Jeder akute Schlaganfall ist ein Notfall. Plötzliche Seh- oder Sprachstörungen, Lähmung, Taubheitsgefühl, Drehschwindel mit Gangunsicherheit oder schlagartig einsetzender, heftigster Kopfschmerz sind Alarmzeichen, die keiner ignorieren darf. „Schon ein einzelnes dieser Anzeichen sollte zum Wählen der Notrufnummer 112 und zur sofortigen Einweisung in ein auf Hirngefäße spezialisiertes Zentrum führen. Hier muss mittels einer sofortigen bildgebenden Diagnostik eine Hirnblutung oder eine Hirndurchblutungsstörung nachgewiesen beziehungsweise voneinander unterschieden werden. Bei einem Schlaganfall durch einen Gefäßverschluss tickt die Uhr, da durch die Durchblutungsstörungen jede Sekunde viele Zehntausende von Nervenzellen sterben“, sagt Prof. Dr. Gabor Petzold, Leiter der Vaskulären Neurologie am Universitätsklinikum Bonn. Es gibt also nur ein enges Zeitfenster, um mit geeigneten Maßnahmen bleibende Schäden im Gehirn zu verhindern.
In der Akuttherapie werden derzeit zwei etablierte Verfahren angewendet: die durch Neurologen durchgeführte Thrombolyse, also die medikamentöse Auflösung eines Blutgerinnsels, sowie die kathetergestützte so genannte Thrombektomie durch erfahrene und hierfür spezialisierte Neuroradiologen. „Unter Anwendung von Stent-Retrievern der neueren Generation ist es eine wirksame Methode, um Arterien mechanisch von einem Blutpfropf zu befreien. Wichtig ist, dass diese Maßnahme möglichst so schnell wie möglich durchgeführt wird“, sagt Prof. Dr. Alexander Radbruch, Direktor der Klinik für Neuradiologie am Universitätsklinikum Bonn. Auch bei einer Hirnblutung ist der Zeitfaktor kritisch. Hier muss schnellstmöglich diagnostiziert werden, ob der Blutung eine Gefäßmissbildung – wie zum Beispiel ein Aneursyma – zu Grund liegt, da eine erhebliche Gefahr für eine tödliche Nachblutung besteht. Dann muss im Dialog zwischen den auf Hirngefäßerkrankungen spezialisierten Neuroradiologen und Neurochirurgen die beste Behandlungsmöglichkeit individuell für den Patienten ermittelt werden.
Spitzen-Versorgung in größeren Zentren mit spezialisierter Einheit
Neben dem kritischen Faktor der Zeit sollten Schlaganfallpatienten aufgrund der hochkomplexen diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen grundsätzlich nur in dafür spezialisierten Einheiten, den sogenannten Stroke Units, versorgt werden. Zudem sollte eine solche Schlaganfalleinheit möglichst in ein größeres Behandlungszentrum eingebunden sein, das alle logistischen, diagnostischen und therapeutischen Optionen vor Ort vorhält – also rasche exakte Diagnose, sofortige Umsetzung der am besten geeigneten medikamentösen (z.B. Thrombolyse), angiographisch interventionellen (z.B. Throbektomie) oder neurochirurgisch operativer Therapie. „Dies ist insbesondere wichtig, da in der Phase vor der Krankenhauseinweisung kaum feststellbar ist, welche dieser Behandlungsmöglichkeiten für welchen Patienten in Frage kommt. Aus diesen Gründen ist es essentiell, die Aufnahme und Behandlung in einem Krankenhaus anzustreben, dass alle Behandlungsarten Tag und Nacht auf höchstem Niveau vorhält“, sagt Prof. Dr. Hartmut Vatter, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Bonn.
Rasche Hilfe jeden Tag rund um die Uhr bei einem Schlaganfall
Das Neurozentrum des Universitätsklinikums Bonn erfüllt diese Anforderungen. Die Stroke Unit der Sektion für Vaskuläre Neurologie der Neurologischen Klinik ist die größte und einzige überregional zertifizierte Stroke Unit in der Region. Die neu gegründete Klinik für Neuroradiologie auf dem Campus Venusberg konnte das Team um international führende, auf interventionelle Verfahren spezialisierte Neuroradiologen erweitern, so dass die sofortige und umfassende Behandlung von Hirngefäßverschlüssen und Gefäßmalformationen jederzeit möglich ist. Zudem bietet die renommierte Klinik für Neurochirurgie das komplette Spektrum neurochirurgischer Behandlungsmöglichkeiten auf internationalem Spitzenniveau an. Darüber hinaus gibt es in der Vaskulären Neurologie, der Neuroradiologie und der Neurochirurgie jeweils Spezialsprechstunden, die aufeinander abgestimmt sind. Hier werden Patienten nach einem ischämischen Schlaganfall, einer Hirnblutung oder Hirngefäßmalformation zur Langzeitnachsorge betreut und beraten. Zudem werden dort Patienten mit seltenen Schlaganfallursachen behandelt. Aber auch Patienten ohne Schlaganfall, bei denen eine Risikokonstellation wie verengte Halsschlagadern festgestellt wurde, können sich umfassend und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beraten lassen. Im Rahmen der Informationsveranstaltung geben Prof. Vatter, Prof. Petzold und Prof. Radbruch einen Überblick über das komplette Spektrum der Vorsorge und Behandlung von Schlaganfällen und anderen Hirngefäßerkrankungen. Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen per Zoom an die Referenten zu stellen. Fragen können gerne vorab an redaktion@ukbonn.de geschickt werden.
Die Zugangsdaten zu den Online-Vorträgen per Zoom gibt es demnächst unter:
https://www.ukbnewsroom.de/ukb-patientenkolloquium-2020/
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Gabor Petzold
Leiter Vaskuläre Neurologie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15736
E-Mail: Gabor.Petzold@ukbonn.de
Prof. Dr. Alexander Radbruch
Direktor der Klinik für Neuradiologie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-16507
E-Mail: alexander.radbruch@ukbonn.de
Prof. Dr. Hartmut Vatter
Direktor der Klinik für Neurochirurgie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-16501
E-Mail: hartmut.vatter@ukbonn.de