Einige der Wege in den Botanischen Gärten tragen bereits Namen bedeutender Persönlichkeiten der Gartengeschichte, darunter der Gründungsdirektor der Botanischen Gärten der Uni Bonn, Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck. Auch nach Eduard Strasburger, der Mitbegründer des seit 130 Jahren bestehenden Standardlehrbuchs der Botanik, wurde ein Weg benannt. Und schließlich zählt zur Reihe der hier geehrten Persönlichkeiten auch der preußische Gartendirektor Peter Joseph Lenné, der im Bonner Garten seine Ausbildung machte.
Seit Eröffnung des neuen Haupteingangs ist ein ganz neuer Weg entstanden, der alle Gäste stets vom Haupteingang in den Garten hineingeleitet und jetzt auf den Namen Barthlott-Weg getauft wurde. Anlass ist der 75. Geburtstag von Prof. Dr. Wilhelm Barthlott, früherer Gartendirektor und emeritierter Professor der Universität Bonn.
"Wilhelm Barthlott gehört zu den herausragenden Wissenschaftlern der Universität Bonn", erklärte der Rektor Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Hoch. "Seine Leistungen in der Botanik und Biodiversitätsforschung sind weltweit anerkannt und nicht zuletzt durch die Entdeckung des Lotuseffekts ist er ein Pionier der Bionik. Mit großer Kreativität, Hartnäckigkeit und Begeisterung hat er mit seinen Arbeiten auch die Bedeutung der Grundlagenforschung eindrucksvoll veranschaulicht, die fundamental ist und bleibt für den Fortschritt in Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft.“
Der amtierende Gartendirektor, Prof. Dr. Maximilian Weigend, verriet anlässlich der Wegetaufe, dass die von Barthlott erzielte nationale und internationaler Bedeutung der Botanischen Gärten für ihn selbst einer der Gründe gewesen sei, sich auf seine Nachfolge zu bewerben. So führt beispielsweise der neu getaufte Barthlott-Weg selbst direkt auf die Biotop-Anlage zu, in der charakteristische Pflanzengesellschaften aus der Bonner Umgebung gezeigt werden. Diese Biotop-Anlage ist eines der wichtigsten didaktischen Elemente des Schlossgartens, bundesweit einzigartig, international bekannt und das Konzept geht auf Wilhelm Barthlott zurück, erläuterte Weigend.
Der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät Prof. Dr. Walter Witke würdigt Barthlott als einen Kollegen aus der Biologie, der nicht nur durch seine Forschung über die technische Umsetzung von Prinzipien aus der Biologie die Universität Bonn weithin sichtbar machte, sondern auch den Botanischen Garten wesentlich gestaltete. Nichts sei nach einem langen Sitzungstag erholsamer, als durch den wunderbar angelegten Botanischen Garten zu schlendern und die Vegetation zu bewundern.
Dr. Maria Hohn-Berghorn überbrachte die Glückwünsche des Freundeskreises der Botanischen Gärten. Diese Ehre, erklärte die Präsidentin des Freundeskreises, habe sie allein Wilhelm Barthlott zu verdanken: Ohne ihn gäbe es den Freundeskreis gar nicht und es hätte vieles nicht verwirklicht werden können. Barthlott verkörpere zugleich den exzellenten Wissenschaftler, den begnadeten Lehrer und schließlich auch den geschickten Manager, der Brücken in die Öffentlichkeit zu bauen wisse.
Professor Dr. Wilhelm Barthlott, geb. 1946 in Forst / Baden, studierte Biologie, Physik, Chemie und Geographie an der Universität Heidelberg und promovierte 1973 über Systematik und Biogeographie bei dem Tropenbotaniker und Systematiker Werner Rauh, mit dem ihn eine jahrzehntelange Zusammenarbeit und Forschungsreisen verbanden. Nach der Habilitation folgte er einem Ruf an die Freie Universität Berlin und war dort von 1982 bis 1985 am Institut für Systematische Botanik und Pflanzengeographie tätig.
1985 nahm Barthlott einen Ruf an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn als Direktor am Botanischen Institut und der Botanischen Gärten an. Seit 2003 war er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2011 Geschäftsführender Direktor des von ihm gegründeten Nees-Instituts für Biodiversität der Pflanzen und gleichzeitig Direktor der Botanischen Gärten der Universität Bonn. Sowohl Gärten als auch Institut wurden von ihm nachhaltig umstrukturiert und erweitert. 2011 war er Mitgründer des Biodiversitätsnetzwerks Bonn (BION). Er leitet weiterhin Forschungsarbeiten zur Umsetzung des von ihm entdeckten Lotus-Effekts und des Salvinia-Effektes.
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