Das Interesse an veganer und vegetarischer Ernährung wächst – insbesondere unter Jüngeren. Es gibt jedoch bislang kaum wissenschaftlich belastbare Daten zu den Auswirkungen heutiger pflanzenbasierter Ernährungsweisen auf den Körper. „Die Supermarktregale haben sich insbesondere im Bereich der veganen und vegetarischen Ersatzprodukte in den letzten Jahren rasant verändert, sodass eine vegane oder vegetarische Ernährung heute ganz anders aussehen kann als noch vor zehn Jahren“, sagt Prof. Dr. Ute Nöthlings, Professorin für Ernährungsepidemiologie der Universität Bonn und Leitung der COPLANT-Studie Bonn. Ziel der COPLANT-Studie ist es, diese Datenlücken zu schließen.
Im Rahmen von COPLANT erfassen die Forschenden an acht Standorten in Deutschland und Österreich verschiedene Ernährungsweisen – ob vegan, vegetarisch, pescetarisch oder Mischkost. Anhand der Daten untersuchen sie dann unter anderem, wie sich die einzelnen Ernährungsweisen auf die Körperzusammensetzung und die Knochengesundheit auswirken. Unterscheiden sich die pflanzenbasierten Ernährungsweisen von einer Mischkost bei der Aufnahme von unerwünschten Stoffen? Welche Vitamine und Mineralstoffe werden ausreichend aufgenommen, welche kommen zu kurz? Was passiert im Stoffwechsel, wenn vollständig auf tierische Lebensmittel verzichtet wird? Ebenfalls im Fokus stehen die Fragen, mit welchen ökologischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen die Ernährungsweisen verbunden und wie nachhaltig diese insgesamt sind.
Teilnehmende aller Ernährungsweisen und Altersgruppen gesucht
Interessierte im Alter von 18 bis 69 Jahren können bereits seit wenigen Wochen im Bonner Studienzentrum an COPLANT teilnehmen. „Die Resonanz in Bonn ist bisher sehr erfreulich. Interessanterweise sind insbesondere junge, sich vegan ernährende Frauen an der Teilnahme interessiert. Wir würden uns freuen, wenn auch Personen anderen Geschlechts und andere Alters- und Ernährungsgruppen sich bei uns melden“, sagt die Leiterin des Bonner Studienzentrums Dr. Stefanie Koch. Denn: Nur so können die Forschenden die Vor- und Nachteile verschiedener Ernährungsweisen miteinander vergleichen.
Interessierte können sich per E-Mail an coplant@uni-bonn.de direkt beim Bonner Studienzentrum melden. Alle Informationen zur Teilnahme gibt es unter www.coplant-studie.de.
Teilnehmende kommen an zwei Terminen innerhalb eines Monats in das Studienzentrum. Dort beantworten sie zum einen Fragen, beispielsweise zu spezifischen Aspekten der Ernährungsweise oder zur Gesundheit. Zum anderen werden unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt sowie Bioproben (Blut, Urin und Stuhl) gesammelt. Dadurch erhalten die Teilnehmenden auch Informationen zum eigenen Gesundheitszustand, zum Beispiel über die Muskelkraft und das physische Leistungsvermögen, zum Muskel- und Fettanteil und der Knochengesundheit. Zusätzlich protokollieren die Teilnehmenden innerhalb von zwei Monaten an insgesamt vier Tagen ihre Ernährung.
Erstmalig im Einsatz: NutriDiary App zur Datenerhebung
Insgesamt wollen die Forschenden an den acht Standorten rund 6.000 Menschen untersuchen. Möglich macht die detaillierte Erfassung der Ernährung über mehrere Standorte hinweg eine App: Statt eines handschriftlich geführten Ernährungsprotokolls erfassen die Teilnehmenden ihre Ernährung mithilfe der NutriDiary App. NutriDiary wurde an der Professur für Ernährungsepidemiologie in Kooperation mit der Murmuras GmbH, einem Start-up der Universität Bonn, zum Führen von Wiege-Ernährungsprotokollen entwickelt.
Studienteilnehmende können ihre verzehrten Lebensmittel per Textsuche eingeben oder via Barcodescanner erfassen. Die App ist mit einer Produktdatenbank verknüpft, die eine Vielzahl an Grundnahrungsmitteln und Fertigprodukten enthält. Fehlende Lebensmittel können durch eine Fotofunktion und Freitexteingabe ergänzt werden. „Anders als in bisherigen Studien kann dadurch auch der Verzehr von neuartigen veganen und vegetarischen Lebensmitteln umfassend ermittelt werden“, sagt Ute Nöthlings, die auch Sprecherin des Transdisziplinären Forschungsbereichs (TRA) „Sustainable Futures“ an der Universität Bonn ist.