10. November 2022

Sie wollten nur studieren: Frauenschicksale in Schwarz-Weiß Sie wollten nur studieren: Frauenschicksale in Schwarz-Weiß

Der Numerus Clausus und die jungen Frauen / Ausstellung im Frauenmuseum in Kooperation mit dem BCDSS der Uni Bonn

Eine neue Ausstellung im Frauenmuseum Bonn richtet den Fokus auf junge ungarische Jüdinnen, deren Leben durch die Einführung des sogenannten Numerus-Clausus-Gesetzes im Jahr 1920 grundlegend beeinflusst wurde. Basierend auf familiären Erinnerungen, historischen Dokumenten und Fotografien erweckt die Ausstellung vom 20. November bis 22. Dezember 2022 die Schicksale und Errungenschaften von Frauen zum Leben, die im ersten Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts geboren wurden. Darüber hinaus zeigt sie, welchen Einfluss das Gesetz auf die Frauenbewegung und die jüdische Assimilation hatte. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) der Universität Bonn. Anmeldungen zur Teilnahme an der Eröffnung bitte bis zum 18. November an: events@dependency.uni-bonn.de

Poster zur Ausstellung
Poster zur Ausstellung © BCDSS/ Uni Bonn
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Die jungen Frauen, die in der Ausstellung zu sehen sind, unterscheiden sich stark hinsichtlich ihres Geburtsortes, sozioökonomischen, familiären und kulturellen Hintergrundes, ihrer Konfession, anschließender Karriere sowie ihres Schicksals während der Shoah. Verbunden waren sie jedoch durch den gemeinsamen Wunsch zu studieren und die Tatsache, dass ihr Leben mit der Einführung des „Numerus-Clausus-Gesetzes“ fundamental verändert wurde, da ihre Möglichkeiten und Lebensentscheidungen stark eingeschränkt wurden. Die Ausstellung hebt die enormen Hürden hervor, die den jungen Frauen in den Weg gestellt wurden, zeigt aber gleichzeitig auf, welche Beiträge sie in modernen Bereichen wie Psychologie, Fotografie, Reformpädagogik, modernem Tanz und Kunst geleistet haben – sowohl innerhalb als auch außerhalb Ungarns.

Die Ausstellung war erstmals in der 2b Gallery in Budapest im August 2021 zu sehen und wurde nun vom Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) für das Frauenmuseum Bonn übernommen. Sie basiert auf dem Forschungsprojekt „Academic antisemitism, women’s emancipation, and Jewish assimilation“ von Judith Szapor (McGill University, Montreal), welches von dem Canadian Social Sciences and Humanities Research Council finanziert wurde.

Historischer Hintergrund

Im September 1920 wurde in Ungarn das Gesetz XXV von 1920 „Zur Regulation von Einschreibungen an Universitäten, technischen Universitäten, der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und Schulen“ erlassen – das sogenannte „Numerus-Clausus-Gesetz“ stellte die erste Instanz antisemitischer Gesetzgebungen im Europa zwischen den Weltkriegen dar. In einer Ära des wiederkehrenden Ethnonationalismus in Mittel- und Osteuropa waren Universitäten die Schlachtfelder für Konflikte zwischen den traditionellen und modernen Eliten, den liberal-demokratischen und illiberalen Ideologien sowie der antisemitischen Gewalt an Universitäten von Polen bis Österreich, Rumänien und sogar der Tschechoslowakei.

Das „Numerus-Clausus-Gesetz“ verletzte das liberale Prinzip der gleichen Staatsbürgerschaft: es setzte die Gleichberechtigung der Jüdinnen in Ungarn, die 1867 etabliert wurde, außer Kraft und begrenzte die Quote der jüdischen Studentinnen an Universitäten auf sechs Prozent bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Das Gesetz schloss weiterhin alle linksorientierten Studentinnen – und für einen Teil der 1920er sogar alle Frauen – von den Universitäten aus. In Verbindung mit dem offiziellen Antisemitismus der Zwischenkriegszeit führte es auch zur „Auswanderung“ von ungarisch-jüdischen Studentinnen an Universitäten und Kunstakademien (einschließlich des Bauhauses) in Österreich, Deutschland, Italien und der Tschechoslowakei bis in die mittleren bis späten 1930er-Jahre.

Sie wollten nur studieren – Der Numerus Clausus und die jungen Frauen
Ausstellung im Frauenmuseum Bonn
20. November bis 22. Dezember 2022
Eröffnung: 20. November 2022 um 16 Uhr

Ausstellungswebseite

Adresse:
Frauenmuseum
Im Krausfeld 10
53111 Bonn

Cécile Jeblawei
Presse und PR Manager
Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS)
Universität Bonn
E-Mail: pr@dependency.uni-bonn.de
Tel: +49 228 73 62477
https://www.dependency.uni-bonn.de/en

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