Resilienz in einer Lebenskrise bezeichnet eine Entwicklung, die dazu führt, dass die innere Balance wiederhergestellt oder eine neue Balance gefunden werden kann. "Eine schwere Erkrankung ist wie ein Sturz aus der normalen Lebensrealität. Resilienz bedeutet dabei mehr, als darüber nicht psychisch krank zu werden. Phasen der Belastung und der Zuversicht dürfen gleichzeitig bestehen oder sich abwechseln. Letztendlich geht es darum, die Krankheitserfahrung sinnvoll in das eigene Leben einzubauen“, sagt Prof. Dr. Franziska Geiser, Direktorin der Klinik Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn. Bei fortschreitenden und lebensbedrohlichen Erkrankungen geht es dabei aber manchmal mehr darum, sich an die krankheitsbedingten Veränderungen anpassen zu können. „Das Gefühl, einen Sinn im Leben zu finden, trotz oder vielleicht sogar mit der Erkrankung, kann dabei helfen“, weiß Prof. Dr. Lukas Radbruch, Direktor der Klinik für Palliativmedizin des Universitätsklinikums Bonn. „Resilienz hat deswegen auch viel mit dem Lebenssinn zu tun. In der Palliativversorgung versuchen wir zum Beispiel, über die Lebensgeschichte der betroffenen Patienten einen Zugang zum Lebenssinn zu erleichtern und damit deren Resilienz zu stärken."
Psychische Widerstandskraft selbst und in der Gemeinschaft stärken
Die Dekanin der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn Prof. Dr. Cornelia Richter weist auf die Bedeutung von Religion und Spiritualität für viele Menschen in Zeiten schwerer Erkrankung hin: „Für die einen werden Klage und Gebet wichtig, für die anderen eine Sehnsucht nach Ganzsein und Heilsein, für die dritten die Stille in ‘heiligen’ Räumen, für wieder andere die gemeinsame Andacht. Unsere religiösen Traditionen stellen uns Bilder von Finsternis und Licht, Verzweiflung und Hoffnung, Angst und neuer Zuversicht vor Augen und helfen damit, Worte zu finden, wo sie uns im eigenen Leben fehlen.“
Prof. Richter, Prof. Geiser und Prof. Radbruch arbeiten in der DFG-Forschungsgruppe „Resilienz in Religion und Spiritualität“ seit vielen Jahren zusammen. Vor diesem Hintergrund erläutern die drei Referenten im Rahmen des Patientenkolloquiums Möglichkeiten, auf innere Ressourcen zurückzugreifen und somit seine Resilienz zu stärken. Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen per Zoom an die Referenten des Universitätsklinikums Bonn zu stellen. Fragen können gerne vorab an redaktion@ukbonn.de geschickt werden.
Die Zugangsdaten zu den Online-Vorträgen per Zoom gibt es unter:
https://www.ukbnewsroom.de/ukb-patientenkolloquium-2021/