Ab 2024 ist das barocke Hauptgebäude für voraussichtlich zehn Jahre wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Die derzeit im Hauptgebäude untergebrachten beiden theologischen Fakultäten und die Philosophische Fakultät sowie die Verwaltung weichen in angemietete Ersatzquartiere am westlichen Rand der Innenstadt aus. Nach wie vor unklar ist, wo künftig die Vorlesungen und Lehrveranstaltungen für rund 10.000 Studierende stattfinden können. Bislang gibt es hierzu keine Grundsatzentscheidung der Politik und der Stadtverwaltung. Die Universität Bonn setzt sich mit Nachdruck für einen Verbleib im Zentrum der Stadt ein: Interimsbauten mit Hörsaal- und Kommunikationsflächen sollen im Zentrum, am Bonner Hofgarten, das universitäre Leben für die Dauer der Bauarbeiten in zentraler Lage erhalten.
Die Belebung des Areals ist nicht nur für die Universität von großer Bedeutung, sondern auch für einen sicheren und angstfreien Hofgarten. Das Gelände wird bereits heute von vielen als Angstraum wahrgenommen und gemieden. Was geschieht, wenn die täglichen Zuströme von Universitätsmitarbeitenden und Studierenden versiegen, konnte man in der Pandemie erleben, als der Hofgarten zu einem polizeilichen Einsatzschwerpunkt geworden war und zeitweise durch Videoüberwachung unter Kontrolle gehalten werden musste. Auch das Bonner Geschäftsleben in der Innenstadt wäre von einem Weggang von rund 10.000 Menschen nachhaltig betroffen. Daher ist die Belebung des Hofgartens durch Universitätsbetrieb fundamental wichtig – für alle Menschen in Bonn.
Die Mitglieder von Senat und Hochschulrat der Universität Bonn haben mit einer Resolution bereits ihre breite Unterstützung für die Pläne ausgedrückt. Eine Verlagerung an einen Ort weg vom Areal des Schlosses würde enorme Einschränkungen für mehrere tausend Studierende bedeuten, die aufgrund ihrer Studiengänge zwischen den verschiedenen Orten im Stadtgebiet deutlich weitere Wege pendeln müssten. Dies hätte gravierende Folgen, nicht zuletzt für die Sicherstellung der Lehre.
Wie die jetzt veröffentlichte Visualisierung zeigt, sind Interimsflächen am Hauptgebäude der Universität ohne größere Eingriffe in den Hofgarten möglich. Die Hofgartenwiese als grüne Erholungsfläche wäre nicht betroffen. Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch sagt: „Der Vorschlag sieht die Aufteilung der Lehr- und Veranstaltungsflächen auf zwei Interimsbauten vor, die sich sehr gut in die Kulisse des Areals einpassen.“ Er ergänzt: „Ich könnte mir vorstellen, dass Form und Gestaltung der Gebäude noch variieren können, auch was eine mögliche weitere Etage betrifft. Hier sind wir explizit flexibel. Fest steht für uns vor allem das unmissverständliche Ziel, dass wir auch während der sehr langen Sanierung im Bereich des Schlosses bleiben und die Hofgartenwiese selbst nicht bebauen wollen.“
Das erste Bauwerk soll da errichtet werden, wo derzeit noch die Interims-Mensa des Studierendenwerks steht. Diese wird abgebaut, wenn der Neubau in der Nassestraße fertiggestellt ist. „Durch die Ausführung ist auch der Blick auf die Fassade des Barockschlosses kaum eingeschränkt“, so Prof. Hoch. „Allerdings dürfte das Hauptgebäude ohnehin mindestens zeitweise hinter Bauplanen und Baustelleneinrichtungen verschwinden.“ Das zweite Gebäude soll im „Stadtgarten“ entstehen, der im Gegensatz zum Hofgarten städtisches Gelände ist. Auch hier ist eine Interimsbebauung nichts Neues: In den vergangenen Jahren stand hier im Winter regelmäßig eine überdachte Eisbahn.
Anhand der jetzt vorgelegten Visualisierung des Vorhabens wird klar, dass die angestrebten Bauten ästhetisch und hochwertig erscheinen werden – der großen Bedeutung des Areals für die Universität und die Stadt angemessen. Die Interimsbauten sollen neben Vorlesungen auch für universitäre und extrauniversitäre Kulturveranstaltungen zur Verfügung stehen. Mit der Baumaßnahme soll nicht zuletzt das studentische Leben im Zentrum erhalten bleiben und so dazu beitragen, das Herz der Bundesstadt als einen lebenswerten und sicheren Ort zu bewahren. Eine grundlegende Weichenstellung für das Vorhaben muss dringend bis zum Sommer getroffen sein, um schwerwiegende Konsequenzen für das gesamte Projekte zu vermeiden.
„Ich hoffe sehr, dass wir mit diesen Visualisierungen eine breite Akzeptanz für unsere Planungen in der Stadtgesellschaft erreichen können. Wir sind der festen Überzeugung, dass dies einzig sinnvolle und umsetzbare Variante für eine gesicherte Zukunft unserer rund 10.000 betroffenen Studierenden und vielen weiteren Forschenden, Lehren und Beschäftigten ist. Dies ist der Ort, wo unsere Universität vor mehr 200 Jahren gegründet wurde und seitdem das zentrale Identifikationsobjekt für alle Universitätsangehörigen aus heute über 140 Nationen ist. Es wäre ein starkes und wichtiges Signal für Bonn und ihre Exzellenzuniversität, wenn dieser Ort im Herzen der Stadt erhalten bliebe.“