Das Internet ist für viele Verbraucherinnen und Verbraucher bei gesundheitlichen Fragen die erste Informationsquelle. Umso wichtiger ist es, verlässliche und verständliche Gesundheitsinformationen im Netz zu erhalten. Nicht immer ist zweifelsfrei erkennbar, wie vertrauenswürdig die Informationen und konsultierten Quellen bei Themen rund um die Gesundheit sind. Ein Anliegen des Projekts OriGes ist deshalb, die Kompetenz von Verbraucherinnen und Verbrauchern im Umgang mit Online-Gesundheitsinformationen zu stärken und Ihnen das Werkzeug an die Hand zu geben, seriöse von unseriösen Informationen unterscheiden zu können. So sollen sie vor den Folgen falscher oder gar gesundheitsgefährdender Informationen geschützt werden.
„Wir haben beobachtet, dass die Gesundheitsversorgung immer komplexer wird – damit steigen auch die Anforderungen an die Kompetenzen der Nutzerinnen und Nutzer von Gesundheitsleistungen. Unser Ziel ist es, die Menschen in die Lage zu versetzen, aus digitalen Gesundheitsinformationen das Beste für sich zu machen“, so die Ethikerin Christiane Woopen. Die Leiterin des Projekts OriGes wechselte im Oktober 2021 von ceres, Universität zu Köln, an die Universität Bonn – als Hertz-Professorin im Transdisziplinären Forschungsbereich „Individuals & Societies“. Dort gründete sie das „Center for Life Ethics“ mit dem Haus für junges Denken, an dem das Projekt OriGes nun beheimatet ist. „Ein entscheidender Aspekt ist dabei, digitale Gesundheitsinformationen so zu gestalten, dass sie die Menschen mit ihren unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Hintergründen erreichen: Unser Vorhaben in der zweiten Phase von OriGes war, die Bedürfnisse einer pluralen Gesellschaft mitzudenken und zu beforschen.“
Überwindung von Barrieren
Das Stadtteillabor der HS Gesundheit war maßgeblich an dieser kultur- und diversitätssensiblen Weiterentwicklung der beiden Webseiten beteiligt. Sein Forschungsort liegt inmitten des diversen Stadtteils Hustadt in Bochum, einem Viertel, in dem 3.000 Menschen aus 40 Nationen leben.
„Es gibt ganz unterschiedliche Gründe dafür, dass nicht alle Internetquellen für Gesundheitsinformationen gleichermaßen zugänglich oder verständlich sind“, erläutert Christiane Falge, Professorin für Gesundheit und Diversity an der HS Gesundheit. Viele Seiten seien an einer weiß-deutschen Mehrheitsgesellschaft ausgerichtet und für marginalisierte Menschen kaum zugänglich. „Vor allem Sprache aber auch der Wunsch nach unterschiedlichen Ansprachen oder Informationsformaten stellen hier Nutzungsbarrieren dar“, erklärt sie.
Mit den Bewohnerinnen und Bewohnern als Ko-Forschende wurden Barrieren im Gesundheitssystem erkannt und diversitätssensible Gesundheitsinformationen erstellt.
Ein Ergebnis daraus waren mehrsprachige Videos, die von den Menschen aus der Hustadt, mit ihnen und für sie gedreht wurden. „Videos sind medial einfach zu bedienen und damit leicht zugänglich. Es geht darin um Themen, die für diese Menschen relevant sind, wie etwa Rassismus, häusliche Gewalt oder Pflegeversicherung. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, sind sie in Deutsch, Arabisch, Somali, Kurdisch und Persisch produziert worden. Aber es bleibt noch viel zu tun“, betont Christiane Falge.
Als weitere Maßnahme für den barrierefreien Zugang wurden die Seiten www.gesund-im-netz.net und www.klick2health.net in „Leichte Sprache“ umgesetzt.
Nach Abschluss der Förderphase werden die Webseiten ab dem 1. Januar 2023 langfristig bei der Stiftung Gesundheitswissen eingebettet. „Gesundheitskompetenz ist eine Schlüsselqualifikation unserer modernen Wissensgesellschaft. Deshalb freut es uns, dass wir die Inhalte und Ergebnisse des Projekts im Rahmen unserer Stiftungsarbeit fortführen können“, so PD Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen.
Die Stiftung Gesundheitswissen ist eine gemeinnützige Stiftung mit dem Ziel, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu steigern und so den Einzelnen zu einem gesundheitsförderlichen Handeln zu aktivieren. Dazu erstellt sie u. a. laienverständliche Gesundheitsinformationen auf Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, zeigt Präventionsmöglichkeiten sowie Behandlungsalternativen auf und fördert das Gesundheitswissen im Allgemeinen.
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Das Center for Life Ethics der Universität Bonn befasst sich als Zentrum für Forschung, Lehre und Beratung mit dem Leben und den Bedingungen für seine Entfaltung angesichts der technischen, ökonomischen, ökologischen und globalen Herausforderungen. In enger Kooperation mit Wissenschaftler:innen aus anderen Fachdisziplinen sowie Akteur:innen aus unterschiedlichen Praxisfeldern will es gesellschaftsrelevante Fragen, Orientierung und Lösungswege entwickeln. Die Ethik dient dabei als verbindende Querschnittsperspektive.
Das Haus für junges Denken ist ein Ort der Begegnung und des Dialogs zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit am Center for Life Ethics. Es ist ein Forum, um inter- und transdisziplinäre Forschung zu den Dynamiken des Lebens ethisch zu reflektieren und kreativ zu nutzen.