Lehrbetriebs hat bei uns absolute Priorität. Alle verfügbaren Kräfte kommen zum Einsatz.“
Tablet als Tafel: Online-Lehre in der Physik
Auch der Physiker Prof. Dr. Herbi Dreiner hatte am Dienstag mit der Vorlesung „Theoretical Particle Astrophysics“ seine Premiere in der Online-Lehre – nach diversen Generalproben in den vergangenen Tagen. Prof. Dreiner nutzt dabei die verschiedenen Möglichkeiten, die ihm die Technik bietet: „Ich habe zwei Sessions in Zoom geöffnet. Eine mit einem Desktop-Rechner und eine mit einem Tablet. Auf dem Desktop lasse ich die Kamera und das Mikro laufen. Auf dem Tablet benutze ich die App ‚Paper‘, mit der ich wie auf Papier schreiben kann.“ Das Tablet wird dabei zur „Tafel“ in der Video-Vorlesung. „Ich habe das vorher ein wenig geübt und Bilder und Grafiken vorbereitet, die ich zwischendurch zeigen konnte. Das lief alles erstaunlich glatt.“ Zwischendurch machte der Dozent öfters Pausen, um Fragen zu ermöglichen. „Die meisten haben ihre Fragen in die Chat-Funktion von Zoom getippt. Die habe ich dann wiederholt und beantwortet“, sagt Dreiner. Auch das habe gut geklappt. Fürs nächste Mal hat der Physik-Professor dann noch Hausaufgaben verteilt. Er sagt: „Hausaufgaben sollen die Studierenden in Gruppen zu zweit oder zu dritt bearbeiten. Da sie jetzt alle Zoom haben, können sie dann untereinander Diskussionsforen bilden. Ich hoffe, dass das die Isolation ein wenig auflockert!“
Aktuelle Informationen zum Stand von eCampus kommuniziert das HRZ auf seinen Seiten:
https://www.hrz.uni-bonn.de/de/betriebsmeldungen/1587374380324