In den USA hat der Preis unter dem Namen „Cottrell Scholar Award“ bereits eine jahrzehntelange Tradition, um innovative Lehrmethoden in den Naturwissenschaften zu fördern. Seit rund zehn Jahren wird diese Idee auch in Deutschland umgesetzt – vergeben von der deutsch-amerikanischen Fulbright-Kommission, woraus sich der Name ableitet. Hochschullehrende sind jährlich eingeladen, sich in einem Wettbewerbsverfahren für die Förderung zu bewerben.
„Der Fulbright-Cottrell-Award ist ein großartiger Erfolg für Prof. Simon Stellmer“, sagt Rektor Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Hoch. „Die Auszeichnung untermauert eines der strategischen Ziele der Universität Bonn, exzellente Forschung und kompetenzorientierte Lehre noch enger miteinander zu verbinden. Dies schließt eine möglichst frühe Heranführung unserer Studierenden an aktuelle Forschungsfragen und interdisziplinäre Projekte der Universität ein.“
„Die Quantenforschung entwickelt sich seit Jahren rasant, daher brauchen wir gut ausgebildete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“, betont Preisträger Simon Stellmer vom Physikalischen Institut der Universität Bonn. „Unser Ziel ist es, den Studierenden Praktikumsexperimente anzubieten, die auf einem modernen technologischen Stand sind.“
In dem geplanten Experiment arbeiten die Studierenden an einem ringförmig laufenden Laser. Mithilfe eines solchen Gyroskops können Rotationen gemessen werden. Forschende verwenden es unter anderem, um Änderungen in der Erdrotation zu messen – eine wichtige Information, um die Auswirkungen des Klimawandels nachvollziehbar machen zu können.
Transdisziplinäre Ausbildung: Studierende aus der Physik und Geodäsie arbeiten zusammen
Von dem Praktikumsexperiment sollen Studierende im fortgeschrittenen Studium der Physik und der Geodäsie profitieren. „So versuchen wir, schon in der Ausbildung unserer Studierenden einen interdisziplinären Ansatz zu vermitteln“, sagt Simon Stellmer. „Die Trennung zwischen einzelnen Fächern ist nicht in Stein gemeißelt. Anders als im späteren Berufsleben haben die Studierenden jedoch meist noch kaum Berührungspunkte mit anderen Fächern.“ Um das zu ändern, sollen in dem zweitägigen Praktikumsexperiment jeweils zwei Studierende aus der Physik und Geodäsie in Teams zusammenarbeiten und so Einblick in die jeweils andere „Sprache“ erhalten. Diese Ausbildung hilft ihnen für ihre spätere Karriere – in der akademischen Forschung oder in der Industrie.
Das Experiment und die damit verbundene Forschung sind eng mit dem Transdisziplinären Forschungsbereich „Bausteine der Materie und fundamentale Wechselwirkungen“ der Universität Bonn verbunden – einem von sechs uniweiten Forschungsverbünden, in denen Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen und Fakultäten zusammenkommen, um gemeinsam an zukunftsrelevanten Fragestellungen der Exzellenzuniversität zu arbeiten.
Auch aus der Entfernung durchführbar
Eine weitere Besonderheit des Experiments: Es ist vollständig online durchführbar, sodass die Teilnehmenden lediglich einen Zugang zu einem Computer benötigen. Das macht es möglich, dass auch Forschende in anderen Teilen der Welt an dem Experiment arbeiten können, zum Beispiel im Globalen Süden. „Dadurch können wir unsere privilegierte Ausstattung auch Anderen zur Verfügung stellen“, betont Simon Stellmer. Auch Schulen sollen langfristig die Möglichkeit erhalten, das Experiment in Leistungskursen zu nutzen.