Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Bemmann von der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie der Universität Bonn forscht seit 2007 und seine Kollegin Dr. Susanne Reichert seit 2009 zu Stadtgründungen im Mongolischen Reich. Beide befinden sich zurzeit in dem ostasiatischen Land. Da sie dort gut mit mongolischen Forschenden vernetzt sind, kam die Auszeichnung nicht ganz unvorbereitet. “Unsere Freunde hatten uns vorgewarnt, gute Anziehsachen mitzunehmen”, berichtet Bemmann. Deshalb hatten beide Forschende neben der praktischen Alltagskleidung auch entsprechende Garderobe für den Termin im Ministerium im Gepäck.
In der neu von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsgruppe 5438 „Der urbane Einfluss auf dem mongolischen Plateau: Verflechtungen von Stadtwesen, Wirtschaft und Umwelt“ beschäftigen sich Jan Bemmann und Susanne Reichert auch mit den Auswirkungen der Städte im Mongolischen Weltreich im 13. und 14. Jahrhundert auf die Versorgung der Einwohner mit Grundnahrungsmitteln, Energie und Baumaterialien. Ein wichtiger Aspekt sind dabei auch die damaligen Auswirkungen auf die Umwelt, wie etwa Entwaldung und nachfolgende Bodenerosion.
Das neue Vorhaben befasst sich mich den Überresten zweier Städte, die sich in der heutigen Mongolei befinden und unter den Erben Dschingis Khans von Grund auf neu errichtet wurden. Sie verkörpern den dramatischen Wandel von einer Naturweidewirtschaft hin zu einer Stadtlandschaft: Karakorum – die Hauptstadt des Mongolenreichs – und Khar Khul Khaany Balgas. Die Forschungsgruppe will die beiden Stadtanlagen selbst und ihren Einfluss auf die sie umgebenden Regionen untersuchen.
Die Förderung ist auf vier Jahre angelegt. “Wir werden die Zeit für intensive Ausgrabungen nutzen”, sagt Prof. Bemmann, Sprecher der Forschungsgruppe und Mitglied im Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) der Universität Bonn. Die nächsten Jahre stehen für Jan Bemmann und Susanne Reichert, beide Mitglied im Transdisziplinären Forschungsbereich “Present Pasts” der Universität Bonn, jährlich zwei Aufenthalte in der Mongolei auf dem Programm: rund vier bis fünf Wochen ab Mitte Mai und ein weiterer ab Mitte August bis Ende September. “Danach fällt der erste Schnee”, erklärt Prof. Bemmann die Zeitfenster. Dann ruht die Grabungskampagne bis zum nächsten Jahr.