01. September 2022

Fotosynthese, Fertilität und Pfropfen Fotosynthese, Fertilität und Pfropfen

Deutsche Botanische Gesellschaft verleiht während ihrer Tagung an der Uni Bonn Preise an drei Forschende

Wie funktioniert ein effizientes Enzym der Photosynthese? Warum kann sich ein Moos nicht mehr sexuell vermehren? Welche Rolle spielen Temperatur und ein Hormon beim Pfropfen von Pflanzen? Das sind die Themen der drei Forschenden, die jetzt mit den Wissenschaftspreisen der Deutschen Botanischen Gesellschaft (DBG) ausgezeichnet wurden. Dr. Meike Hüdig, Dr. Rabea Meyberg und Master-Absolvent Kai Steffen Bartusch erhielten ihre Auszeichnungen während der DBG-Tagung an der Universität Bonn. Die Preise sind jeweils mit 2.000 bis 2.500 Euro dotiert.

Die drei Preistragenden (von oben links im Uhrzeigersinn):
Die drei Preistragenden (von oben links im Uhrzeigersinn): - Dr. Rabea Meyberg, Dr. Meike Hüdig und Kai Steffen Bartusch. © Fotos: Rabea Meyberg, Manuel Balparda, Syahfitri Retno Wulandari
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Der Eduard-Strasburger-Preis der Deutschen Botanischen Gesellschaft (DBG) geht an Dr. Meike Hüdig, die am Institut für Zelluläre & Molekulare Botanik der Universität Bonn in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Veronica G. Maurino forscht. Der Molekularbiologin gelang es mit einer geschickten Methoden-Kombination, Aufbau und Aufgabe eines Schlüsselenzyms einer besonderen Form der Fotosynthese nachzuweisen, nach dessen Funktion seit mehr als 40 Jahren gesucht wurde.

Diese sogenannte C4-Photosynthese betreiben nur rund drei Prozent der bekannten 250.000 Pflanzenarten. C4-Pflanzen gedeihen an trockenen und nährstoffarmen Standorten. Mit der C4-Photosynthese können sie auch noch kleinste Mengen Kohlendioxyd verstoffwechseln ohne zu verwelken. Dr. Hüdig erhielt ihre Auszeichnung bei der Botanik-Tagung an der Universität Bonn aus den Händen von DBG-Präsident Prof. Dr. Andreas Weber und von Stefanie Wolf vom Springer-Spektrum-Verlag, der das Preisgeld bereitstellte.

Warum ein Moos sich nicht mehr vermehren kann

Den Wilhelm-Pfeffer-Preis erhält Dr. Rabea Meyberg für ihre Doktorarbeit. Die Wissenschaftlerin aus dem Labor von Prof. Dr. Stefan Rensing an der Universität Marburg deckte auf, warum der weltweit in der Grundlagenforschung verwendete Laborstamm des Kleinen Blasenmützenmooses (Physcomitrium patens) sich nicht mehr vermehren konnte. Außerdem etablierte sie eine fortpflanzungsfähige Alternative.

Unter Laborbedingungen wurde der Ökotyp namens Gransden während der letzten Jahrzehnte nicht häufig genug sexuell vermehrt. Dadurch sammelten sich Mutationen an, was schließlich dazu führte, dass die Spermatozoide immobil wurden und keine Eizelle mehr für die Befruchtung erreichten. Dr. Meyberg konnte zeigen, dass männlichen Keimzellen von Mensch und Moos die gleichen Proteinkomplexe als Antriebsmotor benötigen. Das Moos könnte daher in Zukunft auch als Modell für menschliche Fortpflanzungsdefekte dienen. Dr. Meyberg wurde vom Präsidenten der verleihenden Wilhelm-Pfeffer-Stiftung der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Prof. Dr. Severin Sasso, gewürdigt.

Erfolg beim Pfropfen hängt von Temperatur und Pflanzenhormon ab

Kai Steffen Bartusch erhält den Horst-Wiehe-Preis für seine Arbeiten zur Temperaturabhängigkeit und zu molekularen Mechanismen beim Pfropfen. Dabei handelt es sich um eine Methode zum Vereinigen zweier Pflanzen - etwa um geschmackvolle Reben mit robusten Wurzelstöcken zu kombinieren. In seinen Studien mit der Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) analysierte Bartusch mit Fluoreszenzfarbstoffen erstmals die Vereinigung der Transport-Gefäße beider Pflanzen bei unterschiedlichen Temperaturen: Sie wuchsen am besten bei 27 Grad Celsius zusammen.

Außerdem zeigte der Forscher, wie das Pflanzenhormon Auxin den Mechanismus auf Molekülebene beeinflusst. Bartusch führte die Arbeiten bei Prof. Dr. Marcel Quint an der Universität Halle-Wittenberg und bei Dr. Charles Melnyk an der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften in Uppsala durch. Die richtige Umgebungstemperatur und der Zusatz von Auxin können in Zukunft die Erfolgsquoten beim Pfropfen verbessern. Derzeit arbeitet Bartusch an seiner Doktorarbeit an der ETH Zürich. Er bekam die Auszeichnung aus den Händen der Generalsekretärin der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Prof. Dr. Caroline Müller. 

Die Trägerin des Eduard-Strasburger-Preises 2022:
Die Trägerin des Eduard-Strasburger-Preises 2022: - Dr. Meike Hüdig, „schält“ die nur ein bis zwei Millimeter kleinen Samen der Cleome angustifolia-Pflanze, damit sie besser keimen. © Foto: Manuel Balparda/Uni Bonn
Dr. Rabea Meyberg, Trägerin des Wilhelm-Pfeffer-Preises 2022
Dr. Rabea Meyberg, Trägerin des Wilhelm-Pfeffer-Preises 2022 - am Mikroskop. Der Bildschirm zeigt eine grüne Sporenkapsel des Mooses Physcomitrium patens (Kleines Blasenmützenmoos). © Foto: Rabea Meyberg
Der Träger des Horst-Wiehe-Preises 2022:
Der Träger des Horst-Wiehe-Preises 2022: - Kai Steffen Bartusch auf dem Campus der ETH Zürich. © Foto: Syahfitri Retno Wulandari

Weitere Informationen über die Arbeiten, die Preise und die Kontakte der Preistragenden:
https://www.deutsche-botanische-gesellschaft.de/ueber-die-dbg/presse-newsroom/pm-2022-wissenschaftspreise

Dr. Esther Schwarz-Weig
Deutsche Botanische Gesellschaft
Tel. 0179-7607229
E-Mail: presse@deutsche-botanische-gesellschaft.de

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