15. Juli 2024

Grundaktivierung der Immunabwehr besser verstehen Grundaktivierung der Immunabwehr besser verstehen

Teilnehmer für klinische Studie zu Effekten eines HIV-Medikaments auf das menschliche Immunsystem gesucht

Forschende des Instituts für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie am Universitätsklinikum Bonn (UKB) und des Exzellenzclusters ImmunoSensation² der Universität Bonn untersuchen in einer klinischen Studie die Effekte eines HIV-Medikaments auf das menschliche Immunsystem. Für die Studie werden noch gesunde Männer im Alter zwischen 25 und 40 Jahren gesucht.

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„Unser Immunsystem ist in ständiger Alarmbereitschaft, um unseren Körper gegen Gefahren wie Infektionen oder entartete Zellen zu verteidigen. Das ist nur möglich, weil der Körper ständig kleine Aktivierungssignale an das Immunsystem sendet und es in einem Zustand der Grundaktivierung „scharf stellt““, so der Leiter der Studie Prof. Dr. Rayk Behrendt, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie des UKB sowie Mitglied im Exzellenzcluster ImmunoSensation2, dem Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) „Life & Health“ der Universität Bonn, und dem Bonner Forum Biomedizin (BFB).

Ein Verlust dieser Grundaktivierung kann unsere Verteidigung gegen Krankheitserreger oder Fremdstoffe schwächen. Auf der anderen Seite verbraucht diese ständige Alarmbereitschaft des Immunsystems viel Energie und trägt so höchstwahrscheinlich zum Alterungsprozess bei. Diese beiden Vorgänge spielen eine zentrale Rolle bei der Gesunderhaltung. „Das ist auch der Grund, warum das HIV-Medikament, dessen Effekte wir in der Studie untersuchen, sich gerade an der Schwelle zu einem Lifestyle-Produkt befindet“, konstatiert Prof. Behrendt.

Uralte Viren könnten eine Rolle für eine gesunde Immunabwehr spielen

Deswegen will das Bonner Forschungs-Team besser verstehen, wie diese Grundaktivierung des Immunsystems gesteuert wird, um sie bei Bedarf regulieren zu können. Hierbei konzentriert es sich zunächst auf die Rolle sogenannter „endogener Retroviren“. Dabei handelt es sich um Viren, die vor tausenden Jahren unsere Vorfahren infizierten und sich in unsere Erbanlagen eingebaut haben. Heute machen diese „endogenen Retroviren“ fast die Hälfte des Erbguts in jedem von uns aus. „Lange Zeit wurden diese Viren als nutzlos angesehen, aber in den letzten Jahren wurde klar, dass sie eine wichtige Rolle für uns Menschen für eine gesunde Immunabwehr spielen“, so Prof. Behrendt weiter.

Das Forschungs-Team vermutet, dass die „endogenen Retroviren“ als Aktivierungssignal für das Immunsystem wirken. Im Labor konnte es dies bereits beobachten, und stellt nun die Frage, ob die Ergebnisse auch im Menschen zutreffen. Um das herauszufinden, machen sich die Forschenden und Ärztinnen und Ärzte eine besondere Eigenschaft zunutze: Die in unserem Erbgut eingebauten Viren funktionieren ähnlich wie das HI-Virus. HIV-Medikamente können daher auch die Aktivierung „endogener Retroviren“ blockieren.

Gesunde Studien-Teilnehmer im Alter von 25- 40 Jahren gesucht

Das Team am UKB sucht daher für eine ambulante klinische Studie gesunde Männer im Alter zwischen 25 und 40 Jahren. Diese sollen ein für die HIV-Prophylaxe in gesunden Menschen schon lange zugelassenes HIV-Medikament in Form einer Tablette für vier Wochen einnehmen. Der Aktivierungszustand der Immunzellen im Blut und die Aktivität der endogenen Retroviren wird vor und nach dieser Zeit gemessen.

Die Studie wird durch die Phase I-Einheit durchgeführt und die Studienzentrale SZB am UKB koordiniert. „Die Ergebnisse könnten ein völlig neues Bild auf die bisher völlig unklare Rolle eines Großteils unseres Erbguts auf die Gesunderhaltung durch das Immunsystem werfen“, sagt der hauptverantwortliche Hauptprüfer Dr. Martin Coenen, Ärztlicher Leiter Phase I-Einheit und stellv. Geschäftsführer der Studienzentrale SZB am UKB.

Interessierte können sich für weitere Informationen jederzeit an Probanden-SZB@ukbonn.de wenden oder unter 0228 287 16040 anrufen. Eine Aufwandsentschädigung ist in Höhe von 400€ vorgesehen.

Die Studie wird im Rahmen des Förderinstruments Klinische Studien (FKS) der Medizinischen Fakultät Bonn gefördert.

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