Über 150 Jahre Geschichte der Anästhesiologie eingebettet in frühe Ausschnitte benachbarter Fächer dokumentiert das Horst-Stoeckel-Museum ab jetzt virtuell und frei zugänglich. Es ist mit weit mehr als 850 Exponaten eines der umfangreichsten auf dem europäischen Kontinent. Das Museum zählt zu einem von vier Museen seiner Art weltweit. Seit dem Jahr 2000 eröffnete das Museum auf dem Venusberg Zugang zur Sammlung in 45 Vitrinen. Das Museum bildet die gesamte Zeitspanne der jungen medizinischen Disziplin der Anästhesie ab.
Dazu zählen Materialien und Artefakte zur Anästhesie, zur Rettungsmedizin, Intensivmedizin und zur Schmerztherapie sowie Geräte, Zubehör und nicht zuletzt eine Buch- und Zeitschriften-Sammlung mit über 10.000 Bänden. Die Exponate und Informationen klären auf über die Entwicklung der Anästhesieverfahren, von der Tropf- bis hin zur modernen Narkose. Zu sehen gibt es dazu beispielsweise die Berliner Schimmelbuschmaske für die Äther-Tropf-Narkose von 1890 oder eine Eiserne Lunge aus dem Jahr 1952. Ein vollständiger Operationssaal aus dem Jahr 1930 veranschaulicht die Erfindung der Intubation der Atemwege. In einer Sonderschau sind die Ergebnisse des 20-jährigen Forschungsprogramms des Lehrstuhls für Anästhesiologie der Universität Bonn unter Leitung von Prof. Stoeckel dargestellt: die Hirnströme des Patienten steuern die Menge des gegebenen Anästhetikums in Abhängigkeit der erwünschten Narkosetiefe über eine formelgesteuerte Pumpe selbst. Dies wurde sowohl für volatile Narkotika als auch für intravenöse Anästhesien entwickelt und die Zuverlässigkeit der Methode wurde an Probanden bewiesen.
Virtueller Rundgang durch die realen Objekte
Die Sammlung der Objekte wurde vollständig digitalisiert. Ein virtueller Rundgang bildet das Museum exakt ab. So bleibt das Horst-Stoeckel-Museum mit seiner Struktur der Darstellung des Fortschrittes für den Patienten in Entwicklungslinien erhalten und besuchbar. Es werden die Anästhesieverfahren nicht allein chronologisch ausgestellt und Meilensteine hervorgehoben, sondern auch einander gegenübergestellt und verglichen; so wurde jeweils der Fortschritt eines neuen Verfahrens für die Patientensicherheit herausgearbeitet.
Die realen Objekte werden in Zusammenarbeit mit dem Archivar der Universität, Dr. Thomas Becker gesichert. Die Bibliothek des Horst-Stoeckel-Museums wird in die Bibliothek des Institute for Medical Humanities integriert und bleibt über die Universitäts- und Landesbibliothek der Universität Bonn weltweit recherchierbar.
Digitalisierung erhält Museum
„Mit dem Projekt der Digitalisierung des Museums wollen wir neue, innovative Wege gehen und diese einzigartige Sammlung einer möglichst großen Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Medizinische Fakultät strebt darüber hinaus an, auch eine neue reale Ausstellungsfläche zu identifizieren.“, erklärt Dekan Prof. Dr. Bernd Weber: „Langfristig soll die Sammlung wieder ganz real der Öffentlichkeit präsentiert werden. Es war uns jetzt wichtig, dieses Lebenswerk von Prof. Stoeckel direkt weiterhin nutzbar zu erhalten. Hier hilft die Digitalisierung. Dauerhaft streben wir beide Wege an. Wer die Sammlung digital erlebt hat, soll idealerweise auch vor Ort die Objekte real erleben können. Wir sind Herrn Kollegen Professor Stoeckel sehr dankbar, dass er dieses Projekt so engagiert begleitet und ermöglicht hat.“
Der Gründer und Leiter des nun überführten Museums, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Stoeckel freut sich darüber, dass „durch die Schaffung des virtuellen Museums meine Sammlung auf einzigartige Weise erhalten bleibt, nicht zuletzt für meine Gäste aus aller Welt, die mich immer wieder kontaktiert haben. Ich bin dem Dekan Prof. Weber mit seinem Team, Herrn Dr. Worst, Herrn Lannert und Herrn Lentfer für diese Lösung sehr dankbar.“
Virtuelle Welt für Interessierte weltweit
Fotograf Volker Lannert: „Dies war eine ganz wunderbare Arbeit, gerade das Stoeckel-Museum samt Konzeption, Leitidee und Objekten in eine virtuelle Welt zu überführen. Ich bin Professor Stoeckel und auch Professor Weber dankbar, dass ich mit dem Filmproduzenten Ole Lentfer dieses Projekt umsetzen konnte. Wir würden uns freuen, auch weitere virtuelle Rundgänge zu erschaffen: so werden die realen Welten der Museen einfach viel mehr Interessierten erschlossen."
Das ehemalige Schwesternwohnheim steht nun erneut vor einem Umbau. Hier werden die Kontaktpunkte der Medizinischen Fakultät für die Studierenden zusammengeführt werden und das neue Institut für Medizindidaktik entstehen.
Ansprechpartner:
Dr. Philipp Worst,
Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn,
Venusberg-Campus 1, Haus 33, 53127 Bonn
E-Mail: philipp.worst@ukbonn.de
Tel.: +49(0)170-3750832