Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr eine halbe Million Menschen an Krebs, die zweithäufigste Todesursache. Allen Krebsarten ist das unkontrollierte Wachsen bösartiger Körperzellen gemeinsam, doch den einen Krebs gibt es nicht. Insgesamt umfasst Krebs aber mehr als 200 verschiedene Erkrankungen mit zahlreichen Untergruppen. So unterschiedlich jeder bösartige Tumor ist, so anders sind auch die Verläufe und Heilungschancen. Alle Patienten benötigen daher eine individuell zugeschnittene Behandlung, die sich an hohen Qualitätsstandards orientiert. Zudem hat sich die moderne Krebstherapie in den letzten Jahren dank technisch immer feinerer diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten und durch zielgerichtete medikamentöse Therapien erheblich verbessert.
Hinzukommt die Roboter-assistierte Chirurgie in der Krebstherapie, die dank der hohen Präzision auch bei kompliziert zu entfernenden Tumoren eine schonende minimal-invasive Durchführung ermöglicht. Seit 2018 profitieren Patienten am Universitätsklinikum Bonn vom modernsten Da Vinci Xi Roboter-System. „Innovationen kommen aus den Universitäten“, sagt Prof. Dr. Jörg Kalff, Direktor der Klinik für Chirurgie am Universitätsklinikum Bonn. „Wir bieten den Patienten fortschrittliche und gesicherte minimal-invasive und robotische Operationstechniken auf höchstem Niveau an“. Es geht ihm dabei um die Patientensicherheit und auch die Ausbildung des chirurgischen Nachwuchses sowie die Entwicklung neuer robotergestützter Operationstechniken in klinischen Studien.
Netzwerke im Kampf gegen Krebs bilden
Der Schlüssel für eine bestmögliche individuelle Behandlung bei Krebs auf höchstem Niveau liegt heutzutage in einem fächerübergreifenden Miteinander von Spezialisten. Um für Betroffene in der Region die bestmögliche Krebsversorgung zu gewährleisten, aber auch um aktuelle, innovative Erkenntnisse aus der Krebsforschung zügig in die klinische Praxis zu überführen, gibt es spezialisierte Tumorzentren und übergeordnet das Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) am Universitätsklinikum Bonn. Es ist gemeinsam mit dem CIO Köln bereits 2007 von der Deutschen Krebshilfe als eines der ersten Spitzenzentren in Deutschland ausgezeichnet und wird seither kontinuierlich gefördert – seit Oktober 2018 auch zusammen mit den universitären Krebszentren aus Aachen und Düsseldorf.
Aber auch mit regionalen Versorgern zieht das Universitätsklinikum Bonn an einem Strang. So kooperiert es unter anderem mit dem Johanniter Krankenhaus Bonn in der Krebsmedizin und dem Bonner Helios Klinikum bezüglich Lungenkrebs. „Unser Ziel ist es, hier alle regionalen Kräfte für eine optimale Patientenversorgung zu bündeln und so dann auch überregional sichtbar zu sein. Bei besonderen und selten Tumorentitäten wollen wir Patienten an die hierfür an unserem Klinikum vorgehaltenen Strukturen und Spezialisten binden – ein Beispiel ist die Roboter-assistierte Chirurgie“, sagt Prof. Dr. Joachim Schmidt, Leiter der Sektion Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Bonn sowie Chefarzt der Thoraxchirurgie am Helios Klinikum und Leiter des Lungenkrebszentrums Bonn/Rhein-Sieg.
Zusammen mit Prof. Kalff beschreibt Prof. Schmidt im Rahmen des Patientenkolloquiums wie die Netzwerke am Beispiel des Lungenkrebszentrums unter anderem mit gemeinsamen Tumorboards im klinischen Alltag gelebt werden. Zudem geht es um Operationen bei Darm- und Lungenkrebs – aber auch um weitere komplexe operative Therapien beispielsweise beim Speiseröhren- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dabei gehen die beiden Experten folgender Abwägung nach: Wann ist der Roboter gefragt, wann operieren wir „normal“ minimal-invasiv und wann ist der „große“ Schnitt notwendig? Also das gesamte Spektrum der operativen Möglichkeiten, die gerade die chirurgischen Spezialisten an einem Universitätsklinikum komplett in allen Facetten beherrschen müssen. Denn dorthin werden oft besonders komplexe oder voroperierte Fälle verlegt. Ein Fall für die Versorgung an Zentren sind beispielsweise die seltenen Thymustumore. Diese wachsen im Brustkorb vor dem Herzen und sind optimal für eine sehr schonende Roboter-assistierte Operation, – aber wenn dies beispielsweise beim Einwachsen des Tumors in die großen Gefäße des Herzens so nicht möglich ist, muss das Brustbein eröffnet werden und eventuell mithilfe der Herz-Lungen-Maschine weiter operiert werden. Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen per Zoom an die Referenten des Universitätsklinikums Bonn zu stellen. Fragen können gerne vorab an redaktion@ukbonn.de geschickt werden.
Die Zugangsdaten zu den Online-Vorträgen per Zoom gibt es unter:
https://www.ukbnewsroom.de/ukb-patientenkolloquium-2021/