Martin E. Schwab gilt als einer der Gründer der modernen Regenerationsforschung. „Seine Forschung hat das Dogma eines fehlenden Regenerationsvermögens von Gehirn und Rückenmark aufgehoben und ist ein Paradebeispiel der Forschung in den Neurowissenschaften“, sagt Prof. Dr. Frank Bradke vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Er ist einer der Wissenschaftler, die Schwab für die Ehrendoktorwürde vorschlugen.
„Durch seine Forschung wurde Wissenschaft im Bereich der Rückenmarksverletzungen aus ihrem randständigen Nischendasein herausgeführt und für internationale Spitzenlabors attraktiv gemacht“, sagt Prof. Dr. Bernd Weber, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn.
Bereits vor mehr als 30 Jahren begann Martin Schwab an der Universität Zürich, sich der Frage zu widmen, warum Nervenfasern im Rückenmark und Gehirn nach einer Verletzung nicht wieder heilen. Mithilfe anatomischer und verhaltensbiologischer Experimente konnte er zeigen, dass ein Eiweissstoff namens NOGO in den Nervenfaserhüllen dafür verantwortlich ist, dass zerstörte Fasern nicht nachwachsen, also regenerieren können. Mit der Entdeckung von NOGO war ein wichtiger Grundstein für die Entwicklung eines Medikaments gelegt, das den Regenerationsprozess verbessern könnte. Schwab präsentierte einen Antikörper, der den Nervenwachstumshemmer spezifisch erkennt, daran bindet und somit seine natürliche Funktion blockiert. Die Ergebnisse begeisterten die klinischen Kollegen in den Querschnittszentren und der Pharmaindustrie. Mittlerweile läuft mit der „Phase II-Studie“ an rückenmarksverletzten Patienten ein weit gereifter Ansatz für eine Therapie.
Enge Verbindung zur Universität Bonn
Durch sein Engagement in verschiedenen Gremien verfolgte und begleitete Schwab in den vergangenen Jahren intensiv die Entwicklung der Universität Bonn. Unter anderem war er Mitglied der Expertenkommission der Exzellenzstrategie der Bundesregierung. Darüber hinaus arbeitete er in den vergangenen Jahren eng mit dem DZNE zusammen. Mit seiner Präsenz in Bonn fördert er Studierende und setzt sich dafür ein, dass die medizinisch relevanten Standorte Bonn und Zürich näher zusammenrücken. „Martin Schwab ist ein Wissenschaftler par excellence, der durch seine Forschung und seine Persönlichkeit beispielhaften Charakter für unsere Universität hat“, betont Frank Bradke.
Zur Person:
Martin E. Schwab ist seit 1997 ordentlicher Professor für Neurowissenschaften an der ETH Zürich (emeritiert seit 2019), seit 1985 am Institut für Hirnforschung an der Universität Zürich (UZH). Er arbeitet zurzeit als Senior-Professor am Institut für Regenerative Medizin der UZH. 1949 in Basel geboren, studierte er Zoologie an der Universität Basel und promovierte dort über ein neuroanatomisches Thema. Nach einer vierjährigen Postdoc-Zeit am Biozentrum in Basel habilitierte er, arbeitete anschließend am Department of Neurobiology der Harvard Medical School (Boston, Mass.) und am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Für seine Arbeiten erhielt er renommierte Auszeichnungen, unter anderem den Ernst-Jung-Preis für Medizin, die Grass-Lecture der Society of Neuroscience, die Carus-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und den Schellenberg-Preis.