„Mit dem Promotionsstipendium sowie einer wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle fördern wir die Forschungsstelle Provenienzforschung, Kunst- und Kulturgutschutzrecht an der Universität Bonn. Ziel ist es, den Bereich der Provenienzforschung weiter auszubauen sowie die wissenschaftliche Vernetzung voranzutreiben. Das Vorhaben der ersten Stipendiatin Esther Heyer zu Graf Wolff Metternich zeigt exemplarisch, wie wichtig die Erforschung einzelner Biografien und Netzwerke für die Provenienzforschung ist“, sagt Isabel Pfeiffer-Poensgen, Kultur- und Wissenschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen.
Ziel des Promotionsstipendiums ist es, die Forschungen zur Entziehung, Verlagerung sowie Verbringung von Kulturgut zu intensivieren. Ein enger thematischer Bezug zum heutigen Bundesland Nordrhein-Westfalen kennzeichnet das ausgewählte Dissertationsvorhaben. Die Stipendiatin, Esther Rahel Heyer, promoviert derzeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Ihre Arbeit wird dort von Prof. Dr. Christian Fuhrmeister (Zentralinstitut für Kunstgeschichte) betreut.
Das Dissertationsprojekt zeichnet unter dem Arbeitstitel „Franziskus Graf Wolff Metternich (1893–1978): Projektionsfläche für Fremd- und Selbstinszenierung zwischen Kunst-Geschichte, Denkmal-Pflege und Kultur-Politik“ die Aktivitäten, das Leben sowie die beruflichen Stationen Wolff Metternichs nach. Seine Aufgaben als Provinzial- und später Landeskonservator im Rheinland und als Beauftragter für Kunstschutz in den besetzten Gebieten während des Zweiten Weltkriegs stehen dabei im Zentrum; ebenso die Nachkriegskarriere sowie familiäre, persönliche und wissenschaftliche Verbindungen. Der Akteur Wolff Metternich, der an der Universität Bonn studierte und bei Paul Clemen promoviert wurde, soll anhand der breiten Quellenüberlieferung neu eingeordnet werden. Aufgrund des multiperspektivischen Ansatzes werden unter anderem Erkenntnisse zum Kulturgutentzug in den besetzten Gebieten und zu Personennetzwerken erwartet, die der Beantwortung von grundlegenden Fragen zur Kunst- und Kulturgeschichte beziehungsweise der Kulturpolitik im 20. Jahrhundert dienen werden. Nicht zuletzt leistet das Projekt auch einen Beitrag zu den aktuellen Debatten über Translokationen von Kulturgut und den Kulturgutschutz.
Esther Rahel Heyer war von 2016 bis 2020 bereits wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Quellenforschungsprojekt zum deutschen militärischen Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg (https://kunstschutz-wolff-metternich.de), in dessen Fokus der Privatnachlass Wolff Metternichs stand. Dieses Projekt der Vereinigten Adelsarchive im Rheinland e.V. wurde durch das Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) betreut und durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste sowie den LVR finanziell gefördert.
Neben dem Promotionsstipendium fördert das Ministerium eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle an der Forschungsstelle Provenienzforschung, Kunst- und Kulturgutschutzrecht der Universität Bonn. Dieses Engagement ergänzt die Initiative zur Gründung einer Koordinationsstelle für Provenienzforschung in NRW (KPF.NRW). Die Koordinationsstelle entsteht in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und wird als übergeordnete Stelle die Aktivitäten in Nordrhein-Westfalen rund um unrechtmäßig entzogenes Kulturgut bündeln.
Kontakt:
Esther Rahel Heyer
Forschungsstelle Provenienzforschung, Kunst- und Kulturgutschutzrecht
Universität Bonn
E-Mail: esther.r.heyer@gmail.com
Stéphanie Baumewerd
Forschungsstelle Provenienzforschung, Kunst- und Kulturgutschutzrecht
Universität Bonn
Tel. 0228/734531
E-Mail: sbaumewerd@uni-bonn.de