Ob Huus, Jius, Wuus: Wie das hochdeutsche Wort Haus in den Dialekten Nordrhein-Westfalens ausgesprochen wird, variiert von Region zu Region – manches Mal auch von Ort zu Ort. Im Projekt „Dialektatlas Mittleres Westdeutschland“ sammeln Forschende der Universitäten Siegen (Sprecheruniversität), Bonn, Münster und Paderborn die derzeit noch fassbaren Sprachvarietäten. Seit Beginn des Projekts im Jahr 2016 haben die Mitarbeitenden bereits mehr als 770 Orte in ganz NRW erfasst, vor allem in ländlichen Gegenden.
Teilnehmende aus Großstädten gesucht
Nun suchen die Forschenden der Universität Bonn Teilnehmende aus den Kreisen Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Recklinghausen, Dortmund, Köln, Leverkusen und Rheinisch-Bergischer Kreis. „Es geht uns dabei nicht um das perfekte Platt“, erklärt Prof. Claudia Wich-Reif vom Institut für Germanistik, Vergl. Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn. „Wir wollen den Status quo erheben, also das, was noch da ist. Sollte eine ortsfeste Person sehr standardnah sprechen, dann ist das für uns ein ebenso wichtiges Ergebnis“, ergänzt Malin Ostermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Projekt.
Wer kann wie teilnehmen?
Für das Projekt sucht das Team um Prof. Claudia Wich-Reif Teilnehmende aus zwei Altersgruppen: Für die Gruppe ab mindestens 70 Jahren gilt, dass sie seit Geburt im Heimatort ansässig sein müssen und mindestens ein Elternteil aus dem Heimatort stammt. Die jüngere Generation (möglichst zwischen 30 und 45 Jahre alt) sollte von Geburt bis mindestens zum 16. Lebensjahr am Heimatort ansässig gewesen sein und mindestens ein Elternteil ebenfalls aus dem Heimatort oder der näheren Umgebung stammen.
Interessierte melden sich per E-Mail an malin.ostermann@uni-bonn.de und erhalten einen Fragebogen per E-Mail oder Post zugeschickt. Dieser zielt insbesondere darauf ab, die Ortsfestigkeit der potenziellen Teilnehmenden zu überprüfen. Im nächsten Schritt folgt das persönliche Gespräch mit Malin Ostermann oder Dr. Tim Krokowski, den beiden wissenschaftlichen Mitarbeitenden des Projekts der Uni Bonn: Die Gewährspersonen, so werden die als Quelle für sprachwissenschaftliche Forschungen Sprechenden eines Dialekts genannt, übersetzen nun verschiedene Aufgaben vom Hochdeutsche in ihren Dialekt: „Wir zeigen hochdeutsche Sätze vor, wie zum Beispiel "Das sind schöne Kühe" und Bilder mit Tieren, Gegenständen, usw.“, erklärt Malin Ostermann. „Die Gewährspersonen sollen das Vorgegebene dann ganz spontan in ihren Dialekt bzw. in die ortstypische Sprechweise übertragen.“
In der Regel dauert das Gespräch circa drei Stunden; es kann aber in mehrere Termine aufgeteilt werden. „Wir passen uns ganz den Bedürfnissen der Teilnehmenden an.“ Eine Vorbereitung auf den Termin ist nicht nötig.
Weitere Informationen zum Projekt, beispielsweise Karten zu den bereits erfassten Orten und dynamische Sprachkarten gibt es auf der Projektwebsite: https://www.dmw-projekt.de/