12. Oktober 2022

Die „Kleinen Welten“ Kandinskys und ihre Herkunft Die „Kleinen Welten“ Kandinskys und ihre Herkunft

Vor dem Provenienzforschungsprojekt: Ausstellung von Grafikmappen, darunter Kandinskys „Kleine Welten“, im Kunsthistorischen Institut der Uni Bonn bis zum 10. November 2022

Zum 100. Publikationsjubiläum der Grafikmappe „Kleine Welten“ von Wassily Kandinsky zeigt das Kunsthistorische Institut diese und andere zeitgenössische Grafikmappen aus der Institutsbibliothek ab dem 14. Oktober 2022 bis zum 10. November 2022 im Foyer des Kunsthistorischen Instituts. Forschende beginnen jetzt, den ungeklärten Erwerbungskontext aufzuklären.

Kleine Welten, Lithographie, Berlin 1922
Kleine Welten, Lithographie, Berlin 1922 - Kandinskys Grafikmappe wird zum Beginn des Forschungsprojektes im Kunsthistorischen Institut der Uni Bonn ausgestellt. © Foto: Jean-Luc Ikelle-Matiba / Universität Bonn 2022
Alle Bilder in Originalgröße herunterladen Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.

Die Grafikmappe Kleine Welten von Wassily Kandinsky (1866–1944) wurde in der Graphischen Druckerei des Staatlichen Bauhauses in Weimar gedruckt und erschien 1922, also vor 100 Jahren, im Propyläen-Verlag in Berlin. Sie umfasst zwölf, jeweils eigenhändig vom Künstler signierte Druckgrafiken, außerdem eine kurze Einleitung des Künstlers selbst. Die Mappe gilt nicht allein als das grafische Hauptwerk Kandinskys aus seiner Zeit am Weimarer Bauhaus, sondern als Höhepunkt seines grafischen Lebenswerkes. Die Gesamtauflage umfasste 230 nummerierte Exemplare.

Die Kleinen Welten und vier Mappen mit grafischen Folgen vier weiterer Künstler waren dem Institut im Jahr 1938 weit unter Wert überlassen worden. Ab hier stellen sich viele Fragen zur Herkunftsgeschichte der Mappen, die im Rahmen eines Provenienzforschungsvorhabens am Kunsthistorischen Institut der Uni Bonn jetzt bearbeitet werden:
Wer hat die Mappen seinerzeit bezahlt? Weder Institut noch Freundeskreis hatten das Geld dafür gegeben. Waren die Werke durch die entwürdigende Hetzkampagne der Nazis unter der Parole „Entartete Kunst“ konfisziert worden? Inventarnummern, die auf vorherigen Museumsbesitz hinweisen, fehlen. Gab es jüdische Eigentümer, denen die Werke geraubt wurden? Auch dafür gibt es zwar bislang keine Indizien, aber es kann auch nicht ausgeschlossen werden. Aus welcher Quelle hat die Buchhandlung Ludwig Röhrscheid die Werke bezogen, bevor sie an das Institut weiterverkauft wurden?

„Neben der Untersuchung der Geschäfte der Buchhandlung muss auch die eigene Institutsgeschichte weiter erforscht werden“, erklärt Prof. Dr. Christoph Zuschlag, Professor mit dem Schwerpunkt Provenienzforschung an der Universität Bonn. „Etwa 8000 Eingänge, welche die Institutsbibliothek im Inventarbuch verzeichnet hat, sollen vollständig und systematisch geprüft werden. Durch Sichtbarmachen der Erwerbungsstrategien möchten wir Verantwortung übernehmen. Wo Fälle von NS-Raubgut nachweisbar sind, werden wir uns im Sinne der Washingtoner Prinzipien um faire und gerechte Lösungen bemühen“, sagt die Bibliotheksleiterin des Kunsthistorischen Instituts, Constanze Keilholz.

Die Ausstellung „Kandinsky im Kunsthistorischen Institut“ macht jetzt den Anfang, in dem sie dieses Meisterwerk zum Auftakt der Forschungsarbeiten öffentlich zeigt. Die Schau wird kuratiert von Prof. Dr. Christoph Zuschlag, Dr. Timo Hagen und Constanze Keilholz M.A.

Eröffnung: Zur Vernissage am Donnerstag, 13. Oktober 2022, um 18:30 Uhr, im Foyer des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn, Regina-Pacis-Weg 1, 53113 Bonn, wird herzlich eingeladen.

Laufzeit und Öffnungszeiten: Die Ausstellung kann vom 14. Oktober 2022 bis zum 10. November 2022 montags bis freitags in der Zeit von 09.00 Uhr bis 19.00 Uhr besucht werden.

Ansprechpartnerin:
Constanze Keilholz
Leiterin der Bibliothek des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn
Regina-Pacis-Weg 1, 53113 Bonn
E-Mail: constanze.keilholz@uni-bonn.de

Wird geladen